Julia Extra Band 0328
würde.
Sicherlich hatte er Schuldgefühle, weil er sie völlig falsch eingeschätzt hatte, auch wenn sie ihm versichert hatte, dass sie zu Anfang selbst schuld daran gewesen sei. Er bestand darauf, dass Angel jede Nacht in seinem Bett schlief, ohne sie zu berühren. Er behandelte sie, als sei sie zerbrechlich.
Inzwischen hatte sie den Schmuck für Ari und Lucy Levakis fertig gestellt. Leo hatte die beiden Ohrringe und das Armband lange angesehen, ehe er sagte: „Du bist richtig gut – weißt du das?“
Peinlich berührt zuckte Angel die Schultern. „Es ist das, was ich am liebsten mache. Ich wäre glücklich, wenn ich davon leben könnte.“
Am nächsten Tag stand Leo in seinem Büro am Fenster und schaute auf Athen hinunter, ohne etwas wahrzunehmen. Es gab nur eines, was ihn beschäftigte: Angel. Sie stellte sein ganzes Leben auf den Kopf.
Dass er sie durch sein Verhalten in Gefahr gebracht hatte, machte ihn krank. Trotzdem hatte sie ihn gebeten, nichts gegen Tito zu unternehmen. Die wirkungsvollste Rache wäre, ihn einfach zu ignorieren. Seit dem Vorfall hatte Leo nicht mehr mit ihr geschlafen. In dieser Zeit war ihm bewusst geworden, dass nicht mehr allein Rache sein Beweggrund war, Angel in sein Bett zu holen. Vielmehr ein unklares Gefühl, das ihn gefangen nahm, dem er jedoch vor langer Zeit schon abgeschworen hatte.
Angel konnte von all dem nichts wissen, als sie gegen Mittag am Vorzimmer zu seinem Büro klopfte. Seine Assistentin, die gerade Mittagspause machen wollte, sagte ihr, dass Ari Levakis bei Leo sei.
Lächelnd bedankte sich Angel, ehe die Assistentin ging. Dann schaute sie auf die kleine braune Papiertüte in ihrer Hand. Sie hatte für Leo ein Erdnussbutter-Marmelade-Sandwich gekauft. Inzwischen war sie verunsichert, ob es nicht dumm von ihr gewesen war.
Sie zuckte zusammen, als die Tür ein wenig geöffnet wurde. Leos Meeting musste beendet sein. Sie hielt den Atem an, doch niemand kam aus dem Büro. Doch da die Tür nun ein kleines Stück aufstand, konnte sie Aris tiefe Stimme hören.
„Wir mögen sie wirklich, Lucy und ich.“
Angel blieb das Herz stehen, während sie weiter zuhörte. Jetzt erklang Leos tiefe Stimme.
„Ich weiß.“ Dann schwieg er, und Angel war verwirrt, ohne zu wissen warum.
„Weißt du, Angel und ich … das ist nur vorübergehend. Ich habe nicht den Wunsch, gleich mit der ersten Frau sesshaft zu werden, die mir in Athen über den Weg gelaufen ist.“
Aris Ton war trocken. „Vermutlich weil sie nicht gerade die geeignetste Kandidatin für dich ist?“
Angel zuckte zusammen, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. Als Leo lachte, wurde der Schmerz fast unerträglich.
„Es würde die Fähigkeit meines Vaters zur Toleranz wohl überstrapazieren, wenn Angel zur festen Größe bei mir werden würde.“
Ari klang kühl. „Sie ist nicht so wie die anderen habgierigen Damen der Gesellschaft, auch wenn ich das zuerst glaubte. Und ich will nicht, dass du ihr wehtust.“
„Keine Sorge. Angel und ich wissen genau, woran wir miteinander sind“, entgegnete Leo hart.
Angel hörte nicht mehr weiter zu. Benommen stolperte sie zum Aufzug. Erst als sie nach unten fuhr, fiel ihr ein, dass sie das Sandwich in der braunen Tüte im Vorzimmer vergessen hatte. Doch sie ging nicht zurück, sondern wollte nur noch so schnell wie möglich weg von hier.
Als Angel später den Schmuck für Lucy polierte, quälte sie sich selbst. Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass Leo auf wundersame Weise Gefühle für sie entwickelt hatte? Sie war seine Geliebte, und sie hatten eine Abmachung. Angel hatte zwar geglaubt, dass Leo sich ein wenig für sie erwärmt hätte, seit er die Wahrheit wusste. Aber das Gespräch, das er mit Ari geführt hatte, hatte sie eines Besseren belehrt.
Sie war dumm gewesen zu glauben, dass die Zärtlichkeit, die er seit dem Vorfall zeigte, etwas zu bedeuten hatte.
Angel legte die Hand auf den Bauch. In der vergangenen Nacht hatte sie Leo angebettelt, mit ihr zu schlafen, ohne dass sie verhütet hatten. Angel hatte Leo versichert, dass es im Moment ungefährlich sei, doch jetzt war sie nicht mehr so sicher.
Ein entsetzlicher Gedanke, dass sie schwanger sein könnte, besonders nach dem, was sie gehört hatte. Denn ihre Beziehung ging dem Ende entgegen, und das eher früher als später.
Als das Telefon klingelte, zuckte sie zusammen. Dann nahm sie den Hörer. „Hallo?“
„Warum bist du nicht geblieben?“
Angels Herz setzte einen Schlag aus,
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