Julia Extra Band 0349
wollte, packte Rio sie an der Schulter. „Mach die Tür nicht auf.“
„Warum nicht? Dante hat alles missverstanden. Ich muss nicht gerettet werden. Er hatte überhaupt kein Recht, herzukommen, denn du bist ja nicht …“
„Aber das ist es ja gerade! Ich bin Rio D’Aquila.“
Sie starrte ihn an, und er sah, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Ihre Lippen formten ein stummes Nein.
Rio fluchte und wollte nach Isabella greifen, doch sie wich taumelnd vor ihm zurück. Cristo, die Zeit lief ihm davon! Das Hämmern an der Tür hatte aufgehört, doch er war nicht dumm genug zu glauben, dass Dante Orsini aufgegeben hätte.
Ihm blieben nur wenige Momente, um zu erklären, dass das, was als Farce begonnen hatte, zur wichtigsten Angelegenheit in seinem Leben geworden war.
„Es stimmt, ich bin Rio.“
Die Augen weit aufgerissen, schüttelte Isabella wild den Kopf. „Nein, bist du nicht. Du bist sein Verwalter, Matteo Rossi.“
„Matteo Rossi ist mein richtiger Name. Obwohl … auch nicht wirklich. Es ist der Name, den man mir im Waisenhaus gegeben hat. Später habe ich den Namen Rio D’Aquila angenommen. Isabella, Liebling … verdammt, es ist alles so kompliziert.“
Tränen rollten ihr über die Wangen. „Warum hast du mich angelogen? Warum hast du mich denken lassen …“
Aus dem Schlafzimmer drang das Klirren von Glas. Dante Orsini hatte die Terrassentür eingeschlagen. Rio blieben nur noch Sekunden.
„Ich weiß es nicht. Aus einer Laune heraus … ein harmloser Scherz …“
„Ein Scherz.“ Ihre Lippen waren vollkommen blutleer.
„Wir kannten uns nicht … und hätten uns wahrscheinlich nie wiedergesehen. Aber dann …“
Dante stürzte sich auf Rio und versetzte ihm einen Kinnhaken. „Mistkerl!“, schrie er.
Rio taumelte zurück, doch sein Blick blieb auf Isabella haften. „Ich wollte es dir sagen, hundertmal. Selbst heute Abend habe ich es versucht.“
„Ein Scherz“, hauchte sie matt, und ihr Herz zerbrach in tausend Scherben. „Vorzugeben, jemand zu sein, der du nicht bist. Mir zu sagen, wir wären in seinem Haus, wenn es in Wahrheit dein Haus ist.“
„Isabella, ich flehe dich an …“
„Du hast mit mir geschlafen und …“
Ihr Schluchzen unterbrach ihren Satz. Rio stöhnte auf, wollte nach ihr greifen, doch Dante stieß ihn zurück.
„Iz, Anna wartet draußen“, knurrte Dante. „Sieh zu, dass du aus diesem Haus rauskommst, geh zu Anna, und warte im Wagen.“
„Nein“, rief Rio, „geh nicht. Lass mich erklären …“
„Das hast du bereits“, flüsterte Isabella. „Eine Laune, ein harmloser Scherz.“
„Ich wollte dir die Wahrheit sagen.“
„Wann? Bevor du mich verführt hast? Oder hinterher?“
Noch einmal versetzte Dante Rio einen wütenden Schwinger. Rio, der Boxer, hätte Izzys Bruder mit einem einzigen Haken zu Boden strecken können, doch er heulte nur vor Schmerz und Wut auf.
Wut auf sich selbst.
„Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, cara . Es war falsch und feige von mir, es nicht längst zuzugeben, aber …“
Doch Isabella hörte nicht mehr zu, das sah er. Sie kämpfte, um ihre Fassung zurückzuerlangen, und nie hatte sie schöner ausgesehen, stolz und würdevoll wie eine Königin. Sie war bereits dabei, ihn hinter sich zu lassen.
„Orsini, gib uns fünf Minuten“, bat Rio verzweifelt.
„Nicht in diesem Leben“, knurrte Dante. „Iz, wir gehen. Komm, Kleines, hak dich bei mir unter, und …“
„Schon amüsant“, sagte Isabella kalt. „Ich dachte, ich wäre die Einzige, die spielt.“
„Was?“
„Der Verwalter.“ Sie lächelte kühl. Wenn sie die nächsten Minuten durchstand, konnte sie sich einreden, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen war. „Ich muss gestehen, ich habe unser kleines Intermezzo genossen. Aber hätte ich vorher gewusst, wer du bist, hätte ich mich überhaupt nicht mit dir eingelassen.“
Der Mann, den sie als Matteo kannte, kniff die Augen zusammen. Gut. Sie würde das Messer noch tiefer rammen und dann die Klinge langsam drehen.
„Ich meine, ich kenne genügend Männer wie Rio D’Aquila, Männer mit Geld und Macht.“ Sie konnte nur hoffen, dass ihr Lächeln nonchalant und nicht gequält wirkte. „Doch Männer mit Schweißtropfen auf der Haut und Dreck unter den Fingernägeln, so ein richtiger Mann wie Matteo Rossi …“
„Izzy“, mischte sich ihr Bruder leise ein, „Kleines … geh zu Anna.“
„Dante kann es bestätigen.“ Sie legte die Hand auf den Arm ihres Bruders und
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