Julia Extra Band 0327
gemacht und ein Picknick genossen. Hatten sie sich etwa auch unter diesem Olivenbaum geliebt? Emelias Nackenhärchen kitzelten wieder, als sie sich vorstellte, dass ihre Körper vielleicht an genau dieser Stelle einmal nackt umeinander gewunden waren …
Traurig dachte sie über die Konditionen ihrer Ehe nach, denen sie ohne Weiteres zugestimmt hatte. Keine Kinder, die ihnen die persönliche Freiheit beschneiden würden!
Wann hatte sie entschieden, keine Kinder zu bekommen? War Javier der Grund für diesen unnatürlichen Entschluss gewesen? Hatte sie ihn um jeden Preis glücklich sehen wollen? Wahrscheinlich lebte er das ungezwungene Leben eines Playboys und wollte sich gar nicht endgültig binden.
Emelia dagegen liebte Kinder, seit sie denken konnte. Deshalb wollte sie auch lieber Lehrerin als Pianistin werden. Sie selbst war als Einzelkind aufgewachsen, mit wechselnden Stiefmüttern. Daher hatte sich in Emelias Herz schon sehr früh der Wunsch festgesetzt, einmal eine heile Familie zu haben. Einen Mann, der sie liebte und sich als wunderbarer Vater erweisen würde, und natürlich mehrere Kinder, die mit großen, neugierigen Augen ihre Welt entdeckten.
Warum habe ich einen Mann geheiratet, der nicht die gleichen Dinge will wie ich? überlegte sie. Man muss doch zumindest ansatzweise denselben Lebensplan haben, sonst kann eine Ehe gar nicht funktionieren.
Ganz sicher hatte sie nur aus Liebe mit Javier geschlafen, nicht nur aufgrund gegenseitigen Verlangens. Diesen Fehler würde sie nach der unseligen Liaison aus ihrer früheren Vergangenheit kein zweites Mal begehen.
Andererseits herrschte zwischen ihnen auch heute noch eine elektrisierende Anziehungskraft, die Emelia von der Sekunde an gespürt hatte, als Javier an ihrem Krankenhausbett aufgetaucht war. Sexuelle Anziehungskraft! Wenn doch nur Peter noch am Leben wäre … Dann hätte sie ihren Freund bitten können, die fehlenden Stücke ihrer Biografie einzufügen.
Im gestreckten Galopp ritt Emelia zurück zur Villa und bat den erleichterten Pedro, ihr das Pferd am nächsten Tag zur selben Zeit zu satteln.
Anschließend nahm sie eine lange, heiße Dusche. Als sie zurück ins Erdgeschoss kam, teilte Aldana ihr mit, dass eine Besucherin auf sie warten würde.
„Sie sitzt im kleinen Salon“, verkündete die Haushälterin in frostigem Tonfall.
„ Gracias , Aldana“, sagte Emelia mit einem kurzen Nicken. „Aber wer ist es denn? Jemand, den ich kennen sollte?“
Aldana spitzte die Lippen, doch bevor sie antworten konnte, klickten hohe Absätze hinter ihnen auf dem teuren Parkett.
Überrascht fuhr Emelia herum und sah sich einer jüngeren, weiblichen Version von Javier gegenüber. Das hübsche Gesicht der Spanierin war eiskalt, mit einem feindseligen Funkeln in den schwarzen Augen. Ihre langen, schwarzen Haare fielen ihr glänzend um die schmalen Schultern.
„Izabella?“, riet Emelia vorsichtig.
Die Augen der anderen Frau wurden schmal wie Schlitze. „Du erinnerst dich also an mich? Wie interessant.“
„Das war geraten, aber offenbar richtig“, entgegnete Emelia trocken, der sofort klar war, mit wem sie es hier zu tun hatte.
Izabella stemmte die Hände gegen ihre knabenhaft schmalen Hüften. „Du solltest gar nicht hier sein. Dazu hast du kein Recht, nach allem, was du dir geleistet hast.“
In Emelia kochte es hoch. Sie war es leid, ständig angegriffen und für Dinge zur Rechenschaft gezogen zu werden, an die sie sich überhaupt nicht erinnern konnte. Ihr Ton blieb ruhig und gleichzeitig bestimmt. „Mir ist nicht ganz klar, was ich verbrochen haben soll. Eventuell magst du mich ja aufklären.“
Izabella warf ihr schwarzes Haupt in den Nacken. „Spiel bloß nicht das Unschuldslämmchen! Das funktioniert vielleicht mit meinem Bruder, aber nicht mit mir. Ich weiß genau, was du vorhast.“
In diesem Moment wurde Emelia klar, dass die Haushälterin jedes Wort dieser Unterhaltung verfolgte. „Komm doch mit in den Salon, dann können wir in Ruhe darüber sprechen!“
In Izabellas Augen blitzte es gefährlich auf. „Mir ist egal, wer hört, was ich zu sagen habe!“
„Weiß dein Bruder, dass du hier bist?“, wollte Emelia wissen.
Die arrogante Miene der jungen Spanierin entgleiste etwas. „Ich bin ihm keine Rechenschaft schuldig.“
„Da habe ich etwas anderes gehört“, konterte Emelia.
Wütend verschränkte Izabella die schlanken Arme vor der Brust. „Er hätte dich gar nicht zurückgenommen, musst du wissen. Das hat er nur
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