Julia Extra Band 0328
Dinge gibt, um die du mich bitten könntest“, erklärte er.
Obgleich sie es nicht wollte, behielt er eine verführerische Gewalt über sie. Oder es war einfach so, dass sie anfällig für ihn war und schwach, was ihn betraf. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt, und doch spürte sie plötzlich seine Hände an ihrem Hals. Sie sehnte sich danach, noch einmal die stählernen Muskeln seiner Brust spüren zu dürfen. Wie kam es, dass sich ihr Körper noch immer nach ihm verzehrte? Jessa war so sicher gewesen, dass sie die Affäre mit ihm endlich überstanden hatte. Dass sie mit ihm fertig war. Hundertprozentig sicher war sie sich gewesen. Kürzlich hatte sie sogar über eine Zukunft nachgedacht, in der Tariq nicht ein Schatten in ihrem Leben war, sondern nur eine bittersüße Erinnerung.
„Du machst Witze“, sagte sie. Es war alles, was sie herausbrachte, wenn ihr Körper nicht revoltieren sollte. Fünf Jahre hatte es gedauert, bis sie die Zeit mit ihm verarbeitet hatte. Wie lange würde es wohl bei einem zweiten Mal dauern? Sie wagte nicht daran zu denken.
„Wenn es um dich geht, das kann ich dir versichern, ist mir nicht nach Scherzen zumute“, sagte er bitter.
Ein Teil von ihr glaubte ihm tatsächlich. Und da war ein Funke in seinen magisch dunklen Augen, der sie zu der Überzeugung brachte, besser nicht an seiner Meinung zu rütteln.
„Wenn du es wirklich ernst damit meinst, dann bist du nicht ganz richtig im Kopf“, entgegnete sie. „Ich würde selbst dann keine Nacht mit dir verbringen, wenn ich vorher nackt über die Parliament Street getanzt wäre.“
Eine erfahrenere Frau als sie hätte das Wort nackt in seiner Gegenwart wohl nicht ausgesprochen. Tariq bewegte sich nicht. Und doch schien es, als würde er irgendwie wachsen. Größer werden, dunkler, einfach mehr sein . Als ob er ihr sämtliche Ausgänge versperrt hätte und sie angekettet wäre. Was machte er nur mit ihr? Wenn sie nachdachte, hatte er schon früher jeden Raum, den er betrat, mit seiner bloßen Anwesenheit ausgefüllt. Doch damals hatte sie diese Wirkung ihrer Verliebtheit zugeschrieben und nicht für etwas gehalten, das tatsächlich von ihm ausging.
Ihr Blick hing an ihm, während er sie auf eine Art ansah, die ihren Mund austrocknete und sie befürchten ließ, dass sie schneller zu seiner Beute wurde, als sie es wahrhaben wollte. „Ich werde selbstverständlich keine Nacht mit dir verbringen. Das ist alles Schnee von gestern. Es überrascht mich, dass du mich darum gebeten hast.“
„Gebeten?“ Er sah sie mit herrischem Blick an. Eine Augenbraue zuckte nach oben. „Ich habe nicht darum gebeten.“
Selbstverständlich hatte er sie nicht wirklich darum gebeten. Er war der König von Nur. Er brauchte um nichts zu bitten, alles wurde ihm zu Füßen gelegt. War sie vor fünf Jahren nicht in derselben Rolle gewesen?
„Na gut“, sagte sie. „Dann brauche ich dich auch nicht zurückzuweisen.“ Jessa hatte Mühe, vor lauter Anspannung ruhig Blut zu bewahren. „Also war es gut, dass du mich nicht darum gebeten hast.“
„Warum lehnst du ab?“, fragte Tariq beinahe gleichgültig und reckte sich. Es war, als ob er damit direkt in ihr persönliches intimes Umfeld geraten wäre, obwohl sie sich am anderen Ende des Raums aufhielt. Sie wollte noch weiter zurückweichen, aber ihre Kniekehlen stießen an die Couch.
Du darfst nicht weglaufen,warnte sie sich selbst. Er würde dich einholen. Und denke an Jeremy. Du musst an ihn denken!
„Warum willst du diese eine Nacht von mir?“ Jessa schob beide Hände in die Hosentaschen. Sie wollte gefasster wirken, als sie es war. „Und warum gerade jetzt? Fünf Jahre erscheinen mir eine Idee zu lang, um dir abzunehmen, dass du nach mir geschmachtet hast.“ Über die Vorstellung musste selbst sie lachen. Das Lachen erstarb, als sie einen fremden Ausdruck in seinen Augen las.
„Ich habe dir mehrfach gesagt, dass ich vorhabe zu heiraten.“ Lässig zuckte er die Schultern, als ob ihn so eine wichtige Entscheidung für sein Leben nicht mehr interessierte als ein Staubkorn auf seinem Ärmel. Vielleicht war es auch so. „Doch zuerst wollte ich prüfen, ob du noch ein Hinderungsgrund für mich bist. Verstehst du das?“
„Ich war doch vor Jahren schon kein beeinflussender Faktor für dich“, hielt sie dagegen.
Tariq rieb sich über das Kinn und betrachtete sie so eindringlich, als könne er in sie hineinsehen.
„Niemand kann vorhersehen, was das Leben mit einem vorhat.“ Er senkte den
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