Julia Extra Band 0347
einer Leidenschaft, die ihr fast den Atem nahm. „Ich will auf dem Flughafen keine große Szene machen“, sagte er mit brüchiger Stimme. „Also ist das jetzt unser Abschied. Ich habe auf der Estancia einiges zu tun, aber wenn ich alles erledigt habe, werde ich dich zu mir holen.“
Viel zu schnell für Katherine kamen sie am Flughafen von Porto an. Jorge wuchtete ihre Koffer auf einen Gepäckwagen und reichte ihr förmlich die Hand.
„Boa viagem, Doutora.“
„Auf Wiedersehen, Jorge“, sagte sie herzlich. „Und vielen Dank für alles.“
„Sempre as seus ordems“, erwiderte er ernst, ehe er sich taktvoll zurückzog.
Roberto nahm Katherines Hand und betrachtete ihr Gesicht so intensiv, als wollte er sich jede Einzelheit einprägen. „Geh jetzt, amada “, sagte er rau. „Geh, bevor ich dich zum Auto zurückschleife und nach Brasilien entführe.“
Unter Tränen lächelte sie ihn an. „Pass gut auf dich auf, Roberto.“
Mit einem tiefen Aufstöhnen zog er Katherine an sich und küsste sie, als hinge sein Leben davon ab. „Auf Wiedersehen, Katherine.“ Schwer atmend schob er sie von sich. „Geh jetzt. Und dreh dich nicht um.“
Wie in Trance ging Katherine zum Schalter und dann weiter durch die Security in den Abflugbereich. Während des gesamten Flugs starrte sie nur benommen vor sich hin und trank mechanisch die Tasse Tee, die ihr die Stewardess reichte. Verliebt sein hat seltsame Nebenwirkungen, dachte sie. Aber wenn ich mich schon Hals über Kopf verliebe, warum dann nicht in einen Mann, der zumindest auf demselben Kontinent lebt?
Als das Taxi vor dem Haus in Parsons Green vorfuhr, kam Rachel herausgeeilt und holte das Gepäck aus dem Kofferraum, während Katherine den Fahrer bezahlte. Sobald sie in der Wohnung waren, fiel Rachel ihrer Freundin um den Hals, schob sie dann ein Stück von sich weg und musterte sie eingehend.
„Ich setze schon mal Teewasser auf. Alastair ist mit Hugh beim Golfspielen, wir können also in Ruhe plaudern.“
Erschöpft kuschelte sich Katherine in eine Ecke des alten, abgewetzten Ledersofas, während Rachel in der Küche hantierte und Minuten später mit Tee und Gebäck zurückkam. Dankbar nahm Katherine den Tee entgegen, lehnte das Gebäck aber ab. „Im Moment kriege ich nichts hinunter.“
Rachel setzte sich in den breiten Ledersessel. „Du siehst wirklich fertig aus“, bemerkte sie, charmant, wie sie nun einmal war. „War die Arbeit an dem Gemälde anstrengend?“
„Nein.“
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“, erwiderte Rachel spitz. „Komm schon, raus mit der Sprache! Du verschweigst mir doch etwas!“
„Ich hatte eine tolle Zeit auf der Quinta das Montanhas, und deshalb ist mir der Abschied von dort sehr schwergefallen“, erzählte Katherine wahrheitsgemäß.
„Ah, das Haus des geheimnisvollen Mr de Sousa! Wie ist er denn so?“
„Nett.“
Rachel verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Ich will Details hören, Schätzchen. Ich nehme an, er hat Geld, wenn er sich ein Gutachten der berühmten Dr. Lister leisten kann, aber ist er jung, alt, Single, gebunden, dünn, dick, kahlköpfig …?“
„Geschieden. Anfang dreißig, schlank, dunkle Locken.“
Rachel war zierlich und von fast puppenhafter Niedlichkeit, doch unter ihrem blonden, zu einem Bob geschnittenen Haar verbarg sich ein scharfer Verstand. Außerdem kannte sie Katherine zu lange und zu gut, um sich von ihr hinters Licht führen zu lassen. „Du magst ihn.“
„Ja.“
Genervt schlug Rachel mit der flachen Hand auf die Sessellehne. „Rede mit mir! Erzähl mir, warum du so deprimiert bist.“
Katherine gab sich geschlagen und erzählte von dem herrlichen Anwesen und ihrer Beziehung zu Roberto de Sousa.
Als Katherine mit ihrem Bericht fertig war, fragte Rachel nur: „Weiß eigentlich dein Anwaltspinkel, dass du heute kommst?“
Katherine schlug sich gegen die Stirn. „O Gott, den habe ich total vergessen! Ich schicke ihm gleich eine SMS.“
Als sie sich kurz darauf die Haare föhnte, klingelte es an der Tür.
„Willkommen daheim!“, rief Andrew durch die Gegensprechanlage.
Katherine drückte auf den Türsummer und öffnete die Tür. Mit einem Blumenstrauß in den Händen trat Andrew ein, wie immer geschniegelt und geschnatzt und mit leichtem Bauchansatz. Stumm trat Katherine zur Seite und machte sich innerlich schon einmal auf ein paar unangenehme Minuten gefasst.
„Hallo!“ Er wedelte mit der Hand vor Katherines Gesicht herum. „Erde an Katherine, erbitte
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