Julia Extra Band 0327
gemacht, weil ihm keine andere Wahl blieb. Die Presse hätte ihn in der Luft zerrissen, wenn er dich so kurz nach dem Unfall vor die Tür gesetzt hätte.“
Emelia fühlte sich, als wäre ihr eine schwere Last auf die Schultern geladen worden. Ihr wurde schwindelig, und es kostete sie einige Anstrengung, um sich gerade auf den Beinen zu halten. Sie hätte sich gern entschuldigt und wäre auf ihr Zimmer gegangen, aber der Wunsch, mehr Einzelheiten über ihre Ehe zu erfahren, war stärker. „Wovon sprichst du?“
„Er wollte sich von dir scheiden lassen“, behauptete Izabella und schob angriffslustig ihr Kinn vor. „Er hatte sogar schon seinen Anwalt eingeschaltet.“
Emelia befeuchtete ihre Lippen. „Aus … aus welchem Grund?“
Die Augen der Spanierin schienen pures Gift zu sprühen. „Ehebruch. Du bist mit deinem Liebhaber durchgebrannt.“
Wie vom Donner gerührt stand Emelia da und dachte an ihr Gespräch mit Javier im Krankenhaus. Er hatte ihr keinen offenen Vorwurf gemacht, sondern nur von den Mutmaßungen der Medien gesprochen. Aber er war verbittert gewesen, weil sie um Peter trauerte, sich an ihren Ehemann aber nicht mehr erinnerte.
Wenn Javier ihr aber tatsächlich persönlich misstraute, warum sagte er es nicht offen und gerade heraus? Liebe spielte bestimmt keine Rolle, eher sexuelles Verlangen. Das war zwischen ihnen spürbar, greifbar, wann immer sie sich begegneten.
„Aber das ist nicht wahr“, verteidigte Emelia sich ruhig. „Ich habe keinen Ehebruch begangen.“
Izabella verdrehte genervt die Augen. „War doch klar, dass du das sagst! Dein Geliebter ist tot, also was bleibt dir übrig? Du musstest zu Javier zurückkommen. Er ist reich, und du kannst nirgendwo anders hin. Selbst dein eigener Vater nimmt dich nicht mehr zurück. Du bist nichts weiter als eine selbstsüchtige, geldgierige Lügnerin!“
Die harten Worte machten es Emelia schwer, die Fassung zu wahren. „Schau mal, Izabella“, begann sie. „Mir ist klar, wie aufgebracht du wegen all dieser Gerüchte sein musst, die verbreitet wurden. Aber ich kann dir eines versichern: Ich bin deinem Bruder niemals untreu gewesen. So etwas würde ich niemals tun. Das weiß ich einfach aus tiefstem Herzen.“
Herausfordernd funkelte Izabella sie an. „Woher willst du das denn so genau wissen? Angeblich erinnerst du dich doch an nichts mehr, was in den letzten zwei Jahren geschehen ist. Wie kannst du dann wissen, was du getan hast?“
Gute Frage, dachte Emelia. Mein Ruf ist durch übereifrige Journalisten ruiniert worden, und ich kann schlecht das Gegenteil beweisen.
„Hast du meinen Bruder eigentlich jemals geliebt?“, wollte Izabella plötzlich wissen.
Im ersten Augenblick wusste Emelia nicht, was sie darauf antworten sollte. „Ich glaube, das geht nur Javier und mich etwas an“, stammelte sie schließlich.
Izabella schnaubte verächtlich. „Natürlich hast du ihn niemals geliebt. Dir war nur wichtig, was er dir bieten kann: Lifestyle, Klamotten, Schmuck – mehr wolltest du doch nie von ihm.“
„Das ist nicht wahr!“ Bitte lass es nicht wahr sein! flehte Emelia innerlich.
„Er wird dir nicht treu bleiben, da kannst du sicher sein. Warum sollte er auch, nachdem er sich nicht auf dich verlassen konnte?“
Das war für Emelia ein Schlag in die Magengrube. Und sie war selbst überrascht, wie sehr sie dieser kühle Kommentar von Javiers kleiner Halbschwester traf. Im Geiste sah sie ihn vor sich, wie er andere Frauen küsste, sich nackt mit ihnen in den Laken wälzte und ihnen Erfüllung schenkte. Vielleicht tat er es in genau diesem Augenblick!
Hastig schüttelte sie den Kopf. „Nein, nein!“
„Er hätte dich niemals heiraten sollen“, keifte Izabella. „Jeder hat ihm gesagt, es würde in einer einzigen Katastrophe enden.“
Betroffen sah Emelia hoch. „Warum hat er es dann überhaupt getan?“
„Weil er sonst nicht an die Besitztümer seines Vaters gekommen wäre!“
Damit hatte Emelia nicht gerechnet. „Er hat mich wegen des Geldes geheiratet?“
„Doch wohl kaum aus Liebe, oder hast du das etwa gedacht?“ Abfällig betrachtete die kleine Spanierin ihre verhasste Schwägerin. „Und er wollte dich. Du warst Trophäe und Zweckbeziehung in einem, mehr aber auch nicht.“
„Habe ich das gewusst?“, erkundigte sich Emelia im Flüsterton.
Mittlerweile verlor Izabella etwas an Überheblichkeit. „Da bin ich mir nicht so sicher.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, was sie um Jahre jünger aussehen
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