Julia Extra Band 0331
den Fingern durchs Haar. Kelly fragte sich, ob zwei Menschen, die so verschieden waren, sich wohl jemals verstehen würden.
„Du hast von uns wie von einem Paar gesprochen“, murmelte sie. „Ich war glücklich, weil ich dachte, dass die Dinge zwischen uns sehr gut liefen.“
Alekos sah sie an. „Ich dachte, du wärest wegen ihm glücklich.“
„Ich war glücklich wegen dir .“ Kelly nestelte an der Bettdecke. „Aber das hat nicht lange gehalten. Du hast dich während des ganzen Essens abscheulich benommen. Und mich hast du gar nicht weiter beachtet, obwohl ich mir deinetwegen solche Mühe gegeben habe.“
„Meinetwegen?“
„Ich habe mir Mühe gegeben, nett zu allen Leuten zu sein und dich nicht zu enttäuschen. Ich habe mich wacker geschlagen, bis du unser Baby verleugnet hast.“ Plötzlich fiel Kelly ein, wie sie ihn im Restaurant hatte stehen lassen. Bestürzt bedeckte sie das Gesicht mit den Händen. „Jetzt komme ich mir so schlecht vor. Dabei war es zu neunzig Prozent deine Schuld.“
„Ich gebe dir vollkommen recht.“
Überrascht spähte Kelly durch die Finger. „Wirklich?“
„Ja, ich habe mich wie die Axt im Wald benommen. Erst jetzt wird mir klar, dass du mich falsch verstehen musstest, als ich unser Baby nicht erwähnt habe. Schließlich habe ich damals gesagt, dass ich keine Kinder wollte.“ Alekos nahm die Fliege ab. „Ich war die ganze Nacht wach, weil ich überlegt habe, wie ich dich überzeugen kann, dass ich dich und das Baby wirklich will.“
Kelly schluckte. „Die ganze Nacht? Du Ärmster, du musst hundemüde sein. Willst du jetzt ein bisschen schlafen?“
„Schlaf ist momentan das Letzte, woran ich denke. Ich möchte endlich Klarheit schaffen.“ Alekos ging zu dem Stuhl mit den Paketen. „Ich denke sehr wohl an das Baby. Hier ist der Beweis: Ich habe in den letzten Wochen ein paar Geschenke gekauft, hatte aber Angst, du würdest es wieder falsch verstehen.“ Er nahm die bunten Päckchen hoch und lächelte reumütig. „Jetzt kann ich nicht länger warten.“
„Was sind das für Geschenke?“ Fasziniert betrachtete Kelly den Berg Pakete. „Wenn das alles Schmuck ist, musst du dir eine größere Freundin zulegen.“
„Das ist kein Schmuck. Ich habe Geschenke für das Baby gekauft.“
Für das Baby? „Ich bin erst im zweiten Monat. Wir wissen nicht einmal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird …“
„Habe ich wieder etwas falsch gemacht?“ Alekos war sichtlich angespannt. „Ich kann sie zurückbringen.“
„Nein, nein.“ Während sie gedacht hatte, er würde keinen Gedanken an das Baby verschwenden, hatte er Geschenke gekauft.
„Jetzt fühle ich mich richtig schlecht“, gestand Kelly mit belegter Stimme.
Er lächelte gequält. „Das wollte ich damit nicht erreichen. Ich wollte dir einen Gefallen tun. Das ist offenbar gar nicht so einfach, wie ich dachte.“
„Danke. Nun zeig schon, was du gekauft hast.“
„Sieh selber nach.“ Behutsam legte Alekos die Geschenke auf das Bett.
„Das sind so viele. Ich bekomme ein Baby, nicht sechs.“
„Immer, wenn ich in Athen war, habe ich etwas gekauft.“ Nervös löste er einen Knopf an seinem Hemd. „Vielleicht habe ich es ein bisschen übertrieben.“
Kelly war gerührt, weil er trotz seiner anstrengenden Arbeit noch an das Baby gedacht hatte. Sie nahm ein großes weiches Paket und zerriss das Papier. Dann zog sie einen braunen Teddybären mit einer roten Schleife heraus. „Oh, wie niedlich.“
„Ich habe mir gedacht, wenn ich einen Teddy mit einer blauen Schleife kaufe, dann wärst du böse, weil ich davon ausgehe, dass wir einen Jungen bekommen. Wenn ich einen mit einer rosa Schleife genommen hätte und es ein Junge werden würde, dann hätten wir die Schleife tauschen müssen. Also habe ich mich für Rot entschieden.“
Kelly war verblüfft, dass er sich so viel Mühe gemacht hatte, das passende Geschenk auszusuchen. „Er ist wirklich süß.“ Als sie das Schild sah, auf dem „Nicht geeignet für Kinder unter 18 Monaten“ stand, stopfte sie es schnell unter die Schleife, damit er es nicht lesen konnte. Sie würde den Teddy so im Kinderzimmer hinsetzen, dass ihn das Baby zwar sehen, aber nicht anfassen konnte. „Das Baby wird ihn lieben.“
Sie öffnete das nächste Paket und fand einen zweiten Teddy, der genauso aussah wie der erste. Sie lächelte betont fröhlich, um seine Gefühle nicht zu verletzen. „Noch einer. Toll.“ Was hatte er sich dabei gedacht? Einen Teddy für jeden
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