Julia Extra Band 0345
dass er seine Frustration an Megan ausgelassen hatte. Nachdem er mit dem Kerl fertig gewesen war, hatte er sie mit tränenüberströmtem Gesicht, wirrem Haar und von den Küssen eines anderen Mannes geschwollenen Lippen am Auto vorgefunden. Bei diesem Anblick waren die Frustration über das unerfüllte Verlangen nach Megan und die Schuldgefühle – denn schließlich war die kleine Schwester seines Kumpels für ihn tabu – aus ihm herausgebrochen.
„Mein Verhalten war wirklich unentschuldbar. Ich glaube, dass du …“
Mit einer Handbewegung brachte sie ihn zum Schweigen. So leicht wollte Megan ihn nicht davonkommen lassen. „Du hast mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, wofür du mich hältst: für eine kleine Schlampe, die für die gesamte Männerwelt im näheren Umkreis eine Gefahr darstellte.“
„Mach dich nicht lächerlich, Megan! Das habe ich nie gesagt.“ Als er ihren Blick auffing, zuckte Emilio verlegen mit den Schultern. „Okay, vielleicht ist mir so etwas herausgerutscht, aber nur, weil …“
„Weil dir meine ‚nuttige‘ Kleidung ein Dorn im Auge war. So hast du dich ausgedrückt. Dabei waren die Sachen völlig harmlos.“
„Hautenge Jeans und ein winziges Top, dessen Träger dir ständig von den Schultern gerutscht sind. Dein BH war rosa, genau wie dein Lippenstift. Und der war verschmiert.“ Emilio musste schlucken, bevor er ausdruckslos hinzufügte: „Deine Lippe blutete.“
Als er das bemerkt hatte, war es mit seiner Selbstbeherrschung endgültig vorbei gewesen.
Megan sah ihn fassungslos an. „Du weißt das alles noch.“ Sie selbst konnte sich nicht mehr an die Farbe ihres Lippenstifts erinnern. Aber ihre ganze Erscheinung musste ja wirklich entsetzlich gewesen sein für einen Mann mit so tadellosem Geschmack wie Emilio.
Überhaupt war Emilio perfekt – alles an ihm. Und sie sehnte sich so sehr nach ihm …
Instinktiv glitt ihr Blick zu Emilios verführerischem Mund. Sofort begann ihr Herz schneller zu schlagen. Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. Sie liebte alles an Emilio. Sein Aussehen, seine sexy Stimme, seinen Duft, seine Bewegungen. Lange könnte sie seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft nicht mehr standhalten.
Megan hatte keine Ahnung, wie viele Minuten sie ihn schon so verträumt und sehnsüchtig betrachtet hatte. Schnell riss sie sich zusammen und fragte in scharfem Tonfall: „Sag mal, hast du ein fotografisches Gedächtnis oder so was?“
„Nein, aber an bestimmte Dinge kann ich mich sehr gut erinnern.“ Beispielsweise an die Erkenntnis, mit Blindheit geschlagen gewesen zu sein. Das war ihm an dem besagten Wochenende bewusst geworden.
„Sah ich wirklich so schlimm aus?“
Die Frage traf ihn unerwartet. „Schlimm?“, rief er ungläubig.
Seltsam, Megan war eine wunderschöne Frau, aber offensichtlich war sie sich dessen gar nicht bewusst. Hatte ihr denn noch niemand gesagt, wie bezaubernd sie war? Vermutlich war ihr Freund, von dem er sowieso nicht viel gehalten hatte, zu sehr damit beschäftigt gewesen, sein eigenes Spiegelbild zu bewundern. Und bei den Armstrongs hatte sie auch einen schweren Stand gehabt. Sie hatte sich damit begnügen müssen, überhaupt wahrgenommen zu werden, was schwierig genug war in einer Familie voller Egozentriker, die nur mit sich selbst beschäftigt waren.
Emilio fluchte unterdrückt. Er begehrte diese Frau wie noch keine zuvor. Die Erregung bereitete ihm körperliche Schmerzen. Verzweifelt fuhr er sich durchs Haar. Megan war anzusehen, dass auch sie ihn wollte. Doch aus irgendeinem Grund kämpfte sie dagegen an. Warum? Wieso gab sie ihren Gefühlen nicht einfach nach? Vielleicht lag es daran, dass er sie damals gerettet und so aufgelöst erlebt hatte. Wahrscheinlich war ihr das noch immer peinlich, weil es nicht zu dem kühlen, souveränen Image passte, das sie erwecken wollte.
Und was nun?
7. KAPITEL
„War ich betrunken?“
Emilios feindseliger Blick und die völlig unerwartete Frage verblüfften Megan. „Wie bitte?“
Wütend funkelte er sie an. „Bin ich dir zu nahe getreten? Nein, das kann nicht angehen!“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Seit wann hast du eine so schlechte Meinung von mir, Megan?“
„Aber ich …“
„Du kannst von Glück sagen, dass ich damals zur Stelle war. Aber du bist ja zu stur, das zuzugeben. Und du hast augenscheinlich nichts dazugelernt.“
„Herzlichen Dank!“ Wütend funkelte sie ihn an. „Und du bist
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