Julia Extra Band 0347
Katherine duschte und zog sich an.
Roberto erwartete sie bereits auf der Veranda. „Ah“, sagte er anerkennend. „Gestern Nacht warst du die Verführung in Person, und heute Morgen bist du wieder die gestrenge Doutora. Ich mag dieses Outfit – es ist ungeheuer sexy.“ Als Jorge das Frühstück brachte, schnupperte er genüsslich. „Mm, da hat sich Lidia aber Mühe gegeben. Wann fährt sie nach Braga?“
„Ihr Bruder kommt um acht“, teilte ihm Jorge mit und nahm die Deckel von den Platten. „Lidia sagt, das muss alles aufgegessen werden!“
Mit Appetit griff Katherine zu. Wer weiß, wann sie wieder etwas zu essen bekäme. Im Flugzeug brachte sie meist nichts herunter. Bei dem Gedanken, dass Roberto in genau die andere Richtung fliegen würde, wurde ihr schwer ums Herz. „Hast du einen Nonstop-Flug?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss zweimal umsteigen. Von Porto Alegre aus geht es dann mit einer kleinen Maschine weiter zur Estancia.“
„Puh, ganz schön anstrengend. Wie weit ist Lissabon eigentlich entfernt?“
Er nahm ihre Hand. „Ungefähr zweihundertvierzig Meilen.“
„Oh, da hat Jorge aber eine lange Strecke vor sich“, sagte sie besorgt.
„Da du ja unbedingt nach Porto willst, wird er dorthin fahren, aber für die Weiterfahrt nach Lissabon werde ich ihn ablösen. Mach dir keine Sorgen, Katherine. Jorge fährt gern Auto, und ich auch.“ Sein Blick verdüsterte sich. „Zumindest war das früher so.“
„Und heute genauso. Sobald du hinter dem Steuer sitzt, bist du total entspannt.“
Er lächelte. „Stimmt. Am liebsten würde ich die ganze Strecke selbst fahren, aber vor einem Langstreckenflug ist das nicht sehr ratsam. Willst du nicht doch mitkommen?“
„Das geht nicht!“ Rasch wischte sie sich eine Träne von der Wange, da Lidia auf die Veranda kam, um sich zu verabschieden.
Mit gerunzelten Brauen musterte die alte Frau Katherine. „Sind Sie traurig wegen Ihrer Abreise, Doutora? “
„Ja.“ Impulsiv stand Katherine auf und drückte Lidia einen Kuss auf die Wange. „Vielen Dank für alles!“
Liebevoll tätschelte Lidia Katherines Hand. „Ich muss los. Mein Bruder und Pascoa warten im Wagen auf mich. Adeus. “
Roberto begleitete Lidia nach draußen. Als er zurückkehrte, sagte er: „Lidia lässt dir ausrichten, du sollst bald wieder Ferien auf der Quinta machen.“
„Hey, ich war zum Arbeiten hier, nicht zum Vergnügen“, erinnerte sie ihn.
„Komm mit mir nach Brasilien, Katherine“, bat er noch einmal und küsste sie leidenschaftlich.
Das ist nicht fair, dachte sie verzweifelt. Der Abschied fällt mir auch so schon schwer genug. Es war beinahe eine Erleichterung, als es an der Tür klingelte und Jorge den Sicherheitsdienst ankündigte.
Während Roberto die Leute durch das Haus führte, blickte Katherine noch einmal wehmütig über den Park und ging dann nach oben, um ihr Gepäck zu holen.
Als sie wieder in der Halle stand, fragte sie: „Wollen wir nicht einen letzten Spaziergang machen?“ Roberto nickte.
Ein jeder in seine Gedanken versunken, liefen sie durch den Park. Nach einer Weile blieb Katherine stehen, um die Quinta zu fotografieren, und ein paar Erinnerungsfotos von Roberto zu knipsen. Dann ließ sie sich von ihm fotografieren. Doch so fröhlich sie sich auch gab, der Gedanke an den baldigen Abschied zerriss ihr förmlich das Herz.
Als sie schließlich aufbrachen und die geschwungene Auffahrt hinunterfuhren, drehte sich Katherine noch ein letztes Mal nach dem Haus um. So kurz ihr Aufenthalt auf der Quinta das Montanhas auch gewesen war, so hatte er doch ihr Leben verändert.
Tröstend zog Roberto sie an sich. „Mach nicht so ein trauriges Gesicht, amada. Eines Tages wirst du hierher zurückkommen.“
Wenn ich das nur selbst glauben könnte, dachte Katherine betrübt.
„Wirst du in Heathrow abgeholt?“, erkundigte sich Roberto.
„Ich werde mir ein Taxi nehmen, und zu Hause wird mich dann Rachel in Empfang nehmen.“ Katherine lächelte. „Als neugierige Journalistin wird sie natürlich versuchen, mich nach allen Regeln der Kunst auszuquetschen.“
„Wirst du ihr von mir erzählen?“
„Selbstverständlich. Aber nur über dein Haus, deine Rennfahrervergangenheit und das Gemälde, aber nicht darüber, dass …“
„Dass ich dein Geliebter bin.“ Mit dem Finger hob er ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen. „Denn das will ich für dich sein, linda flor – dein Geliebter“, flüsterte er und küsste sie dann mit
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