Julia Extra Band 0342
blass.
„Haben Sie die Telefonnummer Ihres Arztes dabei?“
„In meinem Portemonnaie. Es ist in der Handtasche in der Schublade.“
Nur wenige Sekunden später wählte Alex die Nummer des Arztes, schilderte der Sprechstundenhilfe die Situation und wartete auf ärztliche Anweisungen. Nachdem sie wieder aufgelegt hatte, winkte sie den jungen Mann vom Empfang zu sich herüber und bat ihn, den Chef zu holen.
„Ihr Vorgesetzter muss dringend einen Ersatz für Belinda organisieren. Sie muss jetzt sofort ins Krankenhaus.“
Nach einem verunsicherten Blick auf Belindas schmerzverzerrtes Gesicht eilte der junge Mann davon.
„Sie haben ja keine Ahnung, wie wichtig die nächsten Wochen für Wyatt sind“, sagte Belinda mit gepresster Stimme. „Die Entscheidung für den National Travel Award, eine wichtige Auszeichnung für das Hotel, steht an. Wenn die Kritiker eintreffen, muss der Betrieb reibungslos funktionieren.“
„Wyatt wird schon Verständnis haben“, wiederholte Alex, auch wenn sie sich da nicht so sicher war.
Plötzlich stieß Belinda einen unterdrückten Schrei aus. „Atmen Sie tief durch“, empfahl Alex ihr mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. „Vergessen Sie das Hotel mal für eine Weile.“
Belinda gehorchte. Alex kniete sich neben sie, hielt ihr die Hand und half ihr durch die Wehe hindurch.
Kurz darauf näherte sich eine teuer gekleidete Frau dem Tresen. „Wo finde ich das Bistro Lizette?“
Da Belinda sich gerade vor Schmerz krümmte, nahm Alex kurzerhand einen Grundriss vom Tresen und warf einen Blick darauf. „Im zweiten Stock im Westflügel“, sagte sie freundlich. „Ich war schon dort. Es wird Ihnen gefallen.“ Dankbar ging die Frau davon.
In der Ferne hörte man bereits die Sirene des Krankenwagens. Was ihre Freundinnen wohl sagen würden, wenn sie wüssten, was los war?
Als Alex gerade einem weiteren Gast den Weg zeigte, sah sie den jungen Mann vom Empfang auf sich zukommen. Er sah sehr besorgt aus.
„Wyatt ist schon unterwegs“, sagte er und beobachtete, wie Alex die Concierge durch eine weitere Wehe begleitete. „Nichts für ungut, aber sollten Sie nicht lieber irgendwo hingehen, wo Sie niemand sehen kann? Dieses Hotel ist Wyatts Augapfel.“
„Überlassen Sie Ihren Chef ruhig mir“, antwortete Alex resolut. „Belinda hat gerade große Schmerzen. Wir rühren uns nicht vom Fleck, bis der Krankenwagen kommt.“
Dieser Wyatt kam doch wohl hoffentlich nicht auf die Idee, Belinda das ungünstige Timing der Geburt ihres Babys vorzuwerfen.
Und hoffentlich handelte es sich bei ihm nicht um den toll aussehenden einschüchternden Mann im Anzug, der gerade die Lobby betreten hatte und direkt auf sie zusteuerte.
Als Wyatt sich dem Tresen der Concierge näherte, legten zwei Sanitäter die hochschwangere Belinda gerade auf eine Trage. Eine schlanke Frau mit langem dunklem Haar lächelte ihr aufmunternd zu und drehte sich dann zu einem Hilfe suchenden männlichen Gast um.
Wyatt beobachtete, wie der Mann nickend den Grundriss nahm, den die Unbekannte ihm reichte, und sich wieder auf den Weg machte.
„Ich habe Ihren Mann angerufen und ihn gebeten, schon mal zum Krankenhaus vorzufahren“, hörte er sie mit ruhiger und klarer Stimme sagen. „Ihre Nachbarin wird so lange auf Ihren Sohn aufpassen. Machen Sie sich keine Sorgen, alles ist unter Kontrolle.“
Wyatts junger Rezeptionist Randy eilte besorgt auf ihn zu. „Wyatt, ich habe versucht, die Frau dazu zu bewegen, Belinda außer Sichtweite zu bringen“, erklärte er nervös. „Die Gäste gucken schon. Aber sie hat nur gesagt, dass sie mit Ihnen fertigwerden würde.“
Belustigt hob Wyatt eine Augenbraue. Normalerweise flößte er den Menschen so viel Respekt ein, dass sich niemand mit ihm anlegte. Interessant, sehr interessant.
Er richtete den Blick wieder auf die Brünette, die sich gerade zu einer aufgeregt herbeistürmenden Frau mit geblümter Bluse umdrehte und dabei erstaunlich souverän und gelassen wirkte.
Es wurde allmählich Zeit, einzugreifen und ihr zu helfen, aber … mal sehen, was passierte. Sollte sie Mist bauen, konnte er immer noch einschreiten.
Die Frau in der geblümten Bluse entschuldigte sich wortreich dafür, dass die Badewanne in ihrem Bad übergelaufen war, doch die dunkelhaarige Frau lächelte nur freundlich, warf Belinda einen flüchtigen Blick zu und hob den Telefonhörer ab.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte sie die Frau und notierte sich ihre Zimmernummer. „Wir werden uns
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