Julia Extra Band 0328
hart. „Deine Mutter hat mir den einzigen Mann gestohlen, den ich je geliebt habe. Dass sie mit dir schwanger wurde, war nur eine perfide Falle, die sie ihm gestellt hat …“
Ihre bitteren Worte schockierten Victoria, erklärten aber wenigstens Noreens Ablehnung ihr gegenüber.
Zwei Monate später, genau an ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag, erreichte Victoria ein Anwaltsbrief, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihre Mutter eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte, die nach ihrem Tod für Victoria gewinnbringend angelegt worden war und ihr jetzt ausgezahlt werden sollte.
Dieses letzte liebevolle Geburtstagsgeschenk ihrer Mutter brach Victoria fast das Herz. Den ganzen Vormittag über weinte sie sich die Augen aus, dann trocknete sie ihre Tränen und beschloss, das Geld in ein besseres Leben für sich und ihr Kind zu investieren.
Anstatt die Summe auf ihr Konto einzuzahlen, beschloss sie, sich damit selbstständig zu machen. Sie fand ein kleines Bistro, in dem sie Tee, Kaffee und selbstgemachten Kuchen verkaufte. Als Nathan geboren wurde, hatte sie es sich bereits leisten können, eine Hilfe einzustellen. Sechs Monate später hatte Victoria ihr Geschäft mit Hilfe eines Bankdarlehens erweitert und in ein kleines, aber exklusives Restaurant mit angrenzendem Apartment für sich und ihren Sohn verwandelt.
Nathan begann nun zu quengeln und wollte seine Karre unbedingt selbst schieben. Victoria ließ ihn und schmunzelte über ihren Sohn. Er war zwar gerade erst zwei geworden, hatte aber ganz deutlich seinen eigenen Kopf und verfügte über ein beeindruckendes Durchsetzungsvermögen, das Victoria sehr deutlich an sich selbst erinnerte.
Als ihr Handy klingelte, fischte sie es hastig aus der Tasche und nahm hoffnungsvoll das Gespräch an. Vielleicht war es ja Antonio Cavelli, der gerade ihren Businessplan studierte und noch einige konkrete Fragen an sie hatte.
„Miss Heart, hier ist Tom Roberts von Lancier Enterprises“, meldete sich eine unsympathische Stimme. „Ich wollte Sie nur an unsere heutige Verabredung um sechzehn Uhr dreißig erinnern.“
„Ah … Mr. Roberts …“, antwortete Victoria gedehnt und ärgerte sich, dass sie so naiv sein konnte zu glauben, ein Mann wie Antonio Cavelli würde seine Meinung ändern, nur weil sie es sich wünschte. „Hat Ihre Sekretärin Ihnen nicht ausgerichtet, dass ich den Termin abgesagt habe? Unglücklicherweise hat mein Babysitter heute keine Zeit. Können wir uns nicht später in der Woche treffen?“
„Leider nicht, Miss Heart“, erwiderte Tom Roberts harsch. „Ich schlage vor, Sie bringen Ihren Sohn dann eben mit in mein Büro. Was ich mit Ihnen zu besprechen habe, ist von akuter Dringlichkeit und wird nicht lange dauern.“
Das hörte sich wie eine regelrechte Drohung an. Während Victoria noch nach einer Antwort suchte, fuhr Tom Roberts bereits fort.
„Andernfalls kann ich nicht dafür garantieren, dass wir unser großzügiges Angebot für Ihr Restaurant noch länger aufrechterhalten können.“ Damit legte er auf.
„Na, wie läuft es?“, drang Antonios dunkle Stimme plötzlich an Toms Ohr und ließ ihn herumfahren. Wie paralysiert starrte er seinen Boss an, der lässig in der offenen Tür zu seinem Büro lehnte.
„Alles unter Kontrolle“, behauptete er, doch sein flackernder Blick sagte Antonio etwas ganz anderes.
„Kann es sein, dass Miss Heart immer noch versucht, Sie an der Nase herumzuführen?“, fragte er kühl.
Tom lachte gezwungen auf. „Man könnte sagen, sie versucht, mir auszuweichen, aber damit kann ich umgehen.“
„Hmm …“ Antonio dachte an das leidenschaftliche Funkeln in Victoria Hearts smaragdgrünen Augen, als sie am Mittag versucht hatte, ihn für ihre Geschäftsideen zu begeistern. Gemächlich schlenderte er zu dem Faxgerät neben Toms Schreibtisch hinüber und nahm die Dokumente an sich, die ihm sein Anwalt aus Verona inzwischen zugesandt hatte.
Je eher es ihm gelang, seinem Vater die Firmenanteile abzunehmen, desto besser, beschloss er verärgert, als er die Details des unglaublichen Ultimatums überflog. Sein alter Herr musste völlig übergeschnappt sein! Vorzugeben, er mache sich Sorgen um ihn und wünschte sich, ihn glücklich im Kreis einer eigenen Familie zu sehen, war absolut lächerlich.
Das Einzige, worum sich Luc Cavelli je geschert hatte, war er selbst. Und diese exzentrische Selbstbeweihräucherung betrieb er mit einer Arroganz, die ihren Höhepunkt jetzt offensichtlich in einer Art Besessenheit
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