Julia Extra Band 0327
dahinschmolz. Sie liebten sich ein weiteres Mal, ruhiger und intensiver als zuvor, und holten nach, was ihnen so lange untersagt geblieben war.
Anschließend war Javier satt und zufrieden, doch Emelia schien etwas zu beschäftigen. „Emelia?“
Mit wässrigen Augen sah sie zu ihm hoch. „Ging es in unserer Beziehung eigentlich immer nur um Sex?“
Javier sprang so hastig aus dem Bett, als hätte sie ihm einen Tritt verpasst. „Da dir jetzt das meiste in Bezug auf unsere Beziehung wieder eingefallen ist, müsstest du auch wissen, wie sehr ich diese Art von Diskussion ablehne“, brauste er auf. „Ich habe nie ein Hehl aus den Bedingungen für diese Ehe gemacht, und du hast den Konditionen im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte zugestimmt.“
Mit Schwung zog sie die Decke über sich. „Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage? Hast du mir gegenüber jemals etwas anderes als pure Begierde empfunden? Hast du mich geliebt? Wenigstens ein bisschen?“
Javier bedachte sie mit einem vernichtenden Blick, dem Emelia tapfer standhielt. Dann sagte er: „Mein Vater behauptete, mich zu lieben, aber das bedeutete gar nichts! Er hat es einfach nur so gesagt. Er hat mich zur Marionette gemacht. Und sobald ich alt genug war, meine eigenen Wege zu gehen, schnitt er die Fäden durch und wandte mir den Rücken zu.“
„Das war sicher falsch von ihm“, sagte Emelia ruhig. „Eltern sollten sich mit ihrer Liebe niemals zurückhalten, aus keinem Grund der Welt.“
Seinem Hals entwich ein undefinierbarer Laut. „Mein Vater liebte seine Frauen, alle vier, und scheinbar erwiderten sie diese Liebe. Aber sieh dir mal an, wo all das endete: ein früher Tod und zwei – fast drei – extrem teure Scheidungen.“
„Willst du damit sagen, du glaubst nicht daran, dass Liebe fortbestehen kann?“
„Es ist keine verlässliche Emotion, Emelia. Liebe verändert sich ständig.“
„Ich verstehe nicht, was das im Hinblick auf uns bedeuten soll.“
„Die richtigen Grundlagen für eine funktionale Beziehung sind gemeinsame Interessen und die passende Chemie“, erklärte Javier eindringlich. „An gegenseitigem Respekt sollte es natürlich auch nicht mangeln.“
Ihr Gesichtsausdruck wirkte ausgesprochen niedergeschlagen, und Javier fühlte sich wie ein Mistkerl. War er einfach unfähig zu lieben, oder wollte er sich einer anderen Person gegenüber nur nicht verwundbar zeigen? Nicht mal sich selbst konnte er diese Frage wirklich beantworten.
„Bedräng mich in diesem Punkt nicht, Emelia!“, brach er das Schweigen. „Unsere Beziehung musste in letzter Zeit schon so viele Prüfungen überstehen. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Dinge zu sagen, die keiner von uns genau überprüfen kann.“
„Aber ich weiß genau, dass ich dich liebe“, erklärte Emelia schlicht. „Das weiß ich aus tiefster Seele. Ich habe dich vom ersten Tag an geliebt. Aber ich habe es dir nicht gesagt, weil ich wusste, du willst es nicht hören. Nur jetzt sage ich es dir ins Gesicht. Ich kann es nicht länger für mich behalten.“
Sein Blick nagelte sie buchstäblich fest. „Du behauptest, mich zu lieben, und trotzdem verlässt du mich, Emelia. Du bist diejenige, die unsere Beziehung aufgegeben hat. Hättest du keinen Unfall gehabt und daraufhin dein Gedächtnis verloren, wärst du überhaupt nicht hier, sondern wieder zurück in Australien. Du hast mit Marshall im Wagen gesessen, weil ihr auf dem Weg zum Flughafen wart.“
Betroffen biss Emelia sich auf die Unterlippe, die nach einer Weile ganz weiß wurde.
„Warum warten wir nicht, bis deine Erinnerung vollständig zurückgekehrt ist, bevor wir unsere Zukunft planen?“, schlug er vor, als sie stumm blieb. „Wenn wir die Vergangenheit nicht verarbeiten, werden wir keine gemeinsame Zukunft haben.“
„Willst du immer noch eine Scheidung?“, fragte sie zaghaft.
„Auf jeden Fall sollten wir uns nicht aneinanderketten, wenn einer von uns damit zutiefst unglücklich ist“, gab er zurück. „Wir geben uns einfach ein bis zwei Monate und sprechen dann noch einmal darüber. Du bist doch gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen und solltest dich in erster Linie von deinem schweren Unfall erholen. Es ist ein verdammtes Glück, dass du überhaupt noch am Leben bist.“
Betroffen sah Emelia zu Boden.
„Als meine Mutter starb, war sie drei Jahre jünger als du“, fuhr er fort. „Sie hat meine Einschulung verpasst, meine ersten geschriebenen Worte und mein erstes gelesenes Buch. Ich
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