Julia Extra Band 0347
Rhythmus leicht vor und zurück bewegten.
„Ich mag lange Geschichten“, sagte er schließlich und blickte zu ihr hinüber.
„Das Café ist so gut wie pleite“, erklärte sie mit ausdrucksloser Stimme. „Java Express hat Caz ein Kaufangebot gemacht, das sie meiner Meinung nach annehmen muss, bevor es zu spät ist.“
„Was wirst du tun, wenn du deinen Job verlierst?“
„Ich würde gern meine Ausbildung zu Ende machen. Aber ich brauche Geld und ein Dach über dem Kopf, denn die Wohnung ist Teil des Deals.“
Sie schüttelte den Kopf, während dicke Tränen über ihre Wangen rollten.
Verdammt. Er fühlte sich immer hilflos, wenn andere Menschen weinten. Was konnte er für Grace tun?
„Lass uns etwas essen gehen. Ich lade dich ein.“
„Wohin?“
„Ins Mandarin Moon.“
Er wusste, dass es der richtige Ort war.
Grace stocherte mit ihren Stäbchen im Essen herum. Sie muss wirklich in schlechter Verfassung sein, dachte Noah.
„Gibt es keine Möglichkeiten, das Café zu retten?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe Caz schon meine ganzen Ersparnisse angeboten, doch sie sagt, sie wären nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Traurig, wenn zehntausend nur ein Tropfen sind.“
Zehntausend. Für ihn war es nicht viel Geld, aber Grace hatte lange dafür arbeiten müssen. Sie erstaunte ihn immer wieder.
Er hatte sich eigentlich vorgenommen, sie nicht zu drängen und das Thema Heirat heute Abend nicht anzusprechen. Doch er konnte nicht an sich halten.
„Mein Angebot steht immer noch. Heirate mich.“
Grace starrte ihn fassungslos an.
„Ich glaube, es könnte funktionieren, und du hättest finanzielle Sicherheit, Grace. Du könntest zurück aufs College gehen, oder wir könnten eine Patisserie aufmachen. Du weißt, ich liebe süße Sachen.“
Sie biss sich auf die Lippe.
„Und Daisys Kosten fürs College würde ich auch übernehmen.“
„Noah, ich kann das nicht.“
„Ich weiß, es klingt, als ob ich dich kaufen wollte. Aber das will ich wirklich nicht, Grace. Ich brauche auch etwas von dir.“
„Und das wäre?“
„Deine Begleitung bei meinen Reisen nach Paris, Rom, Sidney …“
Grace richtete sich auf. „Sydney? Kommst du auch nach San Francisco?“
„Das ließe sich bestimmt einrichten. Der Deal ist, dass du mich vor den Frauen beschützt und nicht nur vor denen, die ein Autogramm wollen. Vor den Frauen im Allgemeinen.“
Nachdenklich kaute Grace an ihrem Daumennagel herum. Es war merkwürdig, aber Noahs Vorschlag hatte eine gewisse Logik. Er bot ihr all das, wovon sie immer geträumt hatte, und sie empfand keine Scham, sein Angebot in Erwägung zu ziehen. Sie hatte immer hart gearbeitet und musste sich in dieser Hinsicht nichts vorwerfen. Doch jetzt war es das Schicksal, das ihr den Boden unter den Füßen wegzog. Die Vorstellung, nicht mehr ums Überleben kämpfen zu müssen und sich an den schönen Dingen des Lebens zu erfreuen, war zugegebenermaßen wirklich sehr verlockend.
Was sollte sie nur tun?
Noah schob seinen Teller beiseite. „Du kannst jederzeit bei mir einziehen, damit wir uns aneinander gewöhnen können. Wenn dir die Idee der wilden Ehe aber nicht gefällt, können wir auch früher heiraten. Was immer dir lieber ist, Grace. Du entscheidest.“
Er war so wundervoll, und Grace war nahe daran einzuwilligen. Sie mochte Noah wirklich sehr und konnte sich sogar vorstellen, mit ihm gemeinsam alt zu werden. Aber reichte das?
Sie hatte sich vorgenommen, erwachsen zu werden und sich weiterzuentwickeln. Jetzt hatte sie die Möglichkeit, eine reife Entscheidung hinsichtlich ihrer Zukunft zu treffen. Würde sie wie ein erschrockenes Kind davonlaufen oder die Herausforderung annehmen und ihre Chance nutzen?
Sie holte tief Luft. „Ich muss mit Daisy darüber sprechen. Es wäre nicht fair, sie dabei außen vor zu lassen.“
Mit rasendem Herzklopfen wählte Grace Daisys Mobilnummer.
„Mum?“
Sofort schossen Grace Tränen in die Augen. Sie vermisste ihre Tochter so sehr.
„Mum. Was ist passiert?“
Grace schluckte gegen den Kloß im Hals an und fuhr sich mit dem Handrücken über die Wangen. „Nichts ist passiert, ich meine, es ist niemand verletzt oder gestorben. Ich bin nur so glücklich, deine Stimme zu hören.“
„Oh, Mum, ich auch!“
Beide fingen an zu schluchzen.
„Ich glaube, ich habe gute Neuigkeiten“, ergriff Grace schließlich das Wort.
„Oh ja?“
„Du weißt doch … dieser Mann, mit dem du eine Verabredung für mich organisiert
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