Julia Extra Band 0332
Tränen vergossen, als Gianna ihr Baby verlor.
Eine wunderbare Frau, die ihr bei jeder Gelegenheit mit Rat zur Seite gestanden und regelmäßig Kontakt zu ihr gehalten hatte. Immer wieder hatte sie auch betont, dass Gianna sie jederzeit besuchen könne.
Die Briefe hatte Gianna zunächst mit Vorsicht beantwortet. Doch als ihr klar wurde, dass Raúl darin keine Rolle spielte, hatte sie die Reserviertheit aufgegeben.
Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie nun daran dachte, dass Teresa krank, verletzt oder … Gott behüte … noch etwas Schlimmeres geschehen sein könnte.
„Nein.“
„Was, nein?“, gab Gianna schneidend zurück, verärgert darüber, dass er offensichtlich noch immer in der Lage war, ihre Gedanken zu lesen. Dabei hatte sie sich eingebildet, sie sei mittlerweile in der Lage, völlig ungerührt zu wirken.
Offensichtlich hatte sie sich geirrt.
Sie schaute ihn lange einfach nur an, in der Hoffnung, er würde den Blick abwenden. Doch er blieb standhaft, und ihr wurde bewusst, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. Ihr ganzer Körper schien zum Leben zu erwachen, und das Schlimmste war, dass Raúl darum wusste.
„Also, was ist mit Teresa? Sag schon, verdammt!“
Sein Blick wurde ernst. „Vor wenigen Wochen wurde bei ihr eine inoperable Krebserkrankung diagnostiziert.“
Im ersten Moment konnte sie gar nichts sagen.
„Seltsam. Sie hat in ihren Briefen kein Wort darüber verloren“, brachte sie schließlich heraus. Zuneigung, Respekt und Vertrauen zwischen den beiden Frauen hatten zu einer echten Freundschaft geführt. „Es tut mir so leid!“
„Ja, das glaube ich dir.“ Sein Blick hielt ihren fest, und die Eindringlichkeit, die darin lag, brachte sie beinahe ins Schwanken. „Meinst du“, fuhr er ruhig fort, „dass dein Mitleid weit genug geht, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen?“
Da sie befürchtete, dass ihr nicht gefallen würde, was er gleich sagen würde, achtete sie darauf, mit ruhiger Stimme und zurückhaltend zu antworten: „Wenn ich es einrichten kann.“
„Teresa sehnt sich nach deiner Gesellschaft.“
Gianna erstarrte. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie hatte Mühe, die Kontrolle über ihre verrücktspielenden Nerven zu behalten.
„In Madrid?“ Die Frage war unnötig, denn sie kannte die Antwort bereits.
„Zunächst einmal, ja.“
2. KAPITEL
MADRID. Die Stadt, in der Raúl residierte und den millionenschweren Großkonzern seines Vaters leitete.
Bei dem bloßen Gedanken daran, wie er ihr gegenüber Höflichkeit vortäuschen würde, wann immer er Teresa besuchen kam, hätte sie am liebsten geschrien.
Und das würde er garantiert tun … und nicht zu selten.
Sie durfte nicht zustimmen .
Gianna hatte keine Lust, sich irgendwo in der Nähe von Raúl aufzuhalten. Vor allem wollte sie sich nicht in eine Lage manövrieren lassen, über die sie keine oder nur wenig Kontrolle hatte.
Entsprechend fiel ihre Antwort aus. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
Sein Blick ruhte weiter auf ihr. „Und ob.“
Die widersprüchlichsten Gedanken wirbelten durch ihren Kopf.
Wenn ich das machen würde …
Bist du wahnsinnig ?
Sie musste sich um ihr Geschäft kümmern und konnte unmöglich von einer Sekunde auf die andere alles hinwerfen.
„Einige wenige Wochen deiner wertvollen Zeit, Gianna“, fügte Raúl in bezwingendem Ton hinzu. „Für Teresa. Ist das zu viel verlangt?“
Im ersten Moment wollte sie mit einem eindeutigen Ja antworten. Dabei zerbrach sie sich schon den Kopf darüber, was sie für ihre Abwesenheit alles arrangieren müsste. Sie würde Annaliese das Geschäft übergeben, eine zusätzliche Kraft einstellen, sich vorher um Lagerbestand und Bestellungen kümmern …
Am liebsten hätte sie laut gestöhnt.
Warum, zum Teufel, verschwendete sie auch nur einen einzigen Gedanken daran? Das Ganze war schlicht unmöglich.
Raúl hingegen bemerkte an ihrer Miene ihren Gefühlsaufruhr und ahnte, was in ihr vorging.
„Du bist für Teresa wie eine leibliche Tochter“, sagte er ruhig. „Unabhängig von unserer Situation. Sie möchte dir ein paar Sachen … Erbstücke … persönlich überreichen.“
Nein. Doch sie sprach die Ablehnung nicht so drastisch aus.
„Ich könnte das nicht annehmen.“
„Warum nicht?“
„Weil diese Dinge alle dir gehören sollten“, sagte sie schnell. Viel zu schnell. Worte, die ihr über die Lippen kamen, ehe sie darüber nachdenken konnte. „Deiner Familie. Deiner Frau.“
Mein Gott, was rede ich da
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