Julia Extra Band 0349
so bleibt.“
Schweigend starrte sie ihn an.
„Bitte.“ Das fand Rob beschämend, aber er wollte unbedingt diesen Tauchgang.
„Ich fahre nicht Boot.“
„Du lebst auf einer Insel!“, rief Rob verwirrt.
„Ich lasse mich herbringen und wieder abholen, und das war’s.“
„Du schwimmst doch gern …“
Trotzig hob Honor das Kinn. „Nur im seichten Wasser.“
„Ich bekomme vielleicht keine zweite Chance, mir das Schiff anzusehen. Du brauchst mich nur von oben zu überwachen. Wir reden hier von einer Stunde deines Lebens.“
„Es tut mir leid, Rob. Nein.“ Honor wandte sich wieder ihrem Frühstück zu, obwohl es eigentlich schon Zeit fürs Mittagessen war.
Sein Herz hämmerte vor Enttäuschung. Oder war es Wut? Er drehte sich um und ging davon. Und er hatte gehofft, ihr Verhältnis hätte sich seit gestern Nacht verbessert.
„Wieso ist es sicher, mit dem Boot zum Tauchen zu fahren, wenn es zu gefährlich ist, die fünfundzwanzig Kilometer nach Cocos zurückzulegen?“
Rob packte wütend seine Ausrüstung wieder zusammen, als Honor hinter ihm auf dem Korallenriff erschien und ihm ihre Frage zurief.
Er drehte sich um. „Hast du es dir anders überlegt?“
Am liebsten wäre Honor sofort zurück an Land geschwommen, gleichzeitig wollte sie sich jedoch diesem Dämon stellen. „Du hast etwas gut bei mir.“
Weil er die halbe Nacht mit ihr am Strand gesessen und sie dann in den Armen gehalten hatte, während sie sich die Augen ausgeweint hatte. Dass sie ihm heute half, war nur fair – soweit er wusste.
Denn er wusste nichts.
Er nickte und dankte ihr.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet!“, rief sie.
„Wir entfernen uns nur dreihundert Meter. Selbst wenn irgendwann Wasser ins Boot laufen sollte, sind wir wieder hier, lange bevor es kritisch wird.“
„Und was muss ich tun?“
„Nur den Luftvorrat und die Tauchzeit von oben mit überwachen.“
Ich werde nicht in Panik geraten, sagte sich Honor. „Okay.“
Dass Rob ihr Flüstern gehört hatte, war unmöglich, aber aus ihrer Körpersprache musste ihre Zustimmung deutlich geworden sein. Er strahlte übers ganze Gesicht und lief zum Ruder.
„Bleib da!“, rief er. „Ich komme näher ran.“ Er ließ den Motor an, holte beide Anker ein und fuhr näher ans Riff.
Es war lange her, doch Honor hatte früher eine gute Beziehung zu Booten gehabt. Manche Dinge vergaß man einfach nicht. Als Rob das Heck zu ihr hin drehte, sprang sie mühelos auf die Leiter und kletterte leichtfüßig ins Boot.
Falls er überrascht war, so zeigte er es nicht. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, fuhr er hinaus aufs Meer.
Honor sank auf eine Bank, streckte den Arm nach hinten und umklammerte die Reling, wo Rob es nicht sehen konnte, dann setzte sie ein Lächeln auf. Sie hatte schon vier Jahre lang Gelassenheit vorgetäuscht, wenn das Versorgungsschiff sie hergebracht und abgeholt hatte, sie würde es jetzt auch schaffen.
Zwar blickte Rob sie ein paarmal an, aber nur kurz. Am Steuer seines Boots war er völlig verändert, er fühlte sich sichtlich wohl in seiner Haut. Hier war er in seinem Element. Hier gehörte er hin. Noch ein weiterer Grund, warum der Mann nicht gut für mich ist, dachte Honor.
Er brachte das Boot herum zur Südseite der Insel auf gleiche Höhe mit der Gedenkstätte. Honor hatte keine Ahnung, wie das äußere Riff aussah, also hoffte sie einfach, dass seine seemännische Erfahrung für die tückischen Gewässer ausreichte. Immerhin konnte sie die Insel sehen. Notfalls würde sie es schaffen, die dreihundert Meter dorthin zu schwimmen.
Ein schwacher Trost.
Nachdem Rob beide Anker ins Wasser gelassen hatte, zog er seinen ärmellosen Tauchanzug an, schnallte sich den Bleigürtel um, legte die Flasche mit dem Atemregler und die Geräteflossen an und schob sich die Maske zunächst hoch ins Haar. Ihre Panik war nicht so groß, dass Honor nicht registrierte, wie der Neoprenanzug sich an seinen muskulösen Körper schmiegte. Aber sie hatte zu große Angst, um es zu bewundern.
Rob erklärte ihr die Anzeigen auf dem kleinen Monitor. „Du bekommst hier GPS-Informationen über meine Position, meinen Luftvorrat und meine Tiefe. Ich schicke dir gelegentlich ein Signal, damit du weißt, dass es mir gut geht.“
„Und was mache ich, wenn es dir nicht gut geht?“ Honor hatte noch nie getaucht, im Notfall würde sie ihm nichts nützen.
Er zeigte auf eine blaue Taste. „Damit rufst du mich zurück. Pieps mich dreimal an, wenn du meinst,
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