Julia Extra Band 0349
trinken?“, riss Neros Stimme sie unsanft aus ihren Träumereien.
„Wasser, bitte.“ Sie musste heute Abend einen klaren Kopf behalten.
Die Darbietung auf der Tanzfläche trieb ihr die Röte in die Wangen. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Für die erste Verabredung mit ihrem Boss hätte Amanda sich eine weniger erotisch aufgeladene Umgebung gewünscht.
Mein Boss … wiederholte sie im Stillen. Es könnte schlimmer sein, dachte sie mit einem Anflug von Galgenhumor, während sie ihn unauffällig betrachtete.
Heute Abend trug Nero enge schwarze Hosen zu einem blütenweißen Hemd, dazu schwarze, auf Hochglanz polierte Schuhe. Seine schmalen Hüften wurden durch einen Ledergürtel betont. Er ist wie ein Tänzer gekleidet! wurde Amanda mit einem Anflug von Panik klar.
„Tanzen Sie auch?“, fragte sie, als nach dem Finale des Tanzpaares brausender Applaus einsetze. Ihre Stimme zitterte leicht.
„Ich liebe es!“, sagte Nero mit einem bedeutsamen Lächeln und stellte sein Weinglas auf den Tisch. „Wie jede Betätigung mit Körpereinsatz.“
Daran zweifelte Amanda nicht. Sie schluckte, als ein atemberaubend schönes junges Mädchen auf ihren Tisch zusteuerte. Hatte Nero sie darum hierhergebracht? Damit sie begriff, dass sie mit all diesen wunderschönen Frauen nicht mithalten konnte? Wollte er sie aus Rache demütigen, weil sie ihm Misty nicht verkauft hatte?
Amanda krampfte die Hände um ihr Glas. Als das Mädchen noch näher kam, sprang sie auf. Huch, was tue ich da? dachte ein Teil von ihr erschrocken. Der andere rief Nero laut zu: „Ich will tanzen!“ In einem Moment der Stille hallte ihre Stimme durch den Raum.
Alle Leute starrten sie an. Wie deplatziert sie in ihrem strengen Kostüm aussehen musste.
„Amanda?“
Groß und eindrucksvoll stand Nero vor ihr und reichte ihr die Hand. Während Amanda dem mitreißenden Rhythmus der Musik lauschte, machte sie eine kurze Bestandaufnahme: Ihr Rock war an der Rückseite geschlitzt, und alles, was bedeckt sein sollte, war bedeckt. Es konnte losgehen! Sie hob ihr Kinn und setzte den hochmütigen Blick einer Tangotänzerin auf.
„Sind Sie sich wirklich sicher?“, murmelte Nero, während er ihr auf die Tanzfläche folgte.
Sein warmer Atem kitzelte ihr Ohr. „Absolut sicher!“, flüsterte sie zurück.
Ich muss wahnsinnig sein! dachte sie. Sie war sich über gar nichts sicher. Aber immerhin hatte sie damals in der Schule alle Mädchen beim Schottischen Tanz übertroffen.
„Na dann …“ Nero zog Amanda mit einem Ruck an sich. Im Dämmerlicht des Klubs sah er finsterer und bedrohlicher aus als je zuvor.
Als Anerkennung für den etwas spärlichen Applaus hob Amanda ihr Kinn ein wenig höher. „Es ist besser, wenn Sie führen“, teilte sie Nero mit.
„Keine Sorge, das werde ich tun“, versicherte er.
„Und fangen Sie bitte langsam an …“
„Das habe ich vor.“ Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
Dann lag ihre Handfläche an Neros starker, warmer Hand, und eine Welt ganz unbekannter Gefühle öffnete sich Amanda. Es wird schon gut gehen! versicherte sie sich zuversichtlich. Sie würde nur mit ihm tanzen. Was konnte schon passieren? Im schlimmsten Fall würde sie eine Idiotin aus sich machen. Doch irgendetwas sagte ihr, dass Nero das niemals zulassen würde.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte Amanda ihre Hemmungen überwinden und etwas tun, wofür sie andere immer bewundert hatte. „Ich muss bloß aufpassen, dass ich Ihnen nicht auf die Füße trete“, flüsterte Amanda, während sie auf den Einsatz der Musik warteten.
„Entspannen Sie sich“, murmelte Nero. „Stellen Sie sich einfach vor, Sie wären ein Pony und ich würde Sie zureiten.“
Niemals! „Ich stelle mir lieber vor, dass ich eine Frau bin und Sie ein Mann, der mir freundlicherweise einen neuen Tanz beibringt!“
„Oh, ich bin sicher, dieser Tanz wird Ihnen vertraut vorkommen“, sagte Nero leise.
Amanda schluckte. Wahrscheinlich war sie die einzige Person im ganzen Saal, die den Tanz der Liebe noch nicht kannte. Doch sie spürte, dass ihr Körper bereits auf Neros Hand in ihrem Rücken und den hartnäckigen Druck seines Oberschenkels reagierte. Ohne dass sie darüber nachgedacht hatte, bewegte sie sich bereits zur Musik.
Nero lenkte sie so zart, einfühlsam und gleichzeitig so unmissverständlich, dass sie plötzlich begriff, warum niemand ein Pony so reiten konnte wie er. Er schien ganz genau zu wissen, was ihr gefiel.
„Sie tanzen gut“,
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