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Julia Extra Band 0345

Julia Extra Band 0345

Titel: Julia Extra Band 0345 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence , Emma Darcy , Michelle Reid , Shirley Jump
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Verkaufsquote und Profitprognose. Der Rest würde von selbst kommen, hatte er gedacht. Nur, dass das leider nicht funktioniert hatte.
    Anstatt zu kämpfen, war er den Weg des geringsten Widerstandes gegangen – er hatte das Problem und verdrängt und seine Zeit lieber auf dem Golfplatz verbracht.
    Aber damit würde jetzt Schluss sein. Er würde das Steuer wieder in die Hand nehmen und es allen beweisen – vor allem Daphne Williams.
    Reilly Muldoon, Daphnes Assistent, blickte auf, als sie das Büro betrat. Wie üblich entging ihm nichts. „Wir sehen aber heute etwas mitgenommen aus. Haben wir einen Bad-Hair-Day?“
    „Wer? Ich?“
    „Ja. Du.“ Energisch verschränkte er die Arme vor der Brust. Die schokoladenbraune Krawatte über dem knallroten Hemd stellte schon eine gewisse optische Herausforderung dar – vor allem hätte man bei einem Mann um die fünfzig einen dezenteren Kleidungsstil erwartet. Aber Reilly, der seit 25 Jahren mit seinem Freund Elton in fester Lebenspartnerschaft zusammenlebte, stellte seine eigenen Regeln auf. Daphne gegenüber nahm er mehr die Rolle einer Mutter als die eines Assistenten ein. Genauer gesagt, die einer beschützenden Glucke. „Ehrlich gesagt, du wirkst irgendwie verändert. Hast du jemanden kennengelernt? Einen neuen Klienten? Einen Mann?“
    Daphne wich dem prüfenden Blick der hellgrünen Augen aus. „Das Meeting mit den Managern der Lawford Community Bank beginnt in sechs Minuten. Ich meine, wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren.“
    „Sollten wir nicht. Sie haben vor fünf Minuten abgesagt und einen neuen Termin für nächsten Dienstag vereinbart.“ Reilly stand auf, trat an die Anrichte mit der Kaffeemaschine und schenkte zwei Tassen Kaffee ein. Er drückte Daphne einen Becher in die Hand und setzte sich dann auf die Kante ihres Schreibtischs. „Wir haben also viel Zeit und du kannst in Ruhe meine Fragen beantworten. Hast du jemanden kennengelernt?“
    „Was für eine absurde Frage!“ Daphne lachte gekünstelt auf. „Natürlich nicht!“
    „Mich dünkt, die Dame protestiert zu viel“, zitierte Reilly – wissend lächelnd – frei nach Shakespeare.
    Daphne bückte sich nach ihrer Handtasche und kramte darin herum. „Ich wünschte, du würdest aufhören, mit Shakespearezitaten um dich zu werfen. Du klingst schon wie eine Figur aus einem Liebesroman.“
    „Auch du … mein Sohn Brutus?“ Reilly legte die Hand auf die Brust und setzte eine schmerzerfüllte Miene auf. „Ich dachte, du liebst meine Shakespearezitate.“
    „Nicht, wenn eins so danebenliegt.“
    Daphne widmete sich demonstrativ den Zetteln mit Nachrichten, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten, einem antiken Stück aus massiver Eiche, das sie von ihrem Großvater geerbt hatte.
    Es war das Einzige, das ihr von dem Mann geblieben war, dem sie alles verdankte. Nur er hatte sie immer ermutigt. Er hatte sie ernst genommen und sich nicht lustig über ihre Entwürfe zu verwegenen Erfindungen gemacht. Er hatte sie darin bestärkt, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Platz im Leben zu finden. Als sie zwölf Jahre alt gewesen war, war er gestorben.
    Daphne liebte diesen Schreibtisch. Jeden Tag, wenn sie das Büro betrat, fühlte sie sich wie von einem guten Geist beseelt.
    „Er würde nicht wollen, dass dein Leben nur aus Arbeit besteht.“ Offensichtlich konnte Reilly Gedanken lesen. „Du bist ja nur noch hier im Büro oder in einem Kliententermin.“
    „Das ist ja auch mein Job.“ Energisch schaltete Daphne den Computer ein und wartete darauf, dass das System hochfuhr.
    „Aber nicht dein Leben. Ich bin sicher, dein Großvater hat sich mehr für dich erhofft.“
    „Ich habe ein Leben. Zumindest war das bis vor Kurzem noch so – bis Jerry und ich uns getrennt haben.“
    Tröstend legte Reilly ihr die Hand auf den Arm. In den drei Jahren, seit er für sie arbeitete, waren er und Elton samt ihrem Zwergpudel so etwas wie Daphnes Ersatzfamilie geworden. Sie wusste nicht, wie sie ohne diese beiden auskommen sollte. Immer wenn sie Hilfe brauchte, waren sie da … und Reillys Kreativität und Talent waren unersetzlich.
    „Ich weiß … es tut mir so leid für dich.“
    „Woher weißt du das denn? Es ist doch erst gestern Abend passiert!“
    „Jerry ist bereits hier aufgetaucht. Er hat mich gebeten, dir das hier zu geben.“ Reilly wies auf das Posteingangskörbchen.
    Es war die Broschüre des Kreativitätszentrums. Am unteren Rand befand sich das Logo von Jerrys Familienunternehmen.

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