Julia Extra Band 0342
Kopf.
Irritiert musterte sie ihn. „Ich könnte zum Beispiel auch in San Diego leben.“ Ihr herausfordernder Blick unter den sehr langen Wimpern sagte: „Na, was sagen Sie jetzt?
Wyatt lächelte schwach. „Das haben Sie schon erwähnt. San Diego ist eine sehr schöne Stadt.“
„Ich weiß. Daher lebe ich sehr gern dort.“
„Und wollen vermutlich nicht umziehen.“
„Natürlich nicht. Ich habe dort berufliche Pläne. Zusätzlich zu meiner Website ‚San Diego Your Way‘ möchte ich einen Laden mit demselben Namen aufmachen. Ihr Angebot ist natürlich sehr schmeichelhaft, zumal Sie noch nicht einmal meine Zeugnisse gesehen haben, aber ich kann beim besten Willen nicht hierhin ziehen.“
Okay, das Gespräch gestaltete sich unerwartet schwierig. Doch seit seiner schrecklichen Kindheit war Wyatt an Schwierigkeiten gewöhnt und ließ sich daher nicht so schnell entmutigen.
„Könnte ich Sie vielleicht dazu überreden, nur für ein paar Monate umzuziehen?“
Alex schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber das geht nicht. Ich habe einen Job in San Diego.“
„Am Empfang eines Kettenhotels, wie ich verstanden habe. Dann haben Sie also bereits das nötige Kapital für die Eröffnung Ihres Ladens zusammen?“
Wyatt verstand allerdings nicht, warum ihr Widerstand ihm so zu schaffen machte. Er kannte sie doch erst seit einer Viertelstunde. Na ja, der Grund war vermutlich das McKendrick’s. Es zu einem Top-Fünfsternehotel zu machen, war sein einziger Lebenszweck, weshalb er alles, was ihm dabei im Weg stand, persönlich nahm. Nur das konnte der Grund für seine unerklärliche Niedergeschlagenheit sein. Oder?
Alex senkte den Kopf und wich Wyatts Blick zum ersten Mal im Verlauf des Gesprächs aus. „Also, ehrlich gesagt nein. Das Leben in Kalifornien ist ganz schön teuer. Aber ich bin schon kräftig am Sparen.“
Das klang so schuldbewusst, dass Wyatt ein Lächeln unterdrückte.
Okay, sie hatte offensichtlich einen Schwachpunkt. Gut so. Er würde ihn gnadenlos ausnutzen.
„Ich biete Ihnen ein ausgezeichnetes Gehalt.“ Als Alex den Betrag hörte, hob sie ruckartig den Kopf und starrte Wyatt entgeistert an. „Außerdem verspreche ich Ihnen, dafür zu sorgen, dass Sie im Anschluss an Ihre Zeit hier einen neuen Job in San Diego haben. Kann ich Sie damit überzeugen, meine Concierge zu werden?“
Irgendwie klang der letzte Satz verkehrt. Zu anzüglich und doppeldeutig. Verdammt, hoffentlich dachte sie jetzt nicht, dass er ihr ein unmoralisches Angebot machen wollte!
Leider bestätigte Alex’ Gesichtsausdruck seinen Verdacht. Sie sah ihn an wie einen Wolf im Schafspelz. Doch dann erhob sie sich lächelnd. „Das ist wirklich sehr verlockend, kommt mir aber etwas zu plötzlich. Eigentlich wollte ich nur eine Speisekarte und nicht einen Job. Ich hänge an meiner Stadt. Ich habe Freunde dort, die ich nicht aufgeben will. All meine Hoffnungen und Träume hängen mit San Diego zusammen.“
Zu Wyatts Überraschung lief ihm bei diesen Worten gar kein Schauer über den Rücken. Erstaunlich. Eigentlich hielt er Menschen, die von Hoffnungen und Träumen sprachen, für sentimentale Narren und machte normalerweise einen großen Bogen um sie.
„Auch wenn Ihre … Träume San Diego betreffen“, antwortete er, „würde dieser Job Sie der Verwirklichung vermutlich viel näher bringen. Sie könnten hier genug Geld verdienen, um Ihren Laden zu eröffnen.“
Zu seiner Verwunderung schloss Alex die Augen und murmelte etwas vor sich hin. Es hörte sich an, als würde sie zählen. „Was machen Sie da?“, fragte er irritiert.
Sie ignorierte ihn zunächst, hörte bei sechs jedoch auf und öffnete die Augen wieder. „Was ich mache?“, antwortete sie. „Ich versuche mich davon abzuhalten, spontan Ja zu sagen.“ Sie stöhnte verzweifelt auf. „Ich brauche noch Bedenkzeit. Wenn ich die falsche Entscheidung treffe, werden wir es vielleicht beide bitter bereuen. Diese ganze Situation ist doch total verrückt. Ich wollte eigentlich nur für ein Wochenende hierherkommen! Und was ist überhaupt mit meinem Rückflugticket?“
„Ich erstatte es Ihnen.“
Sie hob die Augenbrauen. „Danke, aber das wird das eigentliche Problem nicht lösen.“
„Was für ein Problem?“
„Man sagt mir nach, dass ich mir ständig die Finger verbrenne, weil ich einfach zu spontan und hilfsbereit bin. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, das zu ändern. Und Ihr Angebot … Ich meine, sehen Sie sich doch nur mal an!“
Geduldig
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