Julia Extra Band 0328
dem Glas und trank einen Schluck. „Zu…zumindest überrascht.“
„Sie sagen selbst, dass es für einen guten Zweck ist. Sie würden Kindern wie Ihrem kleinen asthmakranken Neffen helfen.“
Es wäre für einen sehr guten Zweck, das ließ sich nicht leugnen. Aber tanzen! Bei der bloßen Vorstellung brach Sally der Angstschweiß aus.
„Natürlich würde ich Sie für Ihre Bemühungen entlohnen“, fügte er hinzu.
Verstört betrachtete sie die Hände auf ihrem Schoß. Warum suchte er sich nicht einen richtigen Tanzlehrer? In einer Großstadt wie Sydney musste es Dutzende geben, die alle besser qualifiziert waren als sie. Diskret wären sie mit Sicherheit auch – niemand brauchte zu wissen, dass Logan Black Tanzstunden nahm.
Andererseits …
Andererseits wäre es die ideale Gelegenheit, Kyle Francis und ihre Furcht vor Männern ein für alle Mal zu verbannen. Als Kind war sie einmal vom Pferd gefallen, und sie erinnerte sich noch heute an die aufgeschlagenen Knie und die gequetschten Rippen. Damals bestand ihr Vater darauf, dass sie sofort wieder aufstieg, und obwohl sie erst elf Jahre alt war, wusste sie, was er damit bezweckte. Hätte sie seinen Rat nicht befolgt und damit ihre Angst überwunden, wäre sie womöglich nie wieder in den Sattel gestiegen.
Mitdem Tanzen verhielt es sich ähnlich. Wenn sie nicht bald wieder damit anfing, würde sie womöglich nie mehr im Leben einen Ball besuchen. Und das wäre traurig, wo sie doch so gerne tanzte.
„Woran denken Sie jetzt?“
Sie sah auf, und als sie erkannte, wie ratlos er dreinschaute, gab sie sich einen Ruck. „Ich … ich überlege mir, wo wir üben könnten.“
Ganz offensichtlich fiel ihm ein Stein vom Herzen, und plötzlich war sie froh, dass sie zugestimmt hatte.
„Daran habe ich bereits gedacht“, erwiderte er. „Unser Konferenzraum würde sich doch sicherlich eignen, wir bräuchten nur die Tische und Stühle an die Wand zu schieben.“
„Ich … ich glaube schon.“
„Natürlich müsste der Unterricht nach Büroschluss stattfinden. Die Belegschaft darf von der Sache nichts erfahren.“ Er sah sie scharf an.
„Ich verrate kein Wort.“
„Wie wäre es an einem der kommenden Abende? Oder ist Ihnen das Wochenende lieber?“
„Das dürfen Sie sich gerne aussuchen. Im Moment bin ich nicht allzu beschäftigt.“
„Dann vielleicht Donnerstagabend? So gegen halb acht?“
Sie hob ihr Glas. „Abgemacht. Und vergessen Sie nicht, Ihre Tanzschuhe anzuziehen.“
Er schmunzelte. „Gut, dass Sie mich daran erinnern. Vermutlich wäre ich in Turnschuhen erschienen.“
„Was ist mit Musik?“
„Darum kümmere ich mich, ich habe ein tragbares Stereogerät, das bringe ich mit. Donnerstagabend also. Ich hole Sie zu Hause ab.“
Es lag Sally auf der Zunge zu sagen, dass sie den Bus nehmen würde. Aber dann tat sie es doch nicht. Logan Black war ihr Arbeitgeber, sie konnte ihm vertrauen. Außerdem fuhr er einen sehr schicken schwarzen Wagen.
Sie lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wein. Das Ganze fing an, ihr Spaß zu machen.
„Haben Sie schon entschieden, welchen Tanz Sie lernen möchten?“, fragte sie. „Ich kann Ihnen unmöglich alle beibringen, dazu ist die Zeit zu knapp.“
Logan hob die Schultern. „Welcher ist am einfachsten?“
„Das hängt vom Körpertyp und der Persönlichkeit des Tänzers ab. In Ihrem Fall …“, sie neigte den Kopf und musterte ihren eleganten und ein wenig hochmütigen Chef, „… würde ich Walzer vorschlagen.“
Am Abend rief Logans Schwester bei ihm an. „Ich weiß, dass ich dir damit auf die Nerven gehe, trotzdem habe ich mich nach einem Tanzlehrer für dich umgehört.“
„Du gehst mir nicht auf die Nerven, wenigstens nicht allzu oft. Aber ich habe bereits jemanden engagiert.“
„Du hast einen Tanzlehrer gefunden?“
„Überrascht dich das? Übrigens ist es eine Sie.“
„Wer hat sie dir empfohlen?“
„Niemand, aber ich bin sicher, dass sie ihr Handwerk versteht.“
„Du musst es wissen.“ Carissa klang nicht sonderlich überzeugt. „Immerhin, ich bin beeindruckt. Und stolz auf dich.“ Sie legte auf.
Logan war alles andere als stolz auf sich. Er fragte sich, ob er dabei war, den Verstand zu verlieren. Was um alles in der Welt hatte er sich nur dabei gedacht, Sally Finch als Tanzlehrerin zu engagieren? Die einzige Erklärung für die unbedachte Entscheidung war seine Übermüdung nach der anstrengenden Geschäftsreise. Als er Sally heute Morgen am Empfang sitzen sah, hatte
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