Julia Extra Band 0349
Schweigen war jetzt nicht mehr drückend, sondern aggressiv. Isabella, ihre süße, liebenswerte Isabella, die sich um jede Blume sorgte, die Pflanzen aus den Mülltonnen der gesamten Nachbarschaft holte und wieder gesund pflegte … Isabella, das Nesthäkchen, das sie alle anbeteten, verführt von einem Mann, dem der Ruf eines herzlosen Bastards vorauseilte … verführt und getäuscht von einem Kerl, der vorgab, ein anderer zu sein …
„Aber warum?“, fragte Draco.
Das wusste keiner. Ein bösartiger Scherz? Ein schlechter Witz? Sie debattierten. Diskutierten. Brachten Vermutungen und Vorschläge vor. Doch in einer Hinsicht waren sie sich einig: Ihre Izzy brauchte sie.
„Ich weiß, wo sie sind“, verkündete Anna. „Auf Mustique.“
Eine Stunde später hob der Orsini-Jet von der Startbahn ab.
11. KAPITEL
Um kurz vor acht scheuchte Isabella ihren Liebhaber aus dem Schlafzimmer.
Sie hatten geduscht – zusammen, und so hatte es natürlich länger gedauert. Matteo war rasiert und angezogen. Das schwarze Poloshirt schmiegte sich wie eine zweite Haut um seine breite Brust und betonte seine Schultern, sodass Isabella ihn am liebsten gleich wieder auf die zerwühlten Laken gedrückt hätte. Doch er hatte einen Tisch in einem Restaurant reserviert. So wie er achselzuckend „ein kleines Restaurant“ gesagt hatte, vermutete sie, dass es sich um etwas wesentlich Schickeres handelte.
Gleich nach ihrer Ankunft hatte Rio ein paar Sachen zum Anziehen für Isabella liefern lassen: ein Kleid, T-Shirts, Shorts, Sandalen. Nach anfänglichem Protest, dass er viel zu viel für sie ausgab und sie wenigstens die Hälfte der Kosten übernehmen wollte, hatte sie schließlich nachgegeben. Sie war mit willensstarken, stolzen und manchmal arroganten Brüdern aufgewachsen. Matteo besaß die gleichen Eigenschaften, darum hatte sie schließlich entschieden, sich von ihm verwöhnen zu lassen. Zumindest für eine Weile.
Ehrlich gesagt … es war ein wunderbares Gefühl, von einem Mann wie ihm verwöhnt zu werden.
Darum ließ sie sich von ihm auch schwungvoll zu einem dramatischen Kuss verführen, bevor sie ihn auf die Terrasse hinausschickte.
„In einer Viertelstunde bin ich fertig.“
Ihr umwerfend sexy Lover verdrehte die Augen. „Wer’s glaubt, wird selig.“
Sie lachte, er lachte zurück, stahl sich noch einen schnellen Kuss und verschwand dann durch die großen Glastüren.
Isabella wollte absolut perfekt für ihn aussehen und plante einen grandiosen Auftritt.
Wie viele Frauen hatten ihn wohl schon warten lassen, während sie sich zurechtmachten? Legionen, dachte sie und warf das Badelaken aufs Bett. Ein Mann wie Matteo musste die Frauen bestimmt mit dem Besen abwehren … Nein, sicher erledigte er das sehr viel netter. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er anders als freundlich und ehrenhaft mit anderen umging.
Dafür musste sie sich schließlich nur vor Augen halten, wie ehrlich er zu ihr gewesen war. Die meisten Menschen würden die Dinge, die er ihr von sich erzählt hatte, garantiert verschweigen. Und dazu kam noch, dass er so großzügig, zärtlich und sexy war, wie ein Mann nur sein konnte.
Er war ein moderner Prinz Charming – und er gehörte ihr. Zumindest heute Abend und für die nächsten Tage.
Plane nicht zu weit voraus, Isabella.
Nein, natürlich nicht. Aber die Möglichkeit bestand immer, oder nicht? Wozu waren Märchen überhaupt gut, wenn nicht ab und zu eines wahr wurde?
Die gelieferten Kleider lagen auf einem kleinen Sofa. Es waren wunderschöne Sachen. Matteo hatte wirklich an alles gedacht. Nun, an fast alles. Make-up war keines dabei, aber sie trug ohnehin selten Make-up. Außerdem strahlten ihre Augen und ihr Teint von dem ausgiebigen Liebesspiel mit ihm, und ihre Lippen wirkten voll und rot von seinen Küssen.
Slips lagen dabei, aber kein BH.
Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Dann würde sie dieses Kleid, diesen Hauch von Seide, der sie an schillernde Schmetterlingsflügel erinnerte, wohl ohne tragen müssen.
Ihre Brüste würden sich an dem feinen Stoff reiben, wenn Matteo sie in seine Arme zog, und wenn er ihr süße Komplimente ins Ohr flüsterte, könnte er sehen, welche Wirkung er auf sie hatte …
Bebend stieß Isabella die Luft aus. Erstaunlich, allein der Gedanke an ihn erregte sie.
Das Kleid passte, als wäre es für sie gemacht, ihre Schuhgröße hatte Matteo auch richtig geraten. Sie kämmte ihre Locken und dankte dem Schicksal, dass die Mähne sich wenigstens ein
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