Julia Extra Band 0349
Arm. „Das mit Meg und dem Baby ist niemandes Schuld.“
„Aber Alejandro hat uns ruiniert“, rief ihr Vater. „Wie kannst du dich mit diesem Mann einlassen?“
„Du bist nicht ruiniert“, widersprach sie mutig. „Mit der neuen Vereinbarung behalten alle ihre Jobs und wir ‚Maple House‘.“
„Dafür soll ich wohl auch noch dankbar sein!“, höhnte Mr Marchant.
„Ja, genau!“
„Es wird uns gestattet, im Haus zu bleiben, als Almosenempfänger dieses Mannes“, meinte er erbittert.
„Ich weiß, dass es hart ist, Dad, aber …“
„Du weißt gar nichts, Libby! Hast du nicht gemerkt, dass dieses sogenannte Rettungspaket nur eine Fassade ist?“
„Fassade?“, wiederholte sie sichtlich verständnislos.
„Oder eine Nebelbombe. Etwas, womit er gutgläubige Menschen wie dich denken lässt, er wäre ein Held und karitativ noch dazu.“
Libby konnte kaum glauben, was für einen Unsinn ihr Vater da von sich gab.
„Ein Mann wie der tut doch nichts ohne Hintergedanken. Genauer gesagt, er denkt bei allem an seinen Profit“, fuhr er ungerührt fort.
Libby biss sich auf die Lippe. Ihr wurde schwer ums Herz, als sie ihre Angehörigen betrachtete, die ihr im Park quasi aufgelauert hatten, um sie zu einer Aussprache zu zwingen.
Immerhin mussten sie sich in der Öffentlichkeit beherrschen, und keiner von ihnen konnte wirklich ausfallend werden.
Libby war bewusst, dass sie von ihr keine Erklärungen erwarteten, sondern Reue und Bußfertigkeit – und dazu war sie keinesfalls bereit!
Vor vierzehn Tagen, ja, noch vor einer Woche hätte das vielleicht anders ausgesehen. Jetzt war es zu spät.
Ich werde mich nicht entschuldigen, schwor Libby sich heftig. Sie würde niemand erlauben, das, was sie mit Rafael teilte, zu etwas Schäbigem herabzuwürdigen. Und sie würde nicht dabei mitmachen, ihm charakterliche Verfehlungen vorzuwerfen.
Ja, bis vor Kurzem hatte sie in ihm auch den Sündenbock gesehen für alles, was den Marchants zugestoßen war, aber nun wusste sie es besser.
„Hört mal, ich will doch keinem von euch wehtun“, begann Libby eindringlich.
„Ach nein?“ Ihre Mutter klang eiskalt. „Das zeigst du aber auf seltsame Weise, mein Kind.“
Diese Abfuhr schmerzte Libby mehr als alles Bisherige. „Mum, bitte, ich …“
Der Kummer in ihrer Stimme war so deutlich hörbar, dass Rafael auf seinem Lauschposten unwillkürlich einen Schritt in ihre Richtung machte.
Libby sah zart, hilflos und verloren aus. Er wollte sie unbedingt beschützen.
„Sag wenigstens, dass du dich für dein schmutziges Geheimnis schämst“, forderte ihr Bruder. „Dass du dich schämst, deine Familie hintergangen zu haben.“
Abrupt blieb Rafael stehen und ballte die Hände zu Fäusten. Was würde Libby erwidern?
„Lass sie, Ed. Sie kann nichts dafür“, mischte Mrs Marchant sich ein. „Dieser Mann hat Schuld. Er vergiftet alles, was er berührt.“
„Ja, ich schäme mich“, sagte Libby mit klarer Stimme.
Rafael spürte, wie ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. Er hatte ja nichts anderes von Libby erwartet. Warum tat es trotzdem so weh?
Er war schon mehr als einmal zurückgewiesen worden – und hatte es überlebt!
Stolz hob Libby den Kopf. „Ich schäme mich dafür, dass ich mich geschämt habe. Ich schäme mich, weil ich Rafael gebeten habe, unsere Affäre geheim zu halten. Wegen der schäme ich mich nicht. Im Gegenteil, ich bin stolz darauf!“
„Aber Libby, denk doch an das, was …“
„Nein, unterbrich mich nicht, Ed! Rafael verdient Besseres … als mich. Was ihr über ihn denkt, stimmt einfach nicht. Er ist ein unglaublicher Mensch und hat so viele Schwierigkeiten überwunden. Glaubt ihr, seine Angestellten würden für ihn durchs Feuer gehen, wenn er nicht ganz außergewöhnlich wäre? Ihr könnt das in der Firma überprüfen! Da wird keiner ein böses Wort über ihn sagen.“
„Natürlich nicht“, meinte Ed trocken. „Sie hätten doch Angst, entlassen zu werden! Und du, Libby, werd endlich erwachsen, und sieh der Wirklichkeit ins Auge. Alejandro hat Sex mit dir, also will er dich nicht seine unangenehmen Seiten sehen lassen. Aber warte, bis er dich satthat! Dann wirst du schon merken, wie nett er wirklich ist.“
„Jedenfalls muss die Sache mit ihm ein Ende haben“, verlangte Philip Marchant streng. „Versprich uns, Libby, dass du ihn nicht mehr sehen wirst.“
„Oh nein, verlangt nicht von mir, dass ich mich zwischen euch und Rafael entscheiden muss“, bat Libby flehentlich.
Weitere Kostenlose Bücher