Julia Extra Band 0327
ließ. „Möglicherweise nicht. Vielleicht hätte ich auch nichts sagen sollen …“
Erschöpft stützte Emelia sich auf einem Pfosten ab. „Ich kann gar nicht glauben, dass ich mich auf ein so liebloses Arrangement eingelassen habe“, sagte sie mehr zu sich selbst. Dann sah sie das Mädchen vor sich an. „Dabei wollte ich immer nur aus Liebe heiraten. Bist du sicher, dass ich Javier niemals geliebt habe?“
Inzwischen wirkte Izabella regelrecht verstört. „Falls dem so war, hast du es mir gegenüber nicht erwähnt. Du hast alle deine Gefühle für dich behalten, obwohl es ziemlich offensichtlich war, wie sehr du dich von ihm angezogen gefühlt hast. Aber er wirkt auf viele Frauen furchtbar anziehend.“
Daran wollte Emelia nicht denken. Es war einfach zu schmerzhaft. „Entschuldige, wenn ich dir einen falschen Eindruck vermittelt haben sollte. Javier hat mir erzählt, dass du und ich nicht gerade gut miteinander klargekommen sind. Hoffentlich habe ich dir nicht auf irgendeine Weise geschadet. Ich hatte noch nie zuvor eine Schwester, obwohl ich mir immer eine gewünscht habe. Vor allem, nachdem meine Mutter starb. Es wäre so schön gewesen, mit jemandem über die Themen reden zu können, die nur Mädchen verstehen.“
Izabellas Blick wurde eine Nuance weicher. „Javier ist der beste Bruder, den man sich nur wünschen kann. Aber es gab Zeiten, in denen ich mich auch lieber mit einer Frau ausgetauscht hätte. Meine Mutter ist schon okay, aber wenn ich mit ihr über Männer rede, wird sie ständig nervös und macht sich Sorgen. Sie befürchtet immer, ich könnte schwanger werden.“
Emelia lächelte. „Das können Mütter am allerbesten: sich Sorgen machen.“
Auch Izabella ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. „Du kommst mir so verändert vor. Wie eine völlig andere Person.“
„Um dir die Wahrheit zu sagen, Izabella, ich fühle mich auch vollkommen anders als die Person, die jeder in mir sieht“, gab Emelia zu. „Die Klamotten in meinem Kleiderschrank … Ich kann kaum glauben, dass ich so etwas jemals getragen habe. Sie … ich weiß auch nicht … passen so wenig zu mir. Und als ich in den Ställen war, hat Pedro mir erzählt, ich hätte mich geweigert, mein Pferd zu reiten. Dabei hat Javier mir die Stute erst vor einem Monat zu meinem Geburtstag geschenkt. Das verstehe ich alles nicht. Warum sollte ich dieses wunderschöne Pferd nicht reiten wollen?“
„Seit deinem Geburtstag warst du ein bisschen durcheinander“, berichtete Izabella. „Nach dem Unfall haben wir alle angenommen, der andere Mann wäre der Grund für deinen veränderten Zustand gewesen. Mittlerweile frage ich mich aber, ob dir das ganze Leben hier nicht einfach zu viel geworden ist. Man kann eben nicht seine ganze Zeit nur in Boutiquen und im Fitnessraum verbringen.“
Emelia spürte, wie sie rot wurde. „Tja, das ist noch so eine Sache, die ich nicht verstehen kann. In meiner Welt gibt es eigentlich nichts Schlimmeres als Personal Trainer, Ergometer oder Hantelbänke.“
„Du hast wie besessen Sport getrieben“, erklärte Izabella. „Ständig hast du an Gewicht verloren und Diät gehalten, wenn Javier außer Haus war.“
„Kein Wunder, dass man wenig mit mir anfangen konnte“, erwiderte Emelia und schnitt eine Grimasse. „Diäten liegen mir nicht gerade. Ich werde extrem anstrengend, wenn ich mir das Essen verbiete.“
„Ich auch“, stimmte die junge Spanierin zu. Dann fragte sie mit besorgter Miene: „Du erzählst Javier doch nicht, wie gemein ich zu dir war, oder? Er wäre sauer auf mich, weil ich dich aufgeregt habe. Immerhin hast du gerade erst einen schlimmen Unfall überstanden, und darauf hätte ich echt Rücksicht nehmen müssen! Es tut mir wirklich leid um deinen Freund. Es muss sehr traurig für dich sein.“
„Ich komme schon damit zurecht“, versicherte Emelia. „Allerdings wüsste ich zu gern, was an jenem Tag wirklich geschehen ist.“
Wieder biss Izabella sich fest auf die Lippe. „Vielleicht hast du Javier verlassen, weil du die Ehe nicht mehr so weiterführen wolltest, wie sie war. Die Medien haben dann daraus einen Skandal gebastelt. Javier war außer sich vor Wut. Er wollte sofort die Scheidung, aber dann hattest du diesen Unfall.“ Ihr schlanker Hals war ganz angespannt vor Aufregung. „Als er hörte, du wärst in einem kritischen Zustand, ist er beinahe zusammengebrochen. Natürlich wollte er es verbergen, aber er hatte ernsthaft Angst um dein Leben.“
Mit gerunzelter Stirn
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