Julia Extra Band 0349
Liebe und Respekt an seine Großmutter.
Er zuckte zusammen, als Ignacio ihm den Ellbogen in die Seite stieß, um ihn auf Amanda aufmerksam zu machen. Mit einer geschmeidigen Bewegung stieg sie auf Mistys Rücken und lenkte ihr Pony in Richtung der weiten Steppe.
Als sie mit einem mühelosen Sprung über den Zaun setzte, anstatt durch das Tor zu reiten, stießen die Gauchos anerkennende Pfiffe aus, doch Nero schüttelte nur den Kopf und unterdrückte ein Lachen.
Erst einige Minuten später fiel ihm auf, dass er zum ersten Mal seit sehr langer Zeit einer Frau beim Reiten zuschaute.
Kurz vor dem Polospiel lag eine fieberhafte Spannung in der Luft.
Mehr noch. Amanda hatte den Eindruck, als würde sich jeder auf der Estanzia auf die Schlacht des Jahrhunderts vorbereiten. Dabei ging es doch nur um ein Freundschaftsspiel.
In der Steppe bedeutete Polo nicht nur Fiesta, sondern es war auch eine Gelegenheit, weit verstreute Freunde und Familie wieder zu treffen. Besucher kamen von nah und fern, manche mit eigenen Hubschraubern, Privatflugzeugen oder teuren Limousinen. Doch im Laufe des Tages füllte sich der Hof vor allem mit angeschlagenen Lieferwagen, zerbeulten Jeeps und Pferdeboxen. Ganze Familien ritten auf ihren Ponys ein, Lastesel mit Vorräten im Schlepptau.
All diese Menschen brauchten nicht nur Wasser und Schatten, sondern auch ausreichend Essen und sanitäre Anlagen. Zusammen mit den Angestellten der Ranch sorgte Amanda unermüdlich dafür, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg wurde.
Stolz betrachtete sie die fröhlich feiernden Menschen. Alle waren gekommen, um ihren Nationalhelden Nero Caracas spielen zu sehen. Nero stand für alles, was stolz und aufrecht an diesem Land war. In diesem Augenblick erkannte Amanda, dass sie hierhergehörte. Sie hatte das Gefühl, als wäre Argentinien in den wenigen Tagen bereits ihre Heimat geworden.
Genug geträumt! rief sie sich energisch zur Ordnung. Argentinien konnte niemals ihre Heimat werden. Bald würde sie nach England zurückkehren, und diese glücklichen Tage würden nur noch eine wunderbare Erinnerung sein.
Es wurde Zeit, sich um die Pferde zu kümmern. Die allgemeine Aufregung hatte sich auch auf die Ponys übertragen. Ausgerechnet Colonel war besonders nervös, stellte Amanda besorgt fest. Nero wollte den Hengst erst am Ende des Spiels reiten.
Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte er das Match auf Colonel begonnen. Nach der langen Wartezeit würde das Pferd erst recht außer Rand und Band sein.
Nero hatte ihre Meinung mit einer Handbewegung beiseitegewischt. „Er braucht nur ein bisschen Zeit, um sich zu beruhigen.“
Ich muss lernen, mich zu entspannen, wenn es um Nero geht, nahm Amanda sich vor. Doch als sie ihn in seinem Trikot sah, war der gute Vorsatz vergessen. Langsam sollte sie sich an seinen Anblick gewöhnt haben, aber er sah einfach zu gut aus!
Ihr Herz klopfte schneller, und sie konnte ihre Augen nicht abwenden. Zur Hölle! fluchte sie im Stillen. Nero war einfach der aufregendste Mann der Welt!
Zum Glück schien er nicht zu bemerken, was in ihr vorging. „Fertig?“, fragte er nur kurz.
„Fertig“, bestätigte sie ebenso knapp. Sie hatten beide die Pferde mehrfach auf Herz und Nieren geprüft, aber das änderte nichts an ihrer Sorge um ihn.
Amanda zuckte zusammen, als jetzt auch die Polo-Groupies eintrafen. Die jungen Argentinierinnen sahen aus, als wären sie direkt einer Modezeitschrift entsprungen. In hochhackigen Schuhen und superkurzen Miniröckchen stöckelten sie über den staubigen Hof und scharten sich schließlich um Nero.
Doch er beachtete sie gar nicht. Fast hätte Amanda Mitleid mit ihnen verspürt. Sie selbst wusste genau, dass ein Spieler vor dem Match konzentriert war, und sie erwartete gar nicht, dass Nero sich um sie kümmerte. Aber die Mädchen verstanden ihn nicht. Sie glaubten, sie müssten nur hübsch aussehen und sich lange genug in seiner Nähe aufhalten, damit er sie mit einem Lächeln belohnte.
Langsam ging sie zum Spielfeld. Sie hatte geahnt, dass dieses Match kein entspanntes Freundschaftsspiel werden würde, aber erst, als sie die Kommentare der Zuschauer hörte, begriff sie wirklich: Diese beiden Teams waren seit vielen Jahren erbitterte Konkurrenten.
Überrascht stellte Amanda fest, dass sie dem Ende des Spiels entgegenfieberte. Erst dann würde Nero in Sicherheit sein. Mit feuchten Händen sah sie zu, wie der Schiedsrichter mit den Teams sprach, dann wurden die Hymnen gespielt, der Ball
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