Julia Extra Band 0349
kann Sie mit dem Auto schneller nach Buckford bringen“, unterbrach er sie.
„Das könnten Sie vermutlich, aber weshalb sollten Sie es tun?“, fragte Libby trocken.
„Weil ich ein netter Kerl bin?“, schlug er humorvoll vor.
Ja klar, und der Papst ist evangelisch, dachte sie bissig. Was wollte Rafael wirklich? Etwa seinen Vorschlag wiederholen, eine Affäre anzufangen? Ihr stockte der Atem, als die Fantasie mit ihr durchging.
Dann könnte sie doch noch freudig zustimmen. Oder sich total zur Närrin machen. Oder beides …
„Sie sind anderer Meinung?“, hakte Rafael nach. „Ist mein Beweggrund überhaupt wichtig? Tatsache ist, ich biete Ihnen an, Sie rasch und sicher nach Hause zu bringen.“
„Irgendwie habe ich den Eindruck, dass jetzt noch ein ‚aber‘ kommt“, meinte sie argwöhnisch.
„Schnallen Sie sich an“, befahl er ihr und legte selbst seinen Gurt an. „Wenn ich hier noch lange herumstehe, bekomme ich einen Strafzettel. Es gibt kein ‚aber‘, das kann ich Ihnen garantieren.“
Eindringlich betrachtete er ihr Gesicht und erkannte die verräterischen Zeichen von zu viel Arbeit. Dafür war er nicht direkt verantwortlich, trotzdem weckte es seine Beschützerinstinkte.
Wieso reagierte er auf Libby so anders, als er es von seinen bisherigen Affären gewohnt war? Irgendwie heftiger und wirrer. In einem Moment wollte er sie in Watte packen, im nächsten ihr am liebsten den Hals umdrehen.
Und natürlich wollte er immer noch ihren wunderbaren Körper erobern. Dieser Wunsch ging ihm Tag und Nacht nicht aus dem Kopf.
Wenn er ihn sich endlich erfüllt hatte, würde er bestimmt zu seinem üblichen Gleichmut zurückfinden.
„Wenn ich Sie nach Hause fahre, könnten wir vorher noch irgendwo essen gehen“, schlug er vor. „Sie sehen aus, als könnten Sie eine vernünftige Mahlzeit vertragen.
„Ich bin nicht hungrig.“
„Wie oft haben Sie in letzter Zeit eine Mahlzeit ausfallen lassen?“, erkundigte er sich. „Sie arbeiten, wie ich höre, für zwei.“
„Sie haben doch gesagt …“
„Vergessen Sie, was ich mal gesagt habe“, meinte er. „Jetzt sage ich, dass Sie zu wenig essen.“
„Ich esse sehr wohl!“
„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe“, erwiderte Rafael unnachgiebig.
Libby schüttelte den Kopf und griff nach dem Sicherheitsgurt. „Ich nehme lieber den Zug.“ Sie fluchte leise, als ihre bebenden Finger mit dem Verschluss kämpften. „Ich hätte gar nicht erst einsteigen sollen. Ich Idiotin hatte gedacht …Wie konnte ich ahnen, dass ich sozusagen Ihre heutige gute Tat bin?“
„Halten Sie still!“
Ihr blieb gar nichts anderes übrig, denn sie konnte sich nicht rühren, als er sich zu ihr neigte. Dann legte er die Hand auf ihre und streichelte sanft die Innenseite des Handgelenks. Ein Stromstoß schien Libby zu durchzucken, und sie erschauerte vor unerfüllter Begierde.
„Sie zittern ja.“ Seine Stimme klang heiser.
Und so nahe.
Libby schloss die Augen, wie berauscht von seinem Duft und seiner Wärme.
„Und was hast du gedacht, querida? Warum habe ich dich gebeten einzusteigen?“
„Du hast mich nicht gebeten, du hast es mir befohlen.“
„Versuch nicht, mich abzulenken. Das funktioniert nämlich nicht. Also, Libby, antworte mir.“
„Na schön! Wenn du es unbedingt wissen willst. Ich dachte, du würdest dein Angebot wiederholen. Mich fragen, ob ich mit dir ins Bett gehe.“ Sie schob seinen Arm weg und verbarg das glühende Gesicht in den Händen.
„Und wenn ich gefragt hätte? Wie hätte deine Antwort gelautet?“
Libby ließ die Hände sinken und sah ihm forschend in die Augen. Rafaels Blick verriet ein so brennendes Verlangen, dass ihr der Atem stockte.
Libby wurde beinah schwindlig vor Aufregung, und sie holte erst einmal tief Luft. „Ich hätte Ja gesagt“, gab sie schließlich zu.
„Also frage ich jetzt“, sagte Rafael leise.
„Ja, Rafael!“ Sie bebte vor Sehnsucht, aber ihre Stimme klang klar und ruhig.
Libby verzehrte sich nach Rafael, wollte nur noch endlich von ihm berührt, geküsst und verwöhnt werden. Ob ihre Entscheidung womöglich falsch war, konnte Libby nicht sagen. Es war ihr auch egal, denn es fühlte sich genau richtig an.
Mit vor Lust verschleiertem Blick sah sie Rafael tief in die Augen.
„Schau mich nicht so an, Libby, sonst schaffen wir es nicht mehr bis in mein Apartment“, sagte er rau und startete endlich den Motor.
Gekonnt fädelte Rafael sich in den Verkehr ein.
Auf der fünfzehnminütigen Fahrt zu
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