Julia Extra Band 0339
leider nicht leisten, wenn ich als Journalistin weiterkommen möchte.“ Sie holte tief Atem. „Bitte sagen Sie mir aufrichtig, weshalb Sie sich ausgerechnet mich für ein Interview aussuchen.“
Er schwieg eine Weile, dann sagte er freimütig: „Weil Sie mich faszinieren, was Ihnen gewiss nicht entgangen ist.“ Er lächelte. „Offenbar haben Sie den Jäger in mir geweckt, und da kann ich einfach nicht widerstehen. Aber …“, das Lächeln verschwand, „… Sie haben nichts zu befürchten. Wie ich Ihnen bereits versichert habe, dränge ich mich Frauen niemals auf.“
Holly wandte sich ab. Die Handflächen fest zusammengepresst, erwiderte sie leise: „Und wenn ich nun sage, dass ich an … an persönlicheren Aspekten unserer Bekanntschaft kein Interesse habe? Die Sache ist … Ich habe mir bei so etwas schon mal gehörig die Finger verbrannt, und darüber bin ich immer noch nicht hinweg. Manchmal frage ich mich, ob ich das jemals sein werde.“
Brett zog die Brauen hoch. „Ich gehe davon aus, dass es sich weder um den Scheich noch den bandido handelt.“
„Nein, natürlich nicht.“
„Wer war es dann?“
Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. „Das tut nichts zur Sache. Außerdem … Ich stelle die Fragen, Sie geben die Antworten, so lautet die Abmachung. Und Privatleben ist tabu – das haben Sie bestimmt“, schloss sie ironisch.
Beide schwiegen.
„Nun?“, fragte sie nach einer Weile. „Sollten wir nicht besser einen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen?“
„Sie geben auf?“
„Ich dachte, Sie hätten es sich anders überlegt.“
Er verzog die Lippen. „Weil Sie mir – bildlich gesprochen – auf die Finger geklopft haben? Nein, ich habe es mir nicht anders überlegt.“
„Versprechen Sie dann, dass Sie das … das andere nicht mehr zur Sprache bringen?“
„Abgemacht. Ich werde das Thema nicht wieder anschneiden.“
Holly krauste die Stirn. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es da einen Haken gibt.“
„Tut mir leid, aber Besseres habe ich nicht zu bieten. Also, was ist – ja oder nein?“
Sie stand auf, ging ans Fenster und schaute auf die erleuchtete Stadt. Was sollte sie tun? Dass zwischen ihnen eine Anziehungskraft bestand, ließ sich nicht leugnen. Brett gab das offen zu, sie nicht. Zumindest nicht ganz.
Andererseits … Sie war mit Leib und Seele Journalistin. Ihr Beruf war sozusagen ihr Leben und hatte ihr in den letzten zwei Jahren über manche schwere Stunde hinweggeholfen.
Sie wandte sich um und sah ihn an. „Die Journalistin in mir sagt Ja. Kann ich mich jetzt verabschieden?“
„Selbstverständlich.“ Er stand auf und ging zur Tür. „Mike? Haben Sie sich um Miss Hardings Auto gekümmert?“
„Natürlich, Sir.“ Er reichte Holly die Schlüssel. „Es steht unten vor dem Eingang, Miss Harding.“
„Vielen Dank.“ Zögernd wandte sie sich dem Hausherrn zu. „Also dann … Gute Nacht.“
„Gute Nacht, Holly.“ Mit einem kurzen Nicken drehte er sich um.
Nach dem Abendessen kehrte Brett mit einem Kaffee an seinen Schreibtisch zurück, um an den Plänen der nächsten Afrikareise zu arbeiten. Aber diesmal war er nicht bei der Sache, und nach einer Weile gab er auf. Zu viel ging ihm durch den Kopf.
Es wurde Zeit, sein Leben umzudenken. Er weilte zu oft und zu lange im Ausland, und das vertrug sich einfach nicht mit seinen sonstigen Pflichten – das Familienunternehmen war ein Vollzeitjob. Vom Verstand her wusste er das auch, dennoch fragte er sich, ob er dem verlockenden Ruf der Wildnis jemals ganz widerstehen würde.
Aber wurde es in seinem Alter – immerhin war er fünfunddreißig – nicht wirklich langsam Zeit, sesshaft zu werden und an den Fortbestand der Wyndham-Dynastie zu denken?
Unwillkürlich tauchte Holly Hardings Bild vor ihm auf …
Sie hielt ihn auf Abstand, weil sie sich angeblich schon mal die Finger verbrannt hatte. Stimmte das, oder war es nur ein raffinierter Schachzug, um sein Interesse zu wecken? Was das schöne Geschlecht betraf, so hatte er schon so manches erlebt.
Allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass sie ihm gefiel. Sie war anders als seine bisherigen Freundinnen – sehr schlank, mit ausdrucksvollen Augen und zartem Teint; intelligent, schlagfertig und offenbar sehr kreativ. Lächelnd erinnerte er sich an ihre „Holly Golightly aus Tahiti“ …
Ja, sie gefiel ihm. Mehr noch, sie faszinierte ihn. Und er könnte schwören, dass sie ihm gegenüber auch nicht völlig gleichgültig
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