Julia Extra Band 0349
positioniert, und schließlich begann Nero mit dem ersten Schlag.
Auf donnernden Hufen rasten die Spieler über das Feld. Wie üblich sorgte Nero für einen frühen Vorsprung seines Teams. Ohne Zweifel war er der beste Reiter auf dem Feld. Aber selbst Nero ist nicht unverwundbar! dachte Amanda voller Sorge. Er konnte nicht allen schmutzigen Tricks seiner Gegner ausweichen.
Sie schrie warnend auf, als zwei Spieler des anderen Teams wie Geschosse auf ihn zurasten. Nero würde nie sein Pony in Gefahr bringen! Eher sich selbst.
Er entkam mit einer rasanten Drehung, und die Zuschauer atmeten erleichtert auf. Aber Amanda hatte gesehen, wie knapp es gewesen war. Ihre Angst um ihn wuchs. Offensichtlich hatte die gegnerische Mannschaft nur ein Ziel: Nero Caracas spielunfähig zu machen, und zwar endgültig.
Und doch hatte Nero nie stärker gewirkt. Er beherrschte das Spiel und sprang bei den Pferdewechseln mühelos von einem Ponyrücken zum nächsten. In diesen kurzen Sekunden hing alles von der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen Reiter und Trainer ab, und Amanda hätte für nichts in der Welt ihre Verantwortung an jemand anderen abgegeben.
Diese Sekunden gehörten ihr, und ausnahmsweise hatte Nero keine Zeit, mit ihr zu streiten.
Meine Angst ist völlig unbegründet, versuchte Amanda sich zu beruhigen, als die nächste Spielphase begann. Sie sollte sich einfach zurücklehnen und das Match genießen.
Ganz langsam begann sich Amanda zu entspannen. Gemeinsam mit den andern Zuschauern feuerte sie die Spieler an, bis sie heiser war. Jetzt schlug Nero einen Ball frei über das Feld und jagte ihm dann hinterher. Die anderen Reiter waren nicht schnell genug, um ihn zu stoppen, bevor er den Ball in ihr Tor schmetterte.
Unter stürmischem Applaus ritten die Teams nach der Spielphase vom Feld. Nero nutzte den Moment, um sein Trikot gegen ein frisches zu wechseln. Amandas Herz machte einen Hüpfer, als er das Hemd über den Kopf zog und seine atemberaubenden Muskeln entblößte, aber sie ließ sich nichts anmerken.
„Ich habe Colonel durch ein anderes Pony ersetzt“, teilte sie Nero mit.
„Nein! Das ist Colonels letztes Spiel. Ich werde ihm dieses Match nicht vorenthalten!“
„Aber sehen Sie ihn doch an!“
Der Hengst hatte Schaum vor dem Mund, und es waren zwei Männer nötig, um ihn zu halten.
„Es ist Ihr Job, ihn zu beruhigen.“
Während Amanda noch über diesen haarsträubenden Unsinn nachdachte, stieg Nero bereits in den Sattel. „Colonel hat lange auf diesen Augenblick gewartet“, rief er Amanda zu. „Nicht wahr, mein Junge?“
Amanda knirschte mit den Zähnen, als das Pony zugleich wachsam und ruhiger wurde.
„Er lässt sich nicht zähmen, Amanda!“, hörte sie hinter sich die Stimme des alten Gauchos.
Sie drehte sich zu Ignacio um. Hatte er Colonel oder Nero damit gemeint?
„Ein fantastisches Spiel“, erwiderte sie, aber sie hörte selbst, wie wenig überzeugt ihre Worte klangen. Selbst mit dem erfahrenen Cowboy an der Seite konnte sie ihre wachsende Angst um Nero nicht in den Griff bekommen.
„Schauen Sie nicht so besorgt.“ Ignacio folgte ihrem Blick. „Nero und Colonel haben eine ganz besondere Verbindung.“
Das konnte Amanda nur hoffen. „Ich wünschte nur, dieses Spiel wäre nicht ganz so brutal“, sprach sie ihre Angst aus.
Ignacio zuckte mit den Schultern. „Auf dem Feld sind einige der weltbesten Spieler versammelt. Was erwarten Sie?“
Dies ist aber kein Spiel, sondern Krieg, dachte Amanda. Sie war froh, dass Ignacio bei ihr blieb. Auch er hatte nur Augen für Nero, und sie erkannte, dass der Gaucho ihn so liebte, als sei er sein eigener Sohn.
Es kam ihr vor, als würde das Spiel von Minute zu Minute brutaler. In Neros Miene konnte sie lesen, wie aufgebracht er mittlerweile war, weil seine Gegner immer wieder unnötige Risiken für ihre Pferde eingingen. Gerade als sie dachte, sie könnte es keine Sekunde länger aushalten, warf er ihr einen Blick zu und tätschelte Colonels Hals. Es schien, als wollte er ihr versichern, dass alles in Ordnung war.
Sie rang sich ein Lächeln ab, doch Nero musste ihre Sorge erkannt haben. Mit einem kurzen Nicken galoppierte er davon und jagte dem Ball hinterher. Ein Spieler schlug ihn in der Luft, und der Ball änderte die Richtung.
Und plötzlich passierte es! Eine Gruppe des gegnerischen Teams donnerte direkt auf Amanda und Ignacio zu, die nebeneinander am vorderen Spielfeldrand standen. Ignacio packte Amanda am Arm und wollte sie
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