Julia Extra Band 0328
diskutieren es aus, wenn das Ende ihrer Beziehung naht, oder nicht? Das gebietet die Höflichkeit, habe ich recht?“
„Noch einmal. Ich darf wiederholen“, sagte er geduldig. „Du hast die Reihenfolge der Ereignisse durcheinandergebracht. Du hast dich in Luft aufgelöst.“ Er stand still und bewahrte absolute Ruhe. Dabei erinnerte er Jessa nicht an eine Statue, sondern an eine aufgerollte Schlange, bereit zuzubeißen. Doch einzulenken oder einen Rückzieher zu machen, dazu war sie nicht bereit.
„Ich habe lediglich mein Handy zwei Tage lang nicht angerührt“, fuhr sie mit Engelszungen fort. „Das ist etwas anderes, als das Land zu verlassen, nicht wahr?“
„Nun, ich war schließlich nicht im Urlaub, um ein Sonnenbad in Amalfi zu nehmen“, konterte Tariq.
Jessa schüttelte den Kopf. „Das spielt jetzt keine Rolle mehr“, sagte sie gedankenlos, als ob vor langer Zeit nicht ihr Herz daran zerbrochen wäre. „Ich meine nur, dass es nichts weiter als eine passende Ausrede war, das ist alles. Die leichteste Art, sich davonzumachen.“
Tariq hatte sich wieder in eine reglose Statue verwandelt. Er betrachtete sie, als sähe er sie heute zum ersten Mal. Plötzlich hatte Jessa das Gefühl, dass er sie wie einen Feind auf dem Schlachtfeld einschätzte und nach ihren Schwachpunkten suchte. Nach ihren verwundbaren Stellen.
„Ich werde gewiss nicht in einen Wutanfall ausbrechen, wenn es das ist, was du mit deinen Angriffen auf mich bezweckst“, sagte Tariq schließlich, wobei er sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Ihre Wangen waren gerötet. „Dennoch hast du meine Ehre verletzt und mich beleidigt.“ Sein Mund war ein Strich. „Es gibt bessere Möglichkeiten, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.“
Sie versuchte, die Hitze zu unterdrücken, die sie durchwallte. Ihr Magen krampfte sich zusammen vor Aufregung und Sorge. Doch die Frau in ihr verlangte verzweifelt nach ihm, dürstete nach seiner Berührung in einer Weise, wie sie es bisher nicht kannte.
„Nun, was ist?“, forderte sie ihn heraus, während sie ihn noch immer mit ihrem Blick fixierte. Das Feuer, das zwischen ihnen entzündet war, ließ sie Fragen stellen, deren Antworten sie nicht hören wollte. „Was schlägst du vor?“
„Eine Nacht.“ Es klang völlig normal. Als würde er vorschlagen, die Zeitung zu lesen. Doch sie spürte die unmissverständliche Bedeutung dahinter.
Tief drinnen schauderte sie. Doch die aufgestaute Leidenschaft, das Feuer, das sie zu leugnen versuchte, begann aufzuflammen.
Sein Blick schien sie zu durchdringen, zu durchbohren.
„Eine Nacht, Jessa. Das ist alles, was ich von dir will.“
4. KAPITEL
Tariqs Wunsch verhallte im Raum, nüchtern, nackt und fordernd. Jessa schluckte. Er sah ihre Hände zittern, und eine Art von Triumph durchflutete ihn. Er hatte die Initiative ergriffen, was ihr wohl aufgefallen sein musste. Doch klein beigeben würde sie nicht. Noch immer bildete sie sich ein, gegen ihn ankommen zu können. Das machte sie umso begehrenswerter.
Selbst wenn es ihm nicht hier bereits gelänge, war er sicher, dass diese Konfrontation in jedem Fall in seinem Bett enden würde. Unter ihm, neben ihm, rittlings oder vor ihm auf den Knien, das interessierte ihn nicht. Er wusste lediglich, dass er diesen Sieg davontragen würde. Er ging immer als Sieger hervor, akzeptierte einfach keinen anderen Ausgang. Nicht bei dieser Frau, die über all die Jahre in seinem Kopf und seinem Herzen herumgespukt hatte.
Da er des Ausgangs sicher war, konnte er sich geduldig zurücklehnen. Er hatte Zeit. Wenn sie es darauf anlegte, konnte er sogar zulassen, dass sie die Krallen ausfuhr. Welche Rolle spielte das? Es würde das Ergebnis nur noch erfreulicher gestalten.
„Ich möchte dich nicht noch einmal missverstehen“, sagte sie nach einer Weile. Ausdruckslos schweifte ihr Blick über sein Gesicht.
Er stellte fest, dass er sich an diese selbstsichere Erwachsenenversion von Jessa sehr gut gewöhnen konnte. Er mochte es, wie sie sich gegen ihn auflehnte, die Art, wie sie jedem Einschüchterungsversuch widerstand, und wie sie nicht so leicht zu durchschauen war. Wann hatte schon jemals ein Mensch gewagt, sich ihm zu widersetzen?
„Eine Nacht, in der was passiert?“, fragte sie forschend.
„Alles, was ich gern hätte“, sagte er leise, jede Silbe angefüllt mit purer Verführungslust.
„Erkläre dich bitte genauer“, forderte sie ihn auf. Tariq meinte unterdrücktes Begehren aus ihren Worten zu
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