Julia Extra Band 0349
…“
„Sie schulden mir wirklich keine Erklärung. Ich weiß gar nicht, was ich mir dabei gedacht habe.“
„Das ist die Hitze. Die setzt einem zu.“
Er lächelte, und ihr Puls begann prompt zu rasen. Hatte sie je so blaue Augen gesehen? Und so lange Wimpern?
„Sie sind der Beweis.“
Isabella blinzelte. „Wofür?“
„Dass es zu heiß ist, um klar zu denken. Anstatt hier im Foyer herumzustehen … warum gehen wir nicht in die Küche? Ich hole mein Hemd, mache uns etwas Kühles zu trinken und …“
„Das ist wirklich nicht nötig“, erwiderte sie hastig. „Ich meine, Sie holen sich etwas zu trinken – und ein Hemd.“ Wieder errötete sie. „Und ich warte hier so lange, bis Sie Mr D’Aquila Bescheid gegeben haben, dass ich … Was?“ Bei seiner Miene hob sie fragend die Augenbrauen.
„Ich fürchte, Mr D’Aquila ist nicht mehr hier.“
„Oh, nein!“
Isabella Orsinis Gesicht spiegelte die blanke Enttäuschung wider. Na und? Er hatte stundenlang gewartet, und jetzt war sie enttäuscht, dass der Mann, den sie hatte treffen sollen, nicht mehr zur Verfügung stand?
Pech. Rio hatte keine Lust, jetzt noch ein Bewerbungsgespräch zu führen. Außerdem … selbst wenn sie die entsprechenden Qualifikationen vorweisen konnte, vergab er keine Aufträge an Leute, die sich nicht an Termine hielten.
„Er ist vor einer Stunde abgefahren“, behauptete er und beobachtete gebannt, wie sie mit perfekten weißen Zähnen an ihrer vollen Unterlippe knabberte.
Sein Magen zog sich zusammen. Das war noch ein Grund, sie auf keinen Fall anzuheuern. Interesse an einer Frau, die für ihn arbeitete, konnte er sich nicht leisten. Obwohl ihm völlig schleierhaft war, warum er sich zu ihr hingezogen fühlte. Auch wenn es Dinge an ihr gab, die er mochte. Zum einen sagte sie offen ihre Meinung, und dann war da noch die Sache mit dem Hemd …
Er kannte keine Frau, die verlegen geworden wäre, nur weil sie ihn mit bloßem Oberkörper sah. Isabella Orsini jedoch war eindeutig verlegen, er hatte das Rot auf ihren Wangen gesehen.
Im Moment allerdings wirkte sie regelrecht verloren. Ihre Mundwinkel zeigten mutlos nach unten.
Dieser Mund, der für die Sünde gemacht war.
Was würde sie wohl tun, wenn er sie küssen würde? Ihren Geschmack kostete?
Sein Körper reagierte mit alarmierendem Tempo. Die Sonne musste ihm wirklich zugesetzt haben. Denn Izzy Orsini war gar nicht sein Typ. Sicher, sie hatte ein hübsches Gesicht, aber er zog gewandte, kultivierte Frauen vor, am liebsten in Seide und Satin gehüllt. Sie sollten in der Kunst der Konversation versiert sein, auch wenn die Gespräche nicht unbedingt hoch intellektuell sein mussten.
Isabella Orsini erfüllte keine dieser Bedingungen. Sie hatte seinen Nachmittag ruiniert und drohte nunmehr das Gleiche mit seinem Abend zu machen.
Aber das würde er nicht zulassen. Er brauchte ein kaltes Bier und eine Dusche, anschließend würde er nach Easthampton fahren und in sein Flugzeug steigen. Zwar hatte er vorhin mit dem Gedanken gespielt, über Nacht zu bleiben, aber das kam inzwischen nicht mehr infrage. Er würde eine Frau anrufen, vielleicht die Blondine, die er neulich auf der Wohltätigkeitsveranstaltung getroffen hatte. Ganz sicher hätte sie Zeit für ihn. Frauen hatten immer Zeit für ihn.
Und was die Lüge betraf, die er Isabella Orsini aufgetischt hatte … Es wurde Zeit, die Sache zu klären.
„Miss Orsini …“
„Izzy.“
„Miss Orsini“, wiederholte er, „ich war nicht ganz offen zu Ihnen.“ Definitiv eine Untertreibung! „Was ich über Rio D’Aquila sagte …“
„Sie sagten, er wäre nicht hier.“
„Richtig. Aber …“
„Wann kommt er zurück?“
Aha. Darum hatte ihre zerknirschte Miene plötzlich diesen entschlossenen Ausdruck angenommen. Sie wollte warten. Nun, das konnte sie vergessen! „Miss Orsini …“
„Izzy.“
„Also gut, Izzy. Die Wahrheit ist …“
„Er kommt nicht zurück.“
„Das wollte ich nicht …“
„Er hat schließlich lange genug gewartet.“ Sie flüsterte nur noch.
Verdammt, würde sie etwa anfangen zu weinen? Er konnte es nicht ausstehen, wenn Frauen die Tränenschleusen öffneten. Sie alle nutzten diesen uralten Trick, um ihren Willen durchzusetzen.
„Ich kann es ihm nicht verübeln“, fuhr sie fort.
Dio, lieber Tränen als dieser deprimierte Tonfall! „Hören Sie, Miss Orsini … Isabella …“
„Izzy. Niemand nennt mich Isabella.“
Sie war keine „Izzy“. Isabella passte viel besser zu
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