Julia Extra Band 0349
den die Medien als unnahbar, kalt und herzlos beschrieben.
Mit den Reichen zu tun zu haben konnte unangenehm sein. Die meisten Leute mit Geld waren egoistisch, übertrieben selbstzufrieden und scherten sich keinen Deut um andere.
„Nicht alle“, hatte Anna dagegengehalten.
Das stimmte. Ihre Brüder waren reich. Annas Mann auch, aber …
„Aber“, war Anna mit unverbrüchlicher Logik fortgefahren, „wenn du einen Kunden erst sympathisch finden musst, bevor du für ihn arbeitest, wird Growing Wild nie ein Erfolg.“
Natürlich hatte Anna recht. Die selbstbewusste, resolute Anna. Sie wüsste genau, wie sie mit dieser Situation umzugehen hätte. Sie hätte den Wagen nicht in den Graben gefahren und wäre auch nicht Stunden zu spät zu einem Termin gekommen. Vor allem aber würde sie sich nicht von einem halb nackten Muskelprotz einschüchtern lassen.
Isabella kannte den Typ. Sehr attraktiv, dreist und von sich selbst überzeugt. Vor allem wenn es um Frauen ging. Denn die Frauen – Närrinnen, die sie waren – sanken ihm bestimmt massenweise zu Füßen. Sie allerdings ließ sich nicht von einem Kraftprotz ohne Hirn beeindrucken. Sie war nämlich eine nüchterne und unabhängige Geschäftsfrau. Dass sie nicht einmal unabhängig genug war, um ihre eigenen Kleider zu tragen oder ihr eigenes Auto zu fahren, ließ Izzy im Moment außer Acht.
Sie war hier, das war alles, was zählte.
„Hören Sie, ich habe wirklich keine Zeit. Glauben Sie, Sie könnten genug Ehrgeiz aufbringen, um Ihrem Chef zu sagen, dass ich hier bin?“
Mr Halbnackt rührte sich nicht. Oder doch, ein Mundwinkel zuckte. Der Mann machte sich schon wieder über sie lustig!
„Es gibt da nur ein Problem“, erwiderte er. „Sie haben noch nicht gesagt, weshalb Sie hier sind.“
Ich habe einen Termin mit Mr D’Aquila, um über seine Gartengestaltung zu sprechen . Es wäre das Einfachste, die Tatsachen auszusprechen, schließlich waren sie kein Geheimnis. Doch Izzy gefiel das Benehmen von Mr Nur-Muskeln-und-kein-Hirn nicht.
Na schön, das war nicht fair. Nur weil er aussah, als wäre er gerade einem dieser Kalender, die ihre Zimmergenossin an der Uni ewig angehimmelt hatte, entstiegen, musste er nicht dumm sein. Nur leider sah er so gut aus, dass ihr Herz jedes Mal für einen Moment stillstand, wenn sie ihn ansah. Was lächerlich war, genau wie das kleine Machtspiel, das sie spielten.
Lächerlich oder nicht, sie hatte das Recht, wenigstens heute einmal den Sieg davonzutragen.
„Sind Sie sein Sekretär, der die Termine für ihn ausmacht?“, fragte sie schnippisch.
„Vielleicht bin ich der Butler.“
Verdutzt starrte Izzy ihn an, dann lachte sie.
Rio lächelte. Gut. Das hier war sehr viel befriedigender, als seinen Frust an einem Graben auszulassen.
„Sein Butler also, was? Eines kann ich Ihnen garantieren: Zwei Minuten nachdem ich mit Ihrem Chef gesprochen habe, werden Sie sich einen neuen Job suchen müssen.“
Allmählich verlor die Lady die Beherrschung. Prima. Soll sie ruhig genauso sauer werden wie ich, dachte Rio. So lernte sie vielleicht, wie es war, wenn man nur noch auf Izzy Orsini wartete, damit man dem Kerl einen Kinnhaken versetzen konnte. Wenn das unfair war – das Leben war nun mal nicht fair. Außerdem benahm diese Frau sich nicht unbedingt wie eine Lady.
Obwohl … ihr Kostüm war zwar ruiniert, aber teuer. Und ihr Benehmen … Sie war die Prinzessin, er der Bauer. Nur wusste die Prinzessin nicht, dass er alle Karten in der Hand hielt.
Nicht alle. Denn er hatte noch immer keine Ahnung, wer sie war und was sie wollte. Seinetwegen war sie auf jeden Fall nicht gekommen. Vielleicht verkaufte sie Zeitschriftenabos. Oder sie war die Irre von Southampton, schließlich hatte jedes Dorf seinen Dorftrottel. Wer auch immer sie war, sie bot eine willkommene Ablenkung. Diese kleine Szene entwickelte sich mehr und mehr zu dem interessantesten Ereignis des Tages.
Außerdem bot sie einen hübschen Anblick, abgesehen von ihrem demolierten Aufzug. Unter dem zerfetzten Kostüm verbarg sich mit Sicherheit die perfekte Figur. Jetzt, da Rio sie genauer betrachtete, bemerkte er große volle Brüste unter der Jacke, eine schmale Taille und großartig gerundete Hüften.
Was soll das? Sie ist eine Frau, und Frauen stehen im Moment nicht auf meiner Agenda. Rio hatte gerade eine Affäre beendet … oder eine Beziehung, wie die Frauen es nannten. Und wie immer war es einfacher gewesen, die Sache anzufangen, als sie zu beenden. Ganz
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