Julia Extra Band 0345
Seitenblick auf Daphne, „etwas besprechen, was die Bilanzen betrifft.“
Carter runzelte die Stirn. Offensichtlich eines seiner bevorzugten Themen.
Daphne konnte sich nur zu gut an ihre Anfangszeit erinnern: Wochen und Monate der Unsicherheit, bis sie über einen festen Kundenstamm und somit ein einigermaßen gesichertes Einkommen verfügt hatte. Aber immer wieder hatte es Höhen und Tiefen gegeben … Phasen, in denen nur wenige Aufträge hereingekommen waren, gefolgt von Phasen, in denen sie sich vor Aufträgen kaum hatte retten können. Für einen Freiberufler hörten die Sorgen einfach nie auf, es war wirklich kein Leben in Unabhängigkeit und Freiheit … erst recht nicht, wenn einem die Firma gehörte.
Daphne nahm ihren Mantel und ihre Tasche. „Sie haben zu tun. Wir können später weiterreden.“
„Sie müssen doch nicht gleich gehen, Daphne. Das hier wird nicht lange dauern.“
„Doch … leider. Ich muss …“, sagte sie entschieden. Ihre frühere Entschlossenheit kehrte zurück. Hätte Pearl uns nicht unterbrochen … wer weiß, was passiert wäre! Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es auf eine Katastrophe zugesteuert wäre. Carter war ein Playboy, ein Herzensbrecher. Doch das Schlimmste war, dass sie sich nicht gegen ihre Gefühle für ihn wehren konnte … „Tut mir leid, aber es ist nun einmal wichtig, Prioritäten zu setzen. Auch für Sie, Carter. Das sollte man nie vergessen.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ schnell das Büro, bevor ihre Hormone wieder die Oberhand gewinnen und sie wankelmütig werden lassen konnten.
8. KAPITEL
„Also, er hat dich geküsst … und dir Sponsoren besorgt … das heißt, du kannst tatsächlich mit den Baumaßnahmen beginnen!?“, fragte Kim am nächsten Abend, als sie es sich in Daphnes Wohnung mit einer Pizza und ein paar DVDs gemütlich gemacht hatten. „Es tut mir leid, aber ich sehe wirklich nicht, wie Carter Matthews sich diesmal in deinen Augen disqualifiziert haben könnte.“
Daphne legte einen Liebesfilm ein. Sie setzte sich wieder neben Kim auf die Couch, lehnte sich zurück und blickte an die Decke. Ihr war durchaus bewusst, dass Carter sich nur ein paar Etagen über ihr befand. Sie hatte den Lexus auf dem Parkplatz gesehen: Das hieß, Carter war zu Hause. Sie bräuchte nur ein paar Treppen hochzusteigen … Schnell rief sie sich zur Ordnung. Sie brauchte keinen Playboy in ihrem Leben, der nur Unruhe stiftete … auch wenn dieser Playboy ihr gerade dreißigtausend Dollar eingebracht hatte, die es ihr nun tatsächlich erlaubten, mit dem Bau ihres Kreativitätszentrums zu beginnen. Auch wenn Carter Matthews sozusagen ein Wunder vollbracht hatte, hieß das noch lange nicht, dass er auch zum Lebenspartner taugte. „Du kennst doch seinen Ruf, Kim“, sagte sie schließlich. „Ich wäre nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten.“
„Vielleicht aber auch nicht. Denk an Warren Beatty und Hugh Hefner, die haben auch geheiratet.“
„Hugh Hefner!“
„Okay, okay. Er ist vielleicht kein so gutes Beispiel. Aber du weißt, was ich meine.“
„Ich bin gar nicht auf der Suche nach einem Ehemann oder einer Beziehung. Schon gar nicht jetzt. In zwei Wochen ist Baubeginn, da habe ich alle Hände voll zu tun. Außerdem muss ich mich weiter um Investoren bemühen …“
„Und das alles, um vom Thema Carter Matthews abzulenken?“
„Genau!“
„Das ist doch absurd! Er ist ein absolut scharfer Typ, wohlhabend und verrückt nach dir. Was gibt es denn da jetzt noch zu überlegen?“
„Du verstehst mich nicht. Als er mich geküsst hat … also das hat mir gefallen.“
„Sag nur? Ich dachte, genau so soll es sein“, meinte Kim trocken.
„Du verstehst mich nicht“, wiederholte Daphne. „So was liegt mir nicht … bei mir ist das anders.“
„Ich weiß, Ducky. Aber vielleicht ist es allmählich Zeit, mal etwas Neues auszuprobieren.“
„Vielleicht.“ Wieso meint jeder, ich sollte mein Leben ändern? Daphne stand auf und ging in die Küche, um sich noch etwas zu trinken zu holen. Dabei fiel ihr der Stapel Post ins Auge, den sie auf der Küchentheke abgelegt und noch nicht näher betrachtet hatte.
Ein leuchtend gelber Umschlag stach hervor. Sie zog ihn hervor … die Absenderadresse war in England.
Kim folgte ihr in die Küche. „Ein Brief von Carter?“
„Nein – von meiner Mutter!“ Sie war vollkommen überrascht. Wie lange ist es her, dass ich von ihr gehört habe? Zwei Jahre mindestens. Wider besseres
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