Julia Extra Band 0349
einen neuen Drink in die Hand gedrückt und ihn auf die Terrasse geführt, wo es weniger laut war.
„Für kleine Mädchen also, was?“
Rio hatte gelacht. „Alle guten Dinge gehen irgendwann zu Ende.“
Und Dante, der sich noch gut an seine Junggesellenzeit erinnerte, hatte sein Lachen wissend erwidert.
Sie stießen mit Bourbon an.
„Wie ich höre, baust du dir ein Haus in den Hamptons“, wechselte Dante dann das Thema.
New York war groß, aber in den Kreisen, in denen Dante und Rio verkehrten, machten Neuigkeiten schnell die Runde.
„Ja, in Southampton. Letzten Sommer habe ich dort einen Freund besucht, Lucas Viera. Er hat ein Haus direkt am Strand. Sehr ruhig, sehr abgeschieden. Es gefiel mir sehr gut. Und darum …“
„Darum“, Gabriella Orsini trat zu ihnen und hakte sich lächelnd bei ihrem Mann unter, „brauchst du jetzt einen Gärtner, richtig?“
Verwundert sah Rio sie an. Dann nickte er. „Sicher, irgendwann schon.“
„Wir kennen da zufällig einen wirklich genialen Gärtner“, fuhr Gabriella fort.
Zu Rios Überraschung lief Dante rot an.
„Izzy“, führte Gabriella weiter aus und deutete auf die blühenden Pflanzenkübel, die überall auf der Terrasse standen. „Das ist Izzys Werk. Genial, nicht wahr?“
Rio sah sich die Bepflanzung genauer an. Genial vielleicht nicht, dachte er, aber es sieht natürlich aus, was bei einer zweistöckigen Penthousewohnung auf dem Dach eines Hochhauses nicht leicht zu erreichen gewesen sein dürfte.
„Also, Izzy versucht gerade, sich zu vergrößern …“, druckste Dante herum, um sofort von seiner Frau unterbrochen zu werden.
„Und wir sind uns nicht zu schade für ein wenig Vetternwirtschaft, nicht wahr, Liebling?“
Da war der Groschen gefallen. Sein Geschäftsfreund, genauer gesagt die Frau seines Freundes, wollte einem Verwandten den Job zuschustern. Es musste ein Cousin oder ein Onkel sein, denn es gab nur vier Orsini-Brüder. Rio hatte sie alle schon einmal getroffen, keiner von ihnen hieß Izzy.
Die Terrassenbepflanzung sah gut aus. Und Rio mochte Dante und Gabriella. Außerdem stammte Gabriella aus Brasilien, seiner Wahlheimat. Darum gab Rio seinem Projektleiter Izzy Orsinis Adresse, als es darum ging, sich um einen Gärtner zu kümmern.
Doch Izzy Orsini kam nicht.
Der Projektleiter spähte immer wieder verstohlen auf seine Armbanduhr. Irgendwann reichte es Rio. Er sagte dem Mann, dass er ruhig gehen könnte. „Sie haben sicher Besseres zu tun, als hier auf jemanden zu warten, der nicht auftaucht.“
„Sind Sie sicher, Mr D’Aquila? Ich meine, ich kann auch …“
„Ich heiße Rio, das wissen Sie. Und ja, ist überhaupt kein Problem. Ich bleibe noch eine Weile, nur für den Fall.“
Das war vor zwei Stunden gewesen.
„Merda“, murmelte Rio und hieb den Spaten ins Erdreich. Je tiefer der Graben wurde, desto heftiger schäumte seine Wut. Langsam gingen ihm die Entschuldigungen für Dantes Cousin aus. Vielleicht hatte Orsini sich in der Zeit geirrt, vielleicht hatte er eine Panne gehabt, vielleicht hatte die Großtante Herzflattern bekommen … aber das waren alles keine Gründe, nicht anzurufen und Bescheid zu sagen!
Okay, jetzt habe ich genug Zeit verschwendet. Es wird unangenehm, Dante und Gabriella zu erzählen, dass Izzy Orsini es verbockt hat, aber so ist es nun mal!
Ein Pelikan flog auf den Ozean hinaus. Rio legte den Kopf in den Nacken und sah ihm nach. Er hatte dieses Stück Land gekauft, um sich hier zu entspannen. Im Moment war er meilenweit von Entspannung entfernt.
Über diesen Trottel nachzudenken, der sich einen guten Job durch die Finger gehen ließ, machte ihn wütend. Als er damals angefangen hatte, hätte er sich eine solche Möglichkeit nie entgehen lassen. Im Gegenteil: Er hätte sich überschlagen für einen gut bezahlten Job mit Potenzial für mehr. Kein Wunder, dass Gabriella diesen Orsini antrieb. Allein brachte der Mann offenbar nichts zustande.
Rios Muskeln schmerzten, die Haut an den Fingerknöcheln war abgeschürft, und unter seinen manikürten Fingernägeln saß ein dunkler Rand. Ehrlich gesagt hatten die zwei Stunden Graben ihm Spaß gemacht. Körperliche Arbeit hatte den gleichen Effekt wie der Boxring. Aber genug war genug.
Schweiß lief ihm über die Stirn. Er zog sich das T-Shirt über den Kopf und wischte sich damit übers Gesicht.
Die Sonne stand schon tief am Himmel. Er sollte losfahren. Aber in der Stadt wäre es laut und stickig … der Ozean lockte …
Spontan traf Rio eine
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