Julia Extra Band 0339
Verkehrsunfall. Deshalb haben Sie den Anrufer gefragt, ob er seinen Führerschein in der Lotterie gewonnen hat.“
Brett schmunzelte wider Willen. „Um auf Ihre Frage zurückzukommen – nein, die Nashörner sind nicht ernsthaft verletzt. Aber ihre Zahl ist mittlerweile dermaßen geschrumpft, dass jedes einzelne Tier von Bedeutung ist.“
„Das stimmt. Aber weshalb sind Sie auf mich losgegangen, ich habe mit dem Unfall doch nichts zu tun. Oder fallen Sie, wenn Sie die Wut packt, über jeden her, der zufällig in der Nähe ist?“
„Es wäre nicht das erste Mal.“ Er machte eine Pause. „Übrigens, Ihr Haar gefällt mir, aber gegen Ohrgehänge bin ich allergisch.“
Holly zog die Brauen hoch. „Wieso?“
„Vor Jahren lud mich eine Bekannte in ihre Wohnung zum Abendessen ein. Als ich mit einem Blumenstrauß und einer Flasche Wein an die Tür klopfte, öffnete sie in String und High Heels – und mit Ohrgehängen wie Ihren.“
„Heiliger Strohsack!“
„Genau das habe ich auch gesagt und die Blumen vor Schreck fallen lassen.“
Holly lachte schallend. „Und dann?“
„Dann? Hm … Es ist schon ein Weilchen her. Ich glaube, ich habe gefragt, ob sie das Pferd immer von hinten aufzäumt.“
„Und was hat sie geantwortet?“
„Dass sie ihre Zeit nicht mit jemandem vergeuden würde, dem bei ihrem Anblick nichts Besseres als ein Pferd einfällt. Daraufhin hat sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.“
„Hören Sie auf! Ich krieg vor Lachen kaum noch Luft.“
„Das Dumme an der Geschichte ist, dass ich seitdem jede Frau mit Ohrgehängen in Gedanken ausziehe.“
Immer noch lachend, entfernte sie den Schmuck. „Da. Bin ich jetzt außer Gefahr?“
„Ja.“ Er bedachte sie mit einem seltsamen Blick, bevor er die Krawatte abstreifte und den Kragenknopf aufmachte. „Fangen wir an“, sagte er abrupt.
Hollys Herzschlag setzte eine Sekunde lang aus. „Sie … Sie meinen mit dem Interview?“
„Was sonst?“
„Na…natürlich. Ich … ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass Sie schon heute … Aber das macht nichts, ich habe meine Sachen dabei.“ Sie holte Block und Bleistift aus der Tasche.
Er setzte sich ihr gegenüber. „Womit wollen Sie beginnen?“
Während sie ihre Notizen überflog, straffte sie unmerklich die Schultern, dann hob sie den Kopf und betrachtete Brett einen Moment. „Mit Ihrer Kindheit. Ich habe zwar selbst schon recherchiert, würde aber gern alles aus Ihrer Sicht hören. Zum Beispiel, wo Ihre Liebe zu Tieren ganz allgemein und die Leidenschaft zur Erhaltung gefährdeter Gattungen herrühren.“
„Tiere mochte ich schon immer. Auf einer Farm im Outback kommt man mit vielen in Berührung, domestizierten wie auch exotischen, Ameisenigeln und Beutelmäusen zum Beispiel. Meine Großmutter, obwohl sie kein Diplom hatte, war eine ausgezeichnet Tierärztin, und nicht nur für Schafe und Kühe. Ich erinnere mich gut an die vielen mutterlosen Känguru-Babys, die sie nach Hause brachte und großzog.“ Er grinste. „In Kissenbezügen, die sie an der Wäscheleine befestigte. Die Babys fühlten sich wie im Beutel ihrer Mutter.“
„Das bringt mich zu meiner nächsten Frage: Wann kamen die ersten Wyndhams nach Australien …?“
Eine Stunde später schaute Brett auf seine Armbanduhr. Sofort stand Holly auf und steckte Notizblock und Bleistift in die Tasche; sie war mit dem Ergebnis dieser ersten Sitzung sehr zufrieden. Brett hatte ihr faszinierende Einblicke in die Anfänge seiner Familie und das damalige Leben auf einer Rinderzuchtfarm in Nordqueensland vermittelt. Das Meiste, so erklärte er, stamme aus den Tagebüchern seiner Großmutter, der Rest von ihren Erzählungen oder Familienanekdoten.
„Das war ein großartiger Einstieg“, meinte sie enthusiastisch. Sie trank den Rest ihres Cognacs und stellte das Glas auf den Tisch.
Er erhob sich und schlüpfte in sein Jackett. „Leider muss ich Sie jetzt allein lassen, ich habe eine Verabredung zum Abendessen. Natürlich sind Sie als Gast im Restaurant des Hotels herzlich willkommen.“
Holly hängte sich die Tasche über die Schulter. „Danke, das ist sehr liebenswürdig, aber auf meinem Programm stehen als Nächstes ein Strandspaziergang und dann ein De-Luxe-Hamburger in einem der Cafés. Danach gehe ich schlafen, es war ein langer Tag. Beim Weiterflug nach Haywire morgen früh bleibt es doch, oder?“
Er zögerte, dann nickte er. „Um neun erwarte ich Sie in der Lobby.“
„Das klingt fast, als hätten Sie es
Weitere Kostenlose Bücher