Julia Extra Band 0327
In einem Zug trank er sein Whiskeyglas leer. „Und du?“
Behutsam setzte sie sich auf die Kante des Sofas. „Ich kann nicht klagen. Der Ausritt mit Callida war herrlich.“
„Ist es eine gute Idee, allein auszureiten?“, fragte er und runzelte die Stirn. „Was ist, wenn du stürzt?“
„Ich bin nicht gestürzt, und ich werde nur so lange reiten, wie die Ärztin es mir erlaubt.“ Als er ihr keine Antwort gab, brach sie irgendwann das Schweigen. „Was ist los, Javier?“
Er warf ihr einen düsteren Blick zu. „Hast du mit irgendjemandem über deine Schwangerschaft gesprochen?“, wollte er wissen. „Ich meine, außerhalb der Villa. Mit Freunden oder Bekannten?“
Ihr war nicht klar, worauf er hinauswollte. „Nein, natürlich nicht. Mit wem sollte ich wohl darüber reden? Ich saß hier tagelang allein rum, während du sonst wo warst, und ich nicht einmal eine Ahnung davon hatte, wann du zurückkommen würdest.“
Mit schweren Schritten ging er zur Anrichte und griff nach einem Stapel Zeitungen und Zeitschriften, die er anschließend auf dem Couchtisch ausbreitete. „Sieh dir das mal an! Du musst nicht alle Artikel lesen, die Überschriften haben einen Nenner: Mélendez-Wiedervereinigung trotz Skandal um Kind der Liebe .“
Emelias Herz setzte spürbar ein paar Schläge aus. Unbewusst griff sie sich an den Hals. „Das verstehe ich nicht.“ Verwirrt sah sie hoch. „Wie konnten sie herausfinden, dass ich schwanger bin? Die Ärztin unterliegt doch wohl der Schweigepflicht.“
Mit einer ungeduldigen Handbewegung feuerte er die Zeitungen auf den Teppich. „Genau das wollte ich vermeiden!“
Ihr Hals wurde unangenehm trocken. „Ich habe vor ein paar Tagen einige Worte mit Aldana gewechselt“, fiel ihr ein.
„Was genau habt ihr besprochen?“
„Sie warf mir vor, ich würde nur einen Vater für mein Kind suchen und wäre allein deshalb zurückgekommen.“
Sein Blick wurde immer finsterer. „Und was hast du daraufhin geantwortet?“
„Ich sagte, sie solle ihre Meinung zukünftig für sich behalten, wenn sie weiterhin hier arbeiten möchte.“
„Verstehe“, brummte Javier.
„Sie hat mich noch nie leiden können“, verteidigte Emelia sich verzweifelt. „Du weißt selbst, dass sie mich nicht als deine Frau akzeptieren will. Ich habe wirklich versucht, höflich zu bleiben, aber ich kann mich nicht von ihr beleidigen lassen.“
„Ich verstehe vollkommen“, antwortete er mit Nachdruck. „Und ich werde mit ihr reden.“
„Vielleicht war sie es ja auch gar nicht, die meine Schwangerschaft an die Presse weitergegeben hat“, gab Emelia zu bedenken.
Seufzend trat Javier hinter seine Frau und begann, ihr die Schultern zu massieren. „Du gestehst ihr die Unschuldsvermutung zu, selbst wenn alles gegen sie spricht?“
Emelia sah ihn direkt an. „Aber sicher. Immerhin arbeitet sie schon lange für dich, mit Leidenschaft, und hat offensichtlich nie zuvor mit den Medien gesprochen. Den Haushalt der Villa zu organisieren ist ihr Leben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie all das leichtfertig aufs Spiel setzen würde.“
Mit den Fingerspitzen malte er zärtlich ihre Gesichtszüge nach. „Du bist viel zu vertrauensselig, querida . Menschen handeln aus allen möglichen Motiven manchmal unbesonnen. Aber keine Sorge, dieser Skandal wird bald vorübergehen.“
Sie schluckte. „Javier, du glaubst mir doch, dass es dein Kind ist, oder?“
Ihm war bewusst, dass ihre Frage mehr als nur eine knappe Bestätigung forderte. Sie wollte eine Herzensentscheidung von ihm, einen klaren Standpunkt. Und er war nicht sicher, dem gerecht werden zu können.
Während der vergangenen Tage hatte er sich mit der Vorstellung auseinandergesetzt, ein besserer Vater als sein eigener zu sein. Dazu gehörten Hingabe, Liebe und Verlässlichkeit. Konnte er mit all dem aufwarten? Auf jeden Fall stand für Javier fest, dass sein Kind nicht von Privatlehrern und Kindermädchen erzogen werden sollte.
„Das Baby ist unseres“, sagte er mit einem verdächtigen Schimmer in den Augen. „Und ich bin stolz, sein Vater zu sein.“
„Ich liebe dich“, seufzte Emelia erleichtert und fiel ihm um den Hals.
Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf. „Gut, dass du dich wenigstens daran erinnerst“, versuchte er zu scherzen.
„Wenn dem nicht so wäre, hätte ich mich wohl kaum erneut in dich verlieben können!“
Dieser Sommer in Paris war außergewöhnlich schön, jeder Tag schien strahlender und wärmer zu sein als der vorherige. In
Weitere Kostenlose Bücher