Julia Extra Band 0328
während sie den Hörer mit feuchten Händen umklammerte. Das Sandwich!
„Ich … ich musste wieder zurück und den Schmuck einpacken für heute Abend.“ Sie waren bei Ari und Lucy zum Dinner eingeladen. „Ich wollte nur schnell hallo sagen, aber du warst beschäftigt.“
Er schwieg einen Moment. „Danke für den Mittagsimbiss.“
Angels Lachen klang falsch in ihren Ohren. „Ach Gott, das. Ich wusste nicht, was …“
„Es war süß von dir.“
Angel war über und über rot geworden.
„Ich bin um sieben zu Hause. Bis dann.“
Er hatte aufgelegt und Angel in einem Gefühlsaufruhr zurückgelassen. Sie liebte ihn. Sie war verloren. Und die Parnassus-Familie würde als Letzte lachen.
10. KAPITEL
Als sie an diesem Abend vom Dinner zurückkamen, fühlte Angel sich völlig ausgelaugt. Zum ersten Mal in ihrem Leben war die Freude über den Schmuck, den sie angefertigt hatte, von etwas anderem überschattet worden: dass sie sich in Leos Nähe schützen musste. Sie fragte sich, wie Männer es schafften, ihre Emotionen aus dem Spiel zu lassen und einer Frau trotzdem das Gefühl geben konnten, sie sei die Einzige auf der Welt.
Leo war den ganzen Abend besorgt um sie gewesen. Doch Angel hatte sich eingeredet, dass er Ari und Lucy nur etwas vorspielen wollte …
„Was denkst du gerade?“
Angel schreckte aus ihren Überlegungen auf. „Ich habe nur eben überlegt, ob Lucy die Ohrringe und das Armband gefallen. Es ist schon lange her, dass ich Schmuck angefertigt habe …“
„Sie war begeistert, genau wie Ari. Du bist sehr talentiert.“
Als Angel spürte, dass sie rot wurde, hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt. Warum, verdammt noch mal, konnte sie sich nicht einfach unbekümmert geben?
Er umfasste ihren Arm. Zitternd versuchte sie sich ihm zu entziehen. Seine Augen blitzten ein wenig auf.
„Wie wär’s mit einem Schlummertrunk?“
„Leo, ich bin wirklich …“
„Bitte.“
Irgendetwas in seiner Miene ließ ihr Herz schneller schlagen. „Na schön …“
Ein wenig verwirrt folgte sie Leo ins Wohnzimmer. Wüsste sie es nicht besser, hätte sie angenommen, er wollte mit ihr über etwas reden.
Er schenkte ihnen beiden Drinks ein, dann hing angespanntes Schweigen im Raum. Schließlich sagte er: „Wir wissen wohl beide, Angel, dass diese Abmachung, die wir getroffen haben, hinfällig ist. Ich will und kann dich nicht aufhalten, wenn du gehen möchtest.“
Angels Herz zog sich so fest zusammen, dass sie einen Moment glaubte, ohnmächtig zu werden. „Ich …“, begann sie, doch Leo sprach schon weiter.
„Aber ich will nicht, dass du gehst, Angel.“
Ihr Herz begann wieder zu schlagen. „Du … willst es nicht?“, wiederholte sie stockend.
Er schüttelte den Kopf. „Wir sind noch nicht fertig miteinander. Ich will dich immer noch.“
Wir sind noch nicht fertig miteinander . Ich will dich immer noch . Nichts von Liebe oder Gefühlen. Erneut fragte sie sich, was sie erwartet hatte, nach Leos Gespräch mit Ari.
„Die Werkstatt steht dir zur Verfügung, Angel, solange du willst. Nach dem Auftrag für Ari und mit ein bisschen Werbung wirst du sicher mit Aufträgen überschüttet. Das hier könnte der Start einer richtigen Karriere für dich sein.“
Er fragte sie nicht einmal, ob sie überhaupt bleiben wollte.
Angespannt lächelte sie. „Soll das heißen, du willst mir bei meiner Karriere helfen, bis einer von uns beiden der Verbindung überdrüssig ist?“
Leos Kiefermuskeln spannten sich an. „Ich glaube, du kommst allein auch zurecht, aber das ist ein Sprungbrett, das dich auf eine ganze andere Ebene befördern könnte.“
Angel war übel. Er war grausam … und doch wollte er ihr helfen, ihren Traum zu erfüllen. Mit seiner Unterstützung wäre ihre Karriere gesichert. Aber könnte sie weiter das Bett mit ihm teilen, in dem Wissen, dass er sie eines Tages doch wegschicken würde?
Und doch – hätte sie die Wahl, würde sie Leos Liebe einer erfolgreichen Karriere vorziehen. Eine Karriere konnte man immer verfolgen – aber wahre Liebe? Ein Wort, das in seinem Vokabular nicht vorkam. Wenn er sich eines Tages für eine Frau entscheiden würde, dann bestimmt für eine, die besser zu ihm passte.
Angel hatte das Gefühl, innerlich zu zerbrechen. Sie nahm einen stärkenden Schluck, dann sah sie ihn an. „Weißt du eigentlich, warum ich so lange zu Hause geblieben bin, obwohl mein Vater mich nicht ausstehen kann?“ Sie wandte kurz den Blick ab. „Wegen Delphi. Sie hat sich nach
Weitere Kostenlose Bücher