Julia Extra Band 0347
Funkkontakt!“
„Hallo, Andrew“, sagte sie kühl. „Das ist jetzt gerade etwas ungünstig. Ich bin vollkommen fertig.“
Er reichte ihr den Blumenstrauß. „Hier. Das ist mein Friedensangebot.“
„Danke.“ Achtlos legte sie den Strauß auf den Tisch.
Misstrauisch musterte er sie. „Was, zum Teufel, ist mit dir los?“
„Ich bin einfach müde.“
„Ich bin gekommen, um noch einmal über alles zu reden. Ich war vor deiner Abreise ziemlich durch den Wind. Das tut mir leid. Aber ich finde, ich hatte jedes Recht, wütend zu sein, weil du genau an dem Tag abgereist bist, an dem wir die Karten für die Opernpremiere hatten.“
„Das sehe ich anders“, erwiderte sie eisig. „Dein Verhalten war schlichtweg unreif.“
Kalte Wut blitzte in seinen blauen Augen auf. „ Unreif? Das ist ein starkes Stück! Wenn hier jemand unreif ist, dann du. Es wird Zeit, dass du aus dieser Studentenbude ausziehst und mit mir zusammenlebst.“
„Das ist keine Bude, sondern mein Elternhaus. Es ist vorbei, Andrew. Ich denke, wir haben uns nichts mehr zu sagen.“
Andrew packte sie und schüttelte sie, ließ dann aber von ihr ab, da er wohl einsah, dass alles keinen Sinn hatte. „Tut mir leid“, sagte er. „Kannst du mir verzeihen?“
„Ja“, erwiderte sie mit kühlem Lächeln. „Trotzdem ist es vorbei.“
8. KAPITEL
„Oje!“, rief James Massey, als Katherine am Tag darauf in die Galerie kam. „Du siehst schrecklich aus. Hoffentlich nicht die Grippe, die ich hatte.“
„Nein, ich bin nur immer noch etwas müde. Bist du wieder ganz gesund, James?“
„Ja, zum Glück.“ Er lächelte sie an. „Noch mal tausend Dank, dass du für mich eingesprungen bist.“
„Das war doch selbstverständlich. Und, wo ist mein junger Mann?“
Beim Anblick des Bildes setzte Katherines Herz kurz aus. Es war vollständig restauriert, und die Ähnlichkeit mit Roberto war fast schon unheimlich. „Wann wird es verschickt?“
„Ich warte noch auf das Okay des Kunden.“ James beäugte sie über den Rand seiner Brille hinweg. „Wie bist du mit Roberto Rocha ausgekommen?“
„Gut. Er war sehr freundlich. Und sein Personal ebenfalls.“
„Dann war es ja ein angenehmer Aufenthalt.“
Nach den emotionalen Höhen und Tiefen der vergangenen Woche empfand Katherine den Arbeitsalltag als ungemein wohltuend. Sie arbeitete so konzentriert, dass die Zeit wie im Flug verging. Aus Angst, sie könnte Robertos Anruf verpassen, rannte sie dann zur U-Bahn, quetschte sich in den überfüllten Zug und eilte nach Hause.
Aber das Telefon blieb stumm. Zunächst schwankte Katherine zwischen Enttäuschung und Zorn, doch dann fühlte sie nur noch bittere Resignation. Es war die älteste Geschichte der Welt. Nach seinem Unfall hatte Roberto längere Zeit enthaltsam gelebt, bis ihm das Schicksal Katherine gesandt hatte. Wahrscheinlich wäre ihm jede einigermaßen attraktive Frau recht gewesen. Doch Dr. Lister teilte darüber hinaus auch noch seine Leidenschaft für Kunst, was ihr eine spezielle Note verlieh. Auch im Bett war diese Dr. Lister sehr leidenschaftlich gewesen. Sie hatte sich sogar Gefühle für ihn geleistet! Aber ich stehe zu meinen Gefühlen, dachte Katherine trotzig. Ich werde auch in Zukunft nur dann mit einem Mann schlafen, wenn ich auch etwas für ihn empfinde. Leider scheinen diese Männer dünn gesät zu sein. Denn noch nie hat mich ein Mann sowohl erotisch als auch emotional derart berührt wie Roberto Rocha de Sousa.
Als Katherine zwei Wochen nach ihrer Rückkehr bei einem einsamen Abendessen saß, klingelte das Telefon.
„Katherine?“
Ihr Herzschlag setzte aus. „Wer spricht da?“ Natürlich wusste sie genau, wer am anderen Ende der Leitung war.
„Roberto. Roberto de Sousa“, fügte er hinzu, als von Katherine keine Reaktion erfolgte.
„Ach, hallo. Du bist also gut zu Hause angekommen.“
„Ja, ich bin seit einer Woche wieder auf der Estancia.“
Seit einer Woche? „Hm.“
„Erzähl, Katherine, wie geht es dir?“
„Sehr gut, danke“, log sie. „Und dir? Hat dein Bein den Flug gut überstanden?“
„Es war eine Qual! Mein Vater hat darauf bestanden, dass ich vom Flughafen direkt ins Krankenhaus gehe, und mich dort behandeln lasse. Inzwischen geht es mir schon sehr viel besser.“
„Das freut mich.“
„Ich habe dich vom Krankenhaus aus nicht angerufen, weil ich nie allein war. Aber jetzt bin ich ja wieder zu Hause. Meine Eltern haben sich in Porto Alegre eine Wohnung gekauft, und wenn ich fit genug
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