Julia Extra Band 0328
mochte ihn zurückweisen, ihn verleugnen oder beschimpfen – doch das geheime Einverständnis zwischen ihnen steigerte sich unausgesprochen von Minute zu Minute.
Tariqs Blick schweifte durch den Raum. Er suchte nach einem Schlüssel, wie es sein konnte, dass diese einfache Frau so komplizierte Verwicklungen heraufbeschwor. So kompliziert, dass er wie ein liebeskranker Narr die ganze Zeit über in Gedanken bei ihr gewesen war. Das Wohnzimmer war zweckmäßig eingerichtet, viel eher komfortabel als glamourös. Eine etwas abgenutzte Couch, hübsch, aber nicht modisch oder gar elegant. Eine zur Hälfte ausgetrunkene Tasse Tee auf einem Beistelltisch, daneben Reste von Toast, wie er annahm. Neben ihr auf dem Kaminsims waren einige gerahmte Fotos angeordnet – eine dreiköpfige Familie mit einer Mutter, von der er annahm, dass es Jessas Schwester war. Weitere Fotos der Schwestern als Kleinkinder, schließlich ein einzelnes mit Jessa als schlaksigem Teenager.
Mit offenen, achtsamen Augen beobachtete sie seine Regungen, bis er ihr schließlich seine ganze Aufmerksamkeit widmete. Trotzdem hatte er auch vorher gemerkt, wie sie auf ihn reagierte, sodass es nun zu spät war, es noch verbergen zu wollen. Denn er kannte ihren Körper genauso gut wie seinen eigenen.
Tariq rief sich in Erinnerung, dass er sie nicht so ohne Weiteres in sein Bett befehlen konnte, obwohl es einfacher wäre als dieses Getue. Er wusste nicht, warum sie sich ihm widersetzte. Aber er war kein unerfahrener Jüngling und konnte bei ihren Spielchen mithalten. Er nahm eine der Fotografien zur Hand und sah sie stirnrunzelnd an.
„Du ähnelst deiner Schwester sehr“, sagte er. Eine Antwort erwartete er nicht. „Allerdings bist du sehr viel schöner.“
Jessa errötete, allerdings nicht, weil sie sich geschmeichelt fühlte. Sie streckte die Hand aus und entriss ihm das Foto. Ein verschwommener Eindruck ihrer weniger attraktiven Schwester, ihres blonden Mannes und ihres Kindes blieben ihm.
„Ich werde dich jetzt nicht fragen, was du dir eigentlich dabei gedacht hast herzukommen“, sagte sie in kontrolliertem Ton. Doch Tariq bemerkte das interessierte Glitzern in ihren Augen.
„Du darfst mich ruhig fragen.“ Er forderte sie heraus, indem er sich näher an sie herandrängte. Ihre Nähe entzündete ein Feuer auf seiner Haut, und er wollte mehr davon. „Ich bin überglücklich, es dir erklären zu dürfen. Ich kann es dir sogar am lebenden Objekt demonstrieren, wenn du mich lässt.“ Sie wich nicht zurück, aber ihre Wangen waren flammend rot.
Sie konterte unmittelbar. „Mir ist nicht danach, herauszufinden, wie du dein Verhalten erklären willst“, sagte sie. „Wir haben rein gar nichts zu besprechen.“
„Das hättest du mir auch vorher sagen können“, betonte er mit sanfter Stimme. „Warum hast du mich in dein Haus eingeladen, wenn wir nichts zu besprechen haben?“
Ungläubig sah sie ihn an. „Wäre ich nicht an die Tür gegangen oder hätte dich nicht hereingelassen, wie hättest du dich dann verhalten?“
Tariq hatte dafür nur ein Lächeln übrig. War ihr überhaupt bewusst, dass sie mit dieser Frage Schwäche bewiesen hatte?
„Dieses Spielchen wird nicht lange dauern, wenn du jetzt schon glaubst, dass ich es gewinnen werde“, sagte er. Sein Lächeln wurde breiter. „Oder möchtest du sogar, dass es schnell vorbei ist?“
„Nur du spielst hier ein Spiel. Nur du allein“, gab sie kühl zurück.
Sie stellte das gerahmte Foto zurück auf das Kaminsims, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und sah ihn herausfordernd an. Er rückte näher und legte einen Arm auf den Marmorsims, sodass er Jessa fast berührte. Nur ein Atemzug trennte sie jetzt. Sie wahrte Haltung, doch an dem verräterischen Rot ihrer Wangen und ihrem Atem, der stoßweise ging, konnte er merken, was in ihr vorging. Er hätte sie mit Leichtigkeit berühren können. Doch er hielt sich zurück. Schweren Herzens. Eine Ader an ihrem Hals pulsierte. Es ist fast ein bisschen unfair von mir, dachte er in einem Anflug männlicher Befriedigung, dass ich auf diese Weise mit ihrem Körper spielen kann.
„Du willst wissen, wie weit du gehen kannst, Jessa“, flüsterte er mit heiserer Stimme. „Was ist, wenn du dich verschätzt? Wenn ich die Kontrolle über mich verliere?“
„Sehr lustig“, warf sie ihm entgegen und reckte sich. Tariq konnte ihren Fluchtinstinkt förmlich spüren. Doch sie verspottete ihn. „Wann hast du das letzte Mal die Kontrolle über dich
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