Julia Extra Band 0350
Leidenschaft. Schon jetzt war es viel mehr als nur das. Unvorstellbar, fast beängstigend intensiv.
Zärtlich streichelte sie Sergejs Rücken und drückte ihn an sich. Er blickte auf und schaute sie eindringlich an. Ein Mann voller Geheimnisse, Widersprüche und Leid. Als Hannah ganz zart seine Wange berührte, beugte er sich herab und küsste sie so leidenschaftlich, dass sie im Nu all ihre Zweifel und Ängste vergaß.
Ohne Vorbehalte erwiderte sie seinen Kuss und gab sich den wundervollen Gefühlen hin, die sein Liebesspiel in ihr weckte. Mit geschlossenen Augen genoss sie es, wie er ihre Brüste, ihren Bauch, ihre Schenkel mit Lippen und Händen erkundete, und drängte sich seinen erregenden Zärtlichkeiten lustvoll seufzend entgegen. Schließlich, als sie die süße Qual nicht länger ertragen konnte, schob sie Sergej zurück aufs Bett, um nun ihrerseits seinen Körper zu streicheln und zu küssen. Bewundernd glitten ihre Hände über seine samtene Haut. Trotz der Narben war er ein wunderschöner Mann mit einem perfekten, athletischen Körper. Sergej hatte auch zwei Tätowierungen: ein kunstvolles Kreuz auf seiner Brust und drei Türme wie die der Basiliuskathedrale auf der Rückseite der einen Schulter. Wofür die Tätowierungen standen, ließ sich nicht erraten: weitere Geheimnisse des Mannes, von dem sie so wenig wusste.
Als sie seine Narben berührte, wollte er ihren zärtlichen Händen zuerst ausweichen. „Nicht …“
„Tut es dir weh?“
Noch nie hatte er sie so offen, so verlangend angesehen. „Nein.“
Zart und behutsam presste sie ihre Lippen auf seine Narben, als könnte sie die alten Wunden heilen. War es vielleicht das, was sie wirklich wollte? Diesem verschlossenen, tief verletzten Mann Heilung zu bringen?
In jedem Fall war das Zusammensein mit ihm schon sehr viel mehr, als sie je beabsichtigt hatte. Sie war mit Sergej in diese Suite gekommen, um ihre Lust zu befriedigen und sich zu beweisen, dass dies alles war, was sie für ihn empfand. Stattdessen hatte sie womöglich genau das Gegenteil entdeckt.
Unwillkürlich hielt sie inne, als sie diese ungebetene Einsicht traf. Sie wollte nicht, dass es mehr war als nur eine Nacht. Nicht mit einem Mann wie Sergej, der so zynisch und voller dunkler Geheimnisse war.
Mit einem Mann, der sie gerade fast so geküsst hatte, als würde er sie … lieben.
Unmöglich. Wie es aussah, war sie noch immer ziemlich naiv.
Sergej hatte ihr Zögern anscheinend gespürt, oder vielleicht kämpfte auch er mit ähnlich widersprüchlichen Gefühlen. Jedenfalls drückte er sie plötzlich aufs Bett zurück, streifte sich rasch ein Kondom über und nahm sie mit einem machtvollen Stoß. Hannah kam ihm unwillkürlich entgegen und umfing ihn mit ihren Beinen. Alle Zweifel und Ängste waren im nächsten Moment vergessen, als er begann, sich mit ihr zu bewegen, und unbändige, entfesselte Leidenschaft alle anderen Gefühle hinwegfegte. Wild und heftig kamen sie zueinander, bis Hannah mit einem Aufschrei den Gipfel der Lust erreichte, auf den Sergej ihr nur Sekunden später folgte.
Eng umschlungen sanken sie atemlos auf das Bett zurück. Noch nie in ihrem Leben hatte Hannah sich so erfüllt, so glücklich gefühlt, und wusste doch, dass sie dieses Gefühl nicht zulassen durfte. Denn es war eine Täuschung. Was sie mit Sergej erlebt hatte, war nur Sex gewesen. Hatte er das nicht mehr als deutlich gesagt?
Du willst mich. Ich will dich. So einfach ist das.
Nur, dass es für sie in diesem Moment nicht mehr so einfach schien. Bebend atmete sie ein und versuchte, ihre chaotischen Gefühle zu unterdrücken. Ja, es würde einfach sein. Sie würde dafür sorgen, weil Sergej es so wollte … und sie auch.
Sergej streckte sich auf dem Rücken aus und lauschte seinem pochenden Herzschlag, der sich nur langsam beruhigte. Noch nie hatte eine Frau in seinen Armen so reagiert wie Hannah, noch nie hatte eine Frau solch unglaublich intensive Gefühle in ihm geweckt. Aber er hatte ja auch noch nie eine Frau wie sie gehabt.
Sein Herz krampfte sich zusammen, als er sich erinnerte, wie unglaublich zärtlich sie seine Narben geküsst hatte … die Zigarettenverbrennungen, die ihm seine Großmutter zugefügt hatte, wenn sie sich wieder einmal über ihn geärgert hatte, die lange Messerwunde, die er aus einem Kampf mit einer rivalisierenden Straßengang davongetragen hatte. Unwillkürlich ballte er abwehrend die Hände zu Fäusten. Er wollte dieses Gefühlschaos nicht. Der Sex mit Hannah hatte
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