Julia Extra Band 0347
zurückzufahren.“
Sie gähnte erneut.
„Habe ich auch bestimmt ein eigenes Zimmer?“
„Ja, zum letzten Mal: Du hast dein eigenes Zimmer! Für wen hältst du mich?“
Die Limousine flitzte durch die nächtlichen Straßen, bis Grace die Orientierung verlor und ihr ganz schwindelig wurde. Sie hatte einiges getrunken und nahm ihre Umgebung nur noch unscharf wahr. Der Champagner war einfach zu köstlich gewesen. Sie hatte zwar einen schweren Kopf, doch fühlte sie sich sehr wohl in der Nähe einer warmen Brust, an die sie sich bei Bedarf anlehnen konnte.
Als der Wagen scharf um eine Ecke bog, landete sie genau an dieser Brust. Noah schien es nichts auszumachen und legte ihr den Arm um die Schultern. Ein wunderbar kribbelndes Gefühl, das nichts mit dem Champagner zu tun hatte, erfasste ihren Körper.
Im Hotel angekommen, begleitete Noah sie zu ihrem Zimmer.
„Aber es gibt ja gar kein Bett“, rief sie, als sie den wunderschönen in Creme- und Goldtönen ausgestatteten Raum sah.
„Es ist eine Suite. Dein Schlafzimmer liegt nebenan.“
Grace sah nur noch das große einladende Bett und ließ sich müde darauf fallen. Hier könnte sie den Rest ihres Lebens verbringen.
Die Schuhe wurden ihr ausgezogen, bevor sie seine warmen Lippen an ihrer Schläfe spürte.
„Gute Nacht, Grace. Träum was Schönes.“
Am nächsten Morgen erwachte sie und fühlte sich herrlich. Die Uhr neben dem Bett zeigte auf acht – eine respektable Zeit zum Aufstehen nach einer solch langen Nacht. Sie schlüpfte in den weichen weißen Bademantel, der an der Tür hing, und öffnete die Tür zum Nebenzimmer. Noah saß vor seinem Laptop am Fenster und sah aus, als sei er schon seit Stunden auf den Beinen.
„Guten Morgen, Grace. Hast du gut geschlafen?“
„Wunderbar, danke.“
„Wie wär’s mit Frühstück?“, erkundigte er sich lächelnd und trat auf eine kleine Terrasse hinaus, wo ein üppiger Frühstückstisch gedeckt war.
Grace gesellte sich zu ihm und blickte über die Balkonbrüstung. Sie befanden sich mindestens im zehnten Stock, unter ihnen tobte der Verkehr und Menschen in dunklen Anzügen mit Aktentaschen eilten durch die Straßen.
Sie setzte sich auf einen der schmiedeeisernen Stühle, die mit dicken weichen Kissen ausgestattet waren.
„Das sieht wundervoll aus! Vielen Dank für den schönen Abend. Ich habe das Gefühl, im Urlaub zu sein.“
Noah schenkte ihr Kaffee ein.
„Nein, ich habe dir zu danken. Deine Anwesenheit war sehr wichtig für mich und hat mir so manches erspart.“
Nach einem köstlichen Frühstück mit Croissants und frischem Obst legte Grace die Beine auf den freien Stuhl neben sich, schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die Sonne.
„Daran könnte ich mich gewöhnen“, seufzte sie.
„Ja? Warum tust du es dann nicht?“
Sie wandte den Kopf in Noahs Richtung und öffnete ein Auge. Erschrocken stellte sie fest, dass er sie mit ernster Miene ansah.
„Was meinst du?“
„Ich meine …“
Grace nahm die Füße herunter und setzte sich aufrecht hin.
„Ich meine, du könntest immer so leben, wenn du meine Frau wärst.“
Ein plötzliches Schwindelgefühl erfasste sie.
„Was hast du gerade gesagt?“
Noah kam um den Tisch herum und setzte sich neben sie. Er nahm ihre Hand und blickte ihr in die Augen.
„Heirate mich, Grace.“
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Grace keine schlagfertige Antwort parat. „Aber … wir sind doch einfach nur Freunde. Du liebst mich doch gar nicht.“
„Ich finde dich wunderbar, Grace. Ich respektiere dich und habe sehr viel Spaß mit dir.“
„Aber …“
„Und die Chemie zwischen uns stimmt auch.“
„Ja, schon … aber …“
„Du hast gesagt, dass du nicht nach der großen Liebe suchst. Ich schlage dir eine Partnerschaft vor, die auf gegenseitigem Respekt, Kompatibilität und …“, ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel, „… körperlicher Anziehungskraft beruht.“
Dann beugte er sich vor, und sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen. Ihr Herz fing an zu rasen, und sie schloss die Augen. Sein Kuss war so sanft und mild wie die Sonnenstrahlen im Frühling.
Noah hielt ihr Gesicht in Händen und sah sie zärtlich an.
Wie sehr hatte sie das vermisst. Nicht nur den Kuss, sondern die Verbundenheit mit einem Mann. Sie wusste, dass Noah recht hatte, sie waren kompatibel. Und er meinte es ehrlich, das spürte sie. Tränen füllten ihre Augen.
Aber es war nicht Liebe.
Könnte sie einer Heirat unter solchen Voraussetzungen
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