Julia Extra Band 0327
auf ein Gespräch mit Javier vorzubereiten. Sie musste es ihm sagen. Er hatte ein Recht darauf zu erfahren, dass er Vater wurde, selbst wenn es das Letzte war, das er sich persönlich wünschte.
Um acht Uhr abends hörte sie ihn kommen. Jeder seiner Schritte in der Halle verstärkte ihr Herzklopfen noch, während er auf den Salon zukam, in dem sie auf ihn wartete. Sie stand auf, als er eintrat, und ihr Magen hatte sich inzwischen vor Aufregung zu einem engen Knoten zusammengezogen.
„Entschuldige, dass ich so spät bin“, sagte er zur Begrüßung und strich ihr zärtlich über die Wange. „Du siehst blass aus, querida . Hoffentlich hast du es heute nicht übertrieben.“
Mit bebenden Lippen brachte sie ein verzerrtes Lächeln zustande. „Nein, ich war fast den ganzen Tag am Pool. Es war wieder mal ein ziemlich heißer Tag.“
Javier gab ihr einen leichten Kuss auf die Schulter. „Ja, hier hast du ein wenig Farbe bekommen. Du musst dich gut mit Sonnenmilch eincremen, sí ?“ Als sie ihm nicht antwortete, sah er sie verwundert an. „Hast du irgendetwas? Du scheinst angespannt zu sein.“
Ein tiefer Atemzug sollte ihr Mut machen, aber Emelia verschluckte sich beinahe daran. „Javier, ich muss dir etwas mitteilen.“
Seine Stirn zog sich in Falten. „Ist dir noch mehr eingefallen?“
„Nein, das ist es nicht. Die Ärztin hat mich heute angerufen.“
Seine Augen wurden schmal, und seine Stimme klang plötzlich seltsam hohl. „Es ist doch nichts Ernstes, oder?“
Verzweifelt sah sie ihn an. „Das kommt darauf an, wie man es sieht.“
„Was immer es ist, wir werden damit zurechtkommen“, versprach er schnell. „Wir konsultieren die besten Ärzte und Spezialisten. Heutzutage ist die Medizin viel, viel weiter als noch vor ein paar Jahren.“
„Javier, ich bin schwanger“, platzte sie heraus, bevor er sich auf irgendwelche Mutmaßungen verstieg.
Er schwieg einige Sekunden, seine Gesichtszüge waren starr, und Emelia rechnete mit einer plötzlichen Explosion. Dann schien Javier einen Schritt zurückzuweichen. „Schwanger?“, flüsterte er fassungslos. „Wie kannst du auf einmal schwanger sein? Du nimmst doch die Pille.“
„Vor etwa einem Monat war ich ziemlich krank, eine Grippe oder etwas in der Art, und das hat wohl die Wirkung beeinträchtigt.“
Mit einer Hand rieb er sich das Kinn und begann, im Salon auf und ab zu pirschen. Dabei kratzte er sich immer wieder ratlos am Kopf.
„Wage es ja nicht, eine Abtreibung vorzuschlagen“, durchbrach sie die Stille. „Darauf würde ich mich niemals einlassen.“
Abrupt blieb er stehen. „Auf eine solche Idee würde ich gar nicht kommen. Ich bin doch kein Unmensch, und außerdem hat das Kind nun wirklich keine Schuld.“
„Willst du damit andeuten, es wäre meine Schuld?“
„Du hättest mir zumindest sagen müssen, dass du krank warst“, brauste Javier auf. „Was hast du dir dabei gedacht?“
„Der Krankheitsfall ist eben nicht Teil des vordergründigen Lebens einer Vorzeigegattin“, konterte sie scharf. „Ich sollte makellos, glamourös und umwerfend flexibel auftreten. Erinnerst du dich?“
Verständnislos starrte er sie an. „Du glaubst, das habe ich von dir erwartet?“
„Was denn sonst?“, schleuderte sie ihm verbittert entgegen.
„Du verstehst alles falsch, Emelia.“
„Wahrscheinlich glaubst du mir sowieso nicht, aber ich habe das wirklich nicht geplant. Zwar habe ich mir ein Baby gewünscht, aber nicht auf diese Weise.“ Er schwieg, und ganz allmählich wurde Emelia richtig unwohl bei dem Gespräch. „Das Kind ist von dir, Javier! Das musst du mir einfach glauben. Da gab es niemanden außer dir.“
„Das wird aber keiner glauben“, knurrte er.
Beleidigt presste sie die Lippen aufeinander. „Und darum geht es dir? Was andere Leute denken? Das schien dich nicht zu interessieren, als du zugelassen hast, dass sich diese russische Nachtclubperle an deinen Hals warf!“
„Emelia, das hilft uns jetzt nicht weiter“, gab er streng zurück. „Wir müssen mit der Situation klarkommen.“
„Nicht wir, sondern du musst damit klarkommen! Ich will dieses Baby mehr als alles andere. Diese Schwangerschaft ist wie ein Wunder für mich.“
„In der wievielten Woche bist du?“
„Das ist noch nicht klar. Die Ärztin vermutet, es könnten vielleicht vier bis fünf Wochen sein.“
„Oh, mein Gott.“ Er schüttelte den Kopf. „Was für ein Schlamassel!“
„Wir reden hier gerade über ein Kind“, wies sie ihn
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