Julia Extra Band 0339
es um meine Menschenkenntnis bestellt ist. Eine andere Frau hätte gemerkt, was Sache war.“
„Nicht unbedingt.“
Sie lächelte freudlos. „Wie dem auch sei, ich habe meine Lektion gelernt. So etwas passiert mir kein zweites Mal.“
„Vielleicht trug seine Frau mit Schuld an den Geschehnissen. Haben Sie eben nicht selbst Ursache und Wirkung für sein Verhalten infrage gestellt?“
„Und vielleicht liebte sie ihren Mann und konnte den Gedanken an ein Leben ohne ihn nicht ertragen. Vielleicht hatte sie Angst vorm Alleinsein, immerhin waren da zwei Kinder.“
„Wie ging es weiter?“
„Nach unserer Trennung kehrte er zu ihr zurück, und kurz darauf zogen sie in eine andere Stadt.“
„Und Sie?“
Holly faltete und entfalte die Serviette auf ihrem Schoß. „Monatelang war ich das reinste Nervenbündel. Ständig hatte ich das Gefühl, dass mich jemand verfolgt. Das passiert mir sogar heute noch hin und wieder, und dann bricht mir jedes Mal der Angstschweiß aus. Aber das Schlimmste waren meine Schuldgefühle. Meine Mutter hat mich schließlich dazu überredet, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, und nach einer Weile wurde es leichter. Nicht zuletzt wegen meiner Arbeit beim Magazin. Kein Auftrag war mir zu gefährlich – je schwieriger, umso besser.“
„Und jetzt?“
„Jetzt bin ich okay. Aber allem, was mit Verlieben und Heirat und so weiter zu tun hat, gehe ich bewusst aus dem Weg.“
„Ich verstehe.“ Er leerte sein Weinglas. „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.“
Sie schluckte. „Ich sage nicht, dass mir das immer leichtfällt.“
„Sie meinen … uns?“
Holly biss sich auf die Lippe. „Ja. Sie …ich …“ Hilflos gestikulierte sie, dann straffte sie die Schultern. „Ich bin hier, um eine Story zu schreiben. Eine gute Story, die nicht im Papierkorb landet“, fügte sie leidenschaftlich hinzu. „Und dazu brauche ich einen klaren Kopf. Ich kann mich nicht durch … durch andere Dinge ablenken lassen.“
Er betrachtete sie stumm, aber um seine Lippen zuckte es.
„Ist was?“, fragte sie argwöhnisch.
„Sie sitzen, wie man so schön sagt, in der Klemme.“
„Wenn Sie sich über mich lustig machen, dann …“
„Das ist ganz und gar nicht meine Absicht.“ Er stand auf und ging um den Tisch. „Kommen Sie.“ Er nahm sie bei der Hand und zog sie vom Stuhl. „Den Vollmond sollten wir uns nicht entgehen lassen.“
„Aber …“
Ohne ihren Protest zu beachten, führte er sie hinaus auf den Rasen. Einer riesigen orangefarbenen Kugel gleich, stand der Mond über den Baumspitzen.
„Oh …!“, hauchte sie.
Stumm sahen sie zu, wie er langsam höher stieg und dabei nach und nach seine normale Größe und Farbe wiedergewann, bis er schließlich das stille Land um sie her in silbernes Licht tauchte. Es war ein beeindruckendes Schauspiel.
„Wunderschön!“, wisperte sie. Ein Frösteln überlief sie, und unwillkürlich kuschelte sie sich an ihren Begleiter, denn die Nächte im Busch waren kalt.
Er legte einen Arm um sie, dann neigte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
Seine Lippen waren so weich und verführerisch, dass sie nicht mehr klar denken konnte, nur noch fühlen – den sanften Druck seiner Finger in ihrem Nacken, seinen Arm um ihre Taille, die harten Muskeln seiner Brust … Sein maskuliner Duft war wie eine Droge …
Aber dann meldete sich die Stimme der Vernunft wieder zu Wort, und sie schob Brett mit beiden Händen sacht zurück. „Das ist keine gute Idee“, flüsterte sie rau.
„Warum nicht? Wir schaden niemandem, und Sie wollen es ebenso sehr wie ich.“ Sein Blick verweilte auf ihrem schönen Mund, dann küsste er ihn erneut – und jetzt wies sie ihn nicht zurück, diesmal siegte heißes Verlangen über die Stimme der Vernunft.
Es wurde ein langer sinnlicher Kuss, doch plötzlich hob Brett den Kopf und lauschte. Dann hörte sie es auch – Schritte kamen näher. „Sarah“, hauchte sie. „Ich habe sie ganz vergessen.“
„Gehen wir in Ihren …“
„Nein. Ich muss wissen, wie sie sich fühlt.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Danke für den schönen Abend – und fürs Zuhören.“ Schnell entfernte sie sich.
Brett fluchte leise, und als er Bella neben sich spürte, beugte er sich hinab und strich ihr über den Kopf. „Na, altes Mädchen, was meinst du? Könnte Holly Harding die Richtige für mich sein? Ich hatte den Eindruck, sie fühlt sich hier wie zu Hause. Sie gefällt mir mit jeder Minute
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