Julia Extra Band 0349
hochzog.
„Ich will keine Entschuldigung“, informierte Rafael sie kühl. „Ich will eine Erklärung.“
Wie soll das gehen, wenn neben mir ein Prachtexemplar von Mann steht – noch dazu nackt – und ich mich kaum an meinen eigenen Namen erinnern kann? dachte sie leicht hysterisch und lachte kurz.
Rafael schien nichts dabei zu finden, sich nackt zu zeigen.
„Du hast doch bestimmt nicht so lange mit dem ersten Mal gewartet, nur um dich kurz entjungfern und anschließend gleich nach Hause bringen zu lassen“, meinte er zynisch.
Warum hat sie mir nicht gesagt, dass sie noch Jungfrau war, dachte Rafael und versuchte, wütend auf Libby zu sein, aber es gelang ihm nicht.
Wie konnte er zornig werden, wenn er mit ihr den unglaublichsten Sex seines Lebens erlebt hatte? Das Wissen, ihr erster Liebhaber zu sein, verschaffte ihm ein Hochgefühl, obwohl das für einen modernen Mann wohl nicht mehr ganz zeitgemäß war.
„Wie war denn dein erstes Mal?“, erkundigte Libby sich.
Überrascht runzelte er die Brauen. „Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht genau daran erinnern“, gab er zu und reichte ihr die Kostümjacke, wobei er ihre Brüste in dem schlichten BH betrachtete. „Du hast einen wunderschönen Körper“, sagte er rau.
„Danke, du auch“, erwiderte Libby ehrlich. „Das habe ich dir nicht früher gesagt, weil ich dachte, du hättest etwas dagegen. So wie gegen Büroaffären – und Jungfrauen.“
„Man kann sich nicht gegen alle Eventualitäten wappnen“, meinte er resigniert.
Libby ging zum großen Wandspiegel und versuchte, sich die Haare glatt zu streichen.
„Richtig. Ich hätte ja auch nie gedacht, ich könnte Sex ohne tiefere Gefühle haben“, sagte sie im Plauderton.
„Aber mit mir kannst du es.“
Es war keine Frage, fand sie, sondern eine Feststellung. Zum Glück zog Rafael die Boxershorts wieder an, dann nahm er eine Jeans aus dem Schrank und schlüpfte hinein.
„Ja, und es war unglaublich aufregend“, gab Libby zu. „Dabei mag ich dich nicht einmal!“
Er sah sie forschend an.
„Ich habe dich doch nicht gekränkt, oder?“, fragte sie besorgt. „Manchmal sage ich Sachen, ohne vorher nachzudenken, vor allem wenn ich müde bin.“ Sie hielt die Hand vor den Mund, um ihr Gähnen zu verbergen.
Rafael blickte zu ihr und spürte keinen Ärger, sondern eher etwas, was Zärtlichkeit gefährlich nahe kam. Libby war wirklich das beste Heilmittel gegen ein übersteigertes Selbstwertgefühl!
„Keine Sorge, ich habe kein Problem damit, wie ein Sexobjekt behandelt zu werden … außerhalb der Bürozeiten natürlich“, antwortete er humorvoll und zog ein weißes T-Shirt an. Dann nahm er die Autoschlüssel vom Nachttisch.
„Fährst du mich jetzt nach Hause?“, erkundigte Libby sich.
„So war es abgemacht. Und, Libby …“
„Ja?“
„Würdest du es gern wieder tun?“
„Oh ja!“, antwortete sie, ohne zu zögern und mit echter Begeisterung.
Das zu hören tat seinem Selbstwertgefühl natürlich unendlich gut.
Die erste gemeinsame Nacht gab das Muster für die folgenden vor. Nach Feierabend wartete Libby bei Rafaels Auto auf ihn, dann fuhren sie in sein Apartment.
Kaum dort oben angekommen, rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Körper und fielen eng umschlungen ins Bett.
Manchmal fragte Libby sich, ob deswegen alles so intensiv ablief, weil sie versuchten, den Sex einer ganzen Nacht in einen kurzen Zeitraum zu packen.
Rafael war deutlich anzumerken, dass ihn das Arrangement frustrierte. Sie hätte eher erwartet, dass er der ganzen Angelegenheit schnell überdrüssig würde, aber sein Appetit auf Sex mit ihr, Libby, schien eher zu wachsen, als gestillt zu werden.
Sie selbst hatte das Interesse auch noch nicht verloren. Einmal war sie so von Begehren überwältigt, dass sie Rafael gleich auf dem Boden im Wohnzimmer verführte.
Unter Rafaels kundiger Anleitung lernte sie außerdem alles, was sich über Sex zu wissen lohnte. Nicht nur, was einem Mann Freude bereitete. Sie lernte ihren eigenen Körper und ihre Bedürfnisse kennen und wurde somit zu einer wunderbaren, einfallsreichen Liebhaberin.
Ich habe das Interesse nicht verloren, gestand Libby sich ein, ich bin im Gegenteil geradezu süchtig nach Sex – und nach Rafael.
Ja, sie hatte sich in ihn verliebt.
Als ihr das klar geworden war, fühlte sie sich ihm gegenüber etwas gehemmt. Was, wenn sie im Rausch der Leidenschaft die drei schicksalhaften Wörter laut sagte? Dann wäre es mit der Idylle bestimmt
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