Julia Extra Band 0347
ein international bekannter Filmemacher. Ich kann Ihnen auch die Namen nennen, wenn Sie es nachprüfen wollen.“ Aufgewühlt wandte sie sich an Ivy. „Robert war entwurzelt, als er aus Vietnam zurückkam. Niemand wollte wissen, was unsere Soldaten dort durchgemacht hatten, niemand half. Robert war eingezogen worden, um Dienst für sein Vaterland zu tun, und bei seiner Rückkehr behandelte man ihn wie Dreck. Er fand Zuflucht in einem Haus mit freidenkerischen Studenten, kümmerte sich um den Garten und zog Gemüse für uns. Er wollte Leben hegen und pflegen, nicht zerstören. Wir waren glücklich …“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Bis sein Bruder auftauchte.“ Ihre Stimme schlug um, wurde beißend. „Er versuchte, Robert den Erbteil der Eltern abzuschwatzen, schließlich sei Robert doch unfruchtbar und habe keine Zukunft.“
„Hättest du deine große Klappe nicht aufgerissen, hätte Robert mir seinen Erbteil auch überlassen“, kam es abfällig von Thornton. „Und du wärst irgendwann einfach munter weitergeflattert.“
„Du kranker Mistkerl“, explodierte Sacha. „Du hattest es darauf angelegt, dass Robert sich wertlos fühlen sollte. Aber das war er nicht! Er hatte ein Recht darauf, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Ich hätte niemals zugelassen, dass du mit dem Geld verschwindest, mit dem er sich eine Farm kaufen wollte.“
„Also hast du mir einen Knüppel zwischen die Beine geworfen – und ich habe auf meine ganz spezielle Art darauf reagiert!“, konterte Thornton mit einem obszönen Grinsen.
„Und haben es ihr heimgezahlt, indem Sie Sacha vergewaltigten“, sagte Jordan leise.
„Ja, und es war mir eine echte Genugtuung“, feixte Thornton, dann wurde er wieder sachlich. „Vor Gericht würde mein Wort gegen ihrs stehen. Außerdem ist das alles schon lange her. Was jetzt zählt, ist doch nur, dass Sie meine wunderschöne Tochter heiraten wollen. Ich denke, ich sollte ein Scheibchen von ihrem Glückstreffer abbekommen.“
„Jordan, du kannst unmöglich einem Erpresser nachgeben“, meldete sich Nonie Powell entrüstet zu Wort. „Diese Heirat ist augenscheinlich undenkbar. Du solltest es hier und jetzt beenden.“
„Ivy ist völlig unschuldig an der ganzen Sache!“, fauchte Sacha sie an. „Können Sie das auch von Ihrer Tochter behaupten, Nonie?“
Es war ein Schlag ins Blaue gewesen, aber Nonie presste die Lippen zusammen und schwieg. Allerdings bedachte sie Ivy mit einem vorwurfsvollen Blick, so als hätte sie ihrer Mutter von Olivias Problem mit Ashton erzählt.
Dabei hatte Ivy es mit keiner Silbe erwähnt. Dennoch warf jetzt auch Jordan ihr einen schnellen Blick zu. Ihr wurde übel. Eine Beziehung ohne gegenseitiges Vertrauen konnte nicht funktionieren. Ivy war sich auch nicht sicher, ob eine Beziehung Wahrheiten, wie sie heute ans Tageslicht gekommen waren, überstehen konnte. Ivy hatte ja selbst Mühe, das soeben Erfahrene zu verarbeiten.
Jordan saß schweigend da und wägte ab, was er bisher gehört hatte. Den Vorschlag seiner Mutter hatte er impulsiv verworfen. Obwohl … wenn es wirklich nur Lust war, die ihn trieb, Ivy in seinem Leben zu halten … Wenn er davon ausging, dass ihre Ehe nur so lange Bestand haben würde, wie die Leidenschaft so unersättlich zwischen ihnen brannte – warum sollte er sich dann mit solchem Abschaum abgeben?
Er sah zu Ivy. Sie schüttelte schwach den Kopf, so als hätte sie die Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm, Jordan, längst aufgegeben. Pure Verzweiflung stand in ihrem Blick, ihre Wangen wirkten blass und eingefallen.
Und in diesem Moment wusste er mit absoluter Gewissheit, dass diese Frau ihm mehr bedeutete als alles andere in seinem Leben. Nichts auf dieser Welt würde ihn bewegen können, sie im Stich zu lassen, nichts würde je zwischen ihnen stehen.
Aber erst musste diese Situation bereinigt werden.
„Auch in unserer Familie hat es Ereignisse gegeben, die wir lieber privat gehalten haben, Mum. Wir sollten andere also nicht verurteilen“, richtete er sich eisern an seine Mutter. „Ich kann in dem, was Sacha getan hat, kein Fehlverhalten erkennen. Und bei Ivy erst recht nicht. Daher möchte ich dich bitten, weitere vorschnelle Kommentare zurückzuhalten und stattdessen zu überlegen, welche Opfer hier für das Wohl anderer erbracht wurden. Das verdient Respekt und Bewunderung, keine Missbilligung.“
Seine Mutter starrte ihn mit gerunzelter Stirn an. Natürlich, Kritik an ihrem Verhalten war sie nicht
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