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Julia Extra Band 0345

Julia Extra Band 0345

Titel: Julia Extra Band 0345 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMMA DARCY SHIRLEY JUMP MICHELLE REID KIM LAWRENCE
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keinen Widerspruch zu. Sie wandte sich wieder den vier Designern zu: „Wir fangen mit etwas ganz Einfachem an.“ Sie kramte in ihrer Tasche und legte ein Brettspiel auf den Tisch.
    „Mensch ärgere dich nicht? Soll das ein Witz sein?“, rief Mike aus.
    „Ein Großteil Ihrer Zielgruppe kennt dieses Spiel. Es erfreut sich größter Beliebtheit – und das seit Jahrzehnten. Ihre Aufgabe wird es nun sein, herauszufinden, welche Merkmale dafür verantwortlich sind – und dies auf Ihre eigene Produktpalette zu übertragen.“
    Sie verteilte die Spielfiguren. Die Männer begannen zu spielen. Anfangs widerwillig, aber als sich allmählich abzeichnete, wer womöglich gewann oder verlor, wuchs die Spielleidenschaft. „Du hast keine Chance“, warnte Paul Mike und würfelte. „Ich bin ein Killer in diesem Spiel.“
    Mike zog die Augenbrauen hoch. „Ach? So verbringst du deine Freizeit?“
    „Ich habe schließlich Kinder. Irgendwie muss ich die doch beschäftigen.“
    Carter sah ihnen über die Schulter zu – froh, dass es nur vier Spielfarben gab. Gleichzeitig beglückwünschte er Daphne innerlich zu dieser Taktik. Was ihm anfangs als eine lächerliche Idee erschienen war, erwies sich als geschickter Schachzug. Dieses Spiel lockte sozusagen das „Kind im Manne“ hervor. Genau diese Eigenschaft brauchte ein Spielzeugdesigner: Er musste sich in Kinder einfühlen können, und das konnte man nur, wenn man zweitweise selbst wieder Kind war.
    Mike gewann schließlich das Spiel, und Daphne teilte die Männer in Zweiergruppen ein, die gegeneinander antreten mussten. Diesmal war es ein Strategiespiel, in dem sich zwei feindliche Armeen gegenüberstanden.
    „Und Sie“, winkte sie Carter herbei, „Sie dürfen den General spielen, der mit seiner Armee einmarschiert.“ Mit diesen Worten drückte sie ihm eine Handvoll Spielzeugsoldaten in die Hand.
    „Ich! Ach, lieber nicht …“
    „Um Ihr Team motivieren zu können, müssen Sie Teil dieses Teams sein. An Ihrer Stelle würde ich Pauls Flanke angreifen. Er meint, er hätte die Schlacht schon gewonnen.“
    Carter blickte auf die Figuren in seiner Hand. Die Geräusche, das Büro … all das wirkte plötzlich ganz weit entfernt.
    Er sah sich und Cade, wie sie eines Tages hinter dem Elternhaus ihre Soldaten aufgestellt hatten. Die Grenzlinien hatten sie mit einem Stock in die Erde gezeichnet. Sie hatten sich heftige Schlachten geliefert, die Gefallenen beerdigt, Orden verliehen.
    Und dann hatten sie ihre Mutter auf sich zukommen sehen … in der Hand einen Koffer. Sie hatte die Jungen geküsst, war in ihr Auto gestiegen und mit quietschenden Reifen davongefahren. Die Grasnabe hatte noch jahrelang Spuren aufgewiesen.
    Und auch auf Carters Seele hatte das Spuren hinterlassen.
    „Ich habe keine Zeit für diesen Kinderkram!“, rief er brüsk und warf die Plastikfiguren auf den Tisch. Erstaunt sahen die Männer ihn an. Carter drehte sich um und marschierte hinaus – als hoffte er, damit auch die schmerzlichen Erinnerungen hinter sich lassen zu können.
    Eine Stunde später packte Daphne alles zusammen. Auf dem Fußboden entdeckte sie einen einzelnen Spielzeugsoldaten. Sie hob ihn auf und betrachtete ihn versonnen. Schließlich steckte sie ihn in eine Außentasche ihres Rucksacks. Carter hatte sich nach seinem drastischen Abgang nicht mehr blicken lassen, und Daphne entdeckte ihn schließlich in seinem Büro.
    Er saß mit gerunzelter Stirn über eine Zahlenreihe gebeugt, die offensichtlich nicht zu seiner Zufriedenheit ausfiel.
    Daphne klopfte leise, und Carter blickte auf.
    „Daphne! Kommen Sie herein!“ Beim Klang seiner Stimme überlief Daphne ein Schauer.
    „Fürs Erste sind wir fertig“, teilte sie ihm mit.
    „Und wie ist es gelaufen?“
    „Wirklich gut. Wir haben noch ein paar Spiele gemacht und dann ein paar Brainstorm-Übungen. Sie haben fast nicht bemerkt, dass ich gegangen bin, so vertieft waren sie in die Entwicklung neuer Ideen.“
    „Das freut mich.“
    „Nach diesem Wochenendseminar werden Sie Ihre Mitarbeiter nicht wiedererkennen – und vor allem werden sie zu einem wirklichen Team zusammengewachsen sein.“
    „Vielen Dank, Daphne. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet.“
    Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Das habe ich gerne getan.“
    Carter sah sie so intensiv an, dass ihr Lächeln allmählich erlosch und eine Hitzewelle ihre Glieder durchflutete. Carter stand auf und kam auf Daphne zu. „Ich glaube, ich bin Ihnen etwas schuldig.“
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