Julia Extra Band 0347
soeben eingetroffen ist.“
„Mein Vater?“, rief Ivy perplex aus. „Das muss ein Missverständnis sein. Mein Vater ist seit zwei Jahren tot.“
Der Butler schüttelte unmerklich den Kopf. „Tut mir leid, der Mann stand nicht auf der Gästeliste, aber er hat sich ausgewiesen. Er sagt, er wollte ein so besonderes Ereignis im Leben seiner Tochter nicht verpassen …“
„Ein Hochstapler“, beharrte Ivy, empört, dass jemand eine solche Unverschämtheit besaß.
„Wir klären das sofort“, versicherte Jordan ihr entschieden und wandte sich an den Butler. „Danke, Lloyd.“
Mit gerunzelter Stirn führte Jordan die sichtlich irritierte Ivy von der Tanzfläche. „Lass uns zuerst Sacha suchen“, murmelte er. „Dann werden wir diesen Mann mit euch beiden konfrontieren.“
„Ja“, stimmte Ivy zu. Sie wollte ihre Mutter an ihrer Seite wissen, wenn sie diesem geschmacklosen Betrüger gegenübertrat.
Sie fanden Sacha auf einem der Balkone mit mehreren Leuten in ein angeregtes Gespräch vertieft. Ivy zog ihre Mutter beiseite und erklärte hastig, worum es sich handelte. Mit Sachas Reaktion hatte sie allerdings nicht gerechnet.
Ihre Mutter wurde leichenblass. „Nein!“, stieß sie erstickt aus und begann zu wanken.
Ivy stützte sie. Sacha wirkte einer Ohnmacht nahe, und in Ivy wuchs die Wut auf den unverschämten Schwindler. „Es tut mir so leid, Sacha. Dieser Mann steht bei Jordans Mutter. Lass uns zu ihm gehen und ihn entlarven.“
Ein Beben lief durch Sacha, und dann folgte auf den Schwächeanfall ein Wutausbruch. „Wie kann er es wagen!“ Mit glühenden Augen sah sie ihre Tochter an. „Wie kann er es nach all den Jahren wagen! Dieser hinterhältige Mistkerl!“
„Wer?“ Ein banges Gefühl keimte in Ivy auf.
Voller Zorn richtete Sacha sich an Jordan. „Wir müssen ihn sofort loswerden. Um Ivys willen. Die Sicherheitsleute sollen ihn hinauswerfen.“
„Aber wer ist der Mann?“ Ivy verstand überhaupt nichts mehr.
„Der Bruder deines Vaters, Dick Thornton! Tricky Dicky!“ Den Spitznamen sprach Sacha voller Hass aus. „Ich habe ihn das letzte Mal gesehen, bevor du geboren wurdest, aber ich weiß von früher, was für ein mieser Widerling er ist. Jetzt will er wohl aus deiner Verbindung zu Jordan Kapital schlagen.“
Ein Onkel! Ihr Vater hatte nie etwas von einem Bruder erwähnt, und Ivys Großeltern hatten bei ihrer Geburt schon nicht mehr gelebt. Ihr Vater hatte immer davon geredet, dass es nur sie beide gab – und Sacha natürlich.
„Gut, gehen wir und kümmern uns um diesen Besucher, bevor er noch mehr Schaden anrichtet!“ Jordans Miene zeigte grimmige Entschlossenheit.
Der Mann, der neben Nonie Powell am Eingang des Ballsaals wartete, besaß auch noch die Frechheit zu lächeln, als er das Trio auf sich zukommen sah. Scheinbar hatte er keine Angst, als Hochstapler entlarvt zu werden. Dass man ihm Zutritt zum Haus gewährt hatte, war nicht verwunderlich. Die Thornton-Familienähnlichkeit war unverkennbar. Ivy schnappte scharf nach Luft, als er ihr aus seinen grünen Augen spöttisch entgegenblickte.
„Sieh einer an. Ich wusste gar nicht, dass ich eine so hübsche Tochter habe“, meinte der Mann lang gezogen.
„Sie ist nicht deine Tochter, das war sie nie!“ Sacha wirkte wie eine Rachegöttin.
„Exotisch wie eh und je, Sacha.“ Der Mann blieb völlig unbeeindruckt, sein Grinsen wurde nur noch breiter. „Jetzt weiß ich wieder, warum ich dir damals nicht widerstehen konnte.“
„Bilde dir nicht ein, dass du dieses Mal damit davonkommst“, schleuderte Sacha ihm entgegen. „Robert lebt nicht mehr, ich brauche keine Rücksicht mehr auf ihn zu nehmen.“
„Ja, ja, der arme Robert … der zeugungsunfähig aus dem Vietnamkrieg zurückkehrte, nicht wahr? Hast du ihm etwa nicht gebeichtet, von wem du schwanger geworden warst? Nun, du und ich wissen, von wem, und ein DNA-Test wird es beweisen. Also kommen wir doch gleich zum Wesentlichen. Unsere Tochter hat das große Los gezogen, und ich denke, mir steht ein Anteil zu. Denn sonst werde ich die Leichen aus dem Keller holen und sie der Öffentlichkeit präsentieren.“ Jetzt lächelte er Jordan an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der mächtigen Powell-Familie das gefallen würde.“
„Jordan?“, presste Nonie missbilligend hervor. „Hatte ich dich nicht gewarnt?“
„Wir alle haben unsere Leichen im Keller, Mum“, erwiderte Jordan tonlos. „Warum verlagern wir diese Unterhaltung nicht in die Bibliothek? Dort sind
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