Julia Extra Band 0350
am Flughafen bereits eine Limousine auf sie, die sie zum „George V“, dem legendären Luxushotel, brachte, wo Sergej eine königliche Suite gebucht hatte. Staunend ging Hannah durch die eleganten Räume und bewunderte hemmungslos die kostbaren Antiquitäten und nahezu unbezahlbaren Gemälde. Hinter einem der Bilder, das sich auf Knopfdruck zur Seite schob, verbarg sich ein riesiger Flachbildfernseher.
„Der hat sicher Kabelanschluss, oder?“, fragte sie erwartungsvoll.
Sergej, der sie amüsiert beobachtet hatte, lächelte. „Das wird aber extra berechnet.“
„Ich wusste doch, dass der Service hier mies ist!“
Sein herzliches Lachen klang wie Musik in ihren Ohren.
„Tatsächlich gibt es, glaube ich, über dreihundert Programme.“
„Nur dreihundert? Wie billig!“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ich werde mich beschweren.“
„Du musst mich für sehr hinterwäldlerisch halten“, meinte sie scherzhaft, aber ihr Blick war ernst. „Das alles ist so ungewohnt für mich.“
„Kein Problem. Für mich war es das ursprünglich auch.“
„Wirklich? Du bist ein richtiger Selfmademan, ja?“
„Das kann man so sagen.“
Sie deutete neckend auf den großen Fernseher. „Dann darf ich mich also durch die Programme zappen?“
„Oh, ich bin sicher, uns fällt etwas Besseres ein, als fernzusehen“, erwiderte Sergej und kam zu ihr.
Hannah ließ sich bereitwillig von ihm in die Arme nehmen, lehnte aber die Wange an seine Schulter. Ihr war natürlich klar, dass Sergej sie küssen und dann verführen wollte. Aber sie wollte es nicht. Noch nicht. Wenigstens für einen Moment wollte sie sich einfach an ihn schmiegen und seinem Herzschlag lauschen. Doch als sie glücklich seufzte, wich Sergej zurück und nahm sein BlackBerry aus der Jackentasche. „Wir müssen gleich los.“
Sie versuchte, ihre Enttäuschung zu ignorieren. „Wohin? Wir sind doch gerade erst angekommen.“
„Wir haben einen Termin in einer Boutique.“
„In einer Boutique?“, wiederholte sie überrascht.
„Du wirst mich hier auf verschiedene Veranstaltungen begleiten, und nach dem, was ich bisher an dir gesehen habe, nehme ich an, dass du ein paar neue Outfits brauchen kannst.“
Er schaute sie bei diesen Worten nicht einmal an, und Hannahs zarte Hochstimmung löste sich in Nichts auf. Dabei hatte er ihr gerade gesagt, dass er ihr Kleider kaufen wollte! Welche Frau hätte sich nicht darüber gefreut? Doch für Hannah hatte die Vorstellung einen fahlen Beigeschmack. Als wäre sie käuflich.
„Okay“, sagte Hannah dennoch. „Dann mache ich mich nur etwas frisch.“
„Gut.“ Sergej war damit beschäftigt, eine Nachricht in sein BlackBerry zu tippen, und blickte gar nicht auf.
„Drehen Sie sich.“
Hannah befolgte die Aufforderung der Verkäuferin und drehte sich, sodass der weite Rock des lavendelfarbenen, seidenen Abendkleides ihre schlanken Beine umspielte.
Sergej, der ihr, das BlackBerry in der Hand und einen Stapel Unterlagen auf dem Schoß, vom Sofa des privaten Vorführraums der exklusiven Boutique zusah, nickte zustimmend. „Perfekt.“
Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu, und die Verkäuferin führte sie in den Ankleidebereich hinter den Vorhängen, um ihr in das nächste Kleid zu helfen.
Es war ihr dritter Einkaufstripp in drei Tagen, und Hannah hatte seit ihrer Ankunft in Paris immer mehr das Gefühl, dass Sergej ihr auch auf diese Weise zeigen wollte, welcher Platz ihr in seinem Leben zukam. Was ihr gar nicht gefiel. Er distanzierte sich gefühlsmäßig bewusst von ihr, sodass sie das Gefühl bekam, lediglich eine … Geliebte zu sein. Auf jeden Fall schien er eine andere Vorstellung von ihrer Beziehung zu haben, als Hannah es hatte.
Wem will ich etwas vormachen? fragte sie sich, während sie in eine elegante, aber eher strenge schwarze Abendrobe schlüpfte. Sie hatten keine richtige Beziehung. Drei Tage aufregenden Sex und einige wenige liebevolle Momente. Das war’s. Aber sie liebte diese entspannten Momente, wenn sie Sergej zum Lachen und seine Augen zum Leuchten brachte. Meist aber trug er seine Autorität und seine Macht wie einen Schutzschild vor sich her, der ihn vor jeglichen Gefühlen abschirmte.
Die wenigen Moment aber genügten, dass Hannah es fast wieder wagte, an so etwas wie Hoffnung, Glück und, ja, sogar Liebe zu glauben.
Nein, sie durfte sich dieser Illusion nicht hingeben. Hatte sie denn das vergangene Jahr gar nichts gelehrt? Die Erfahrungen mit Matthew, mit dem ungeahnten Egoismus
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