Julia Extra Band 0327
aus dem Krankenhaus entlassen worden bin. Und ich kann kaum glauben, dass ich vorher regelmäßig dort gewesen bin. Izabella deutete an, ich wäre regelrecht besessen von Bewegung gewesen.“
„Auch von Sex?“, fragte Javier mit einem frechen Grinsen.
Mit hochrotem Kopf sah sie auf ihren Teller hinunter. „Kannst du nur an das eine denken?“
„Daran haben wir beide immer nur gedacht“, verteidigte er sich. „Du bist das sinnlichste, erotischste Wesen, das mir jemals begegnet ist.“
„Es müssen insgesamt wohl Hunderte gewesen sein, was?“, fragte sie sarkastisch.
Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. „Du wusstest über meinen Lebensstil Bescheid, von Anfang an! Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich nichts anbrennen ließ.“
„Genau deshalb brauchtest du auch eine vorzeigbare Ehefrau, um deine Geschäftskontakte zu beeindrucken“, sagte sie schneidend. „Ich kann gar nicht fassen, dass ich mich darauf eingelassen habe. Dabei wollte ich nie so enden wie meine arme Mutter, die permanent Angst davor hatte, ihr Mann könnte jemand hübscheren, schlankeren als sie finden.“
„Ich wusste nicht, dass du so denkst“, erwiderte Javier betroffen. „Du machst immer so einen selbstbewussten Eindruck. Ich hatte keine Ahnung, wie unsicher du eigentlich bist.“
Es war ihr nicht recht, ihm gegenüber Schwächen zugeben zu müssen. „Ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen. Ich meine, gleich von Beginn an. Anstatt ich selbst zu sein, habe ich mich bemüht, dir um jeden Preis zu gefallen.“
Liebevoll umfasste er ihre zitternden Finger. „Ich will dich nicht verlieren, querida “, hauchte er. „Aber ich kann dir nur das geben, was ich geben kann. Möglicherweise ist das nicht gut genug.“
„Ich wollte nur geliebt werden, Javier“, sagte Emelia mit erstickter Stimme. „Jeden Morgen wollte ich neben dem Mann aufwachen, der mich schätzt, unterstützt und auf Händen durchs Leben trägt.“ Stockend holte sie Luft. „Und ich wollte ein Baby.“
Der Schock ließ Javier erst einmal verstummen. Nach allen Mühen in seiner eigenen Kindheit fühlte er sich nicht gewappnet, selbst Vater zu werden. Seine Ansprüche – auch an sich selbst – waren inzwischen viel zu hoch. Dem konnte niemand mehr gerecht werden, und die einfachste Lösung war, das ganze Thema restlos aus dem eigenen Leben zu streichen. Er wollte nichts riskieren – konnte nichts riskieren.
„Dieser Punkt ist nicht verhandelbar“, brummte er abwehrend. „Auf keinen Fall will ich eigene Kinder in die Welt setzen. Das habe ich dir von Anfang an gesagt, und darüber waren wir uns auch einig.“
„Diese Bedingungen habe ich doch nur akzeptiert, weil ich vor Liebe blind war. Ich liebe dich noch immer, Javier, mehr denn je, aber ich werde nicht darauf verzichten, eigene Kinder zu bekommen.“
Ruckartig stieß Javier seinen Stuhl zurück und sprang auf. „Das kannst du mir jetzt nicht antun, Emelia! Vor weniger als einem Monat war zwischen uns beiden noch alles in Ordnung. Zwei Jahre lang hat jeder von uns sein Ding gemacht, und jetzt willst du das alles über den Haufen werfen.“
Emelia warf den Kopf in den Nacken. „Mir reicht es, ständig nach deiner Pfeife zu tanzen.“
„Ich gebe zu, ich war zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt, um dir gerecht zu werden“, räumte Javier ein. „Wenn ich ein ganzes Bild im Kopf habe, entgehen mir schnell mal die einzelnen Details.“
Auch Emelia lenkte ein. „Wir haben beide Fehler gemacht.“
Javier schob seine Hand durch ihr weiches Haar. „Ich möchte so gern, dass es zwischen uns funktioniert, Emelia. Ich möchte, dass wir glücklich sind, so wie es vorher war.“
„Du warst glücklich, Javier, aber ich war es nicht“, widersprach sie energisch. „Mein Unfall hat mir bewiesen, was für eine Lüge wir beide leben. Die Frau, die du in deinem Leben haben willst, bin ich nicht … war ich nie!“
Eilig griff er nach ihren beiden Händen und zog sie auf die Füße. „Aber ich habe dir doch alles gegeben, Emelia.“
Sie wollte sich von ihm losmachen, doch sein Griff war wie ein Schraubstock. „Du verstehst nicht, was ich meine, Javier. Ich kann nicht mehr dorthin zurückgehen, wo wir vorher waren.“
„Lass uns doch abwarten, und in der Zwischenzeit machen wir das Beste aus unserer Situation!“
Mit diesen Worten zwinkerte Javier seiner Frau eindeutig zu und wies mit dem Kopf in Richtung Tür.
Warum auch nicht? dachte Emelia. Im Augenblick können wir
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