Julia Extra Band 0350
Pflücken war, aber im letzten Moment hat ihn offenbar sein Gewissen eingeholt.
Herrje, mich packt gerade wieder eine unbeschreibliche Wut!!!
Und das Schlimmste ist, dass Patrick selbst mich gewarnt hat. Er hat mir mehr als einmal vor Augen gehalten, dass ein teurer Anzug und eine gepflegte Aussprache noch keinen Gentleman ausmachen, und ich bin trotzdem in seine Falle getappt.
Könnte ein echter Gentleman je so heimtückisch sein?
Nein, niemals. Das glaube ich nicht. Nicht einmal, um jemandem etwas Gutes zu tun.
Persönliche Aufzeichnungen von Patrick Knight. Magnetic Island, 2. Juni
Obwohl ich seit drei Tagen wieder in Australien bin, habe ich Molly immer noch nicht geschrieben. Ich befürchte, dass jede Nachricht von mir, egal welcher Art, sie im Moment zu sehr aufregen würde. Ihre Ausrede mit der Pollenallergie zeigt deutlich, wie tief ich bei ihr in Ungnade gefallen bin.
Dennoch sollte es möglichst bald zu einer Versöhnung kommen. Ich glaube nicht, dass wir unseren Haustausch noch genießen könnten, wenn weiter Eiszeit zwischen uns herrscht.
Selbstverständlich liegt es bei mir, den ersten Schritt in diese Richtung zu tun, nur weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie dieser Schritt aussehen könnte. Soll ich noch einmal versuchen, Molly die Beweggründe für mein Verhalten darzulegen? Sie hat jedes Recht, nach dem Warum zu fragen, doch ich bezweifle, dass ich ihr eine Antwort geben kann, die sie akzeptieren würde.
Ich glaube, es war ein Versuch, mich selbst zu schützen. Durch unseren E-Mail-Kontakt hatte Molly mich bereits so bezaubert, dass ich ihr unbedingt ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen wollte, aber andererseits wollte ich mich nicht persönlich verstricken.
Unter diesen Umständen war es natürlich ein fataler Fehler, sie zu küssen. Mir hätte klar sein müssen, dass ein einziger Kuss mich nur nach mehr verlangen lassen würde, was ja dann auch der Fall war. Und dieser Wunsch nach mehr hat mich veranlasst, einen noch größeren Fehler zu begehen und ihr dieses unselige Wochenende in Cornwall vorzuschlagen.
Wie erkläre ich das?
Ich könnte vorbringen, dass ich den Drang verspürte, an Mollys Enthusiasmus für neue Entdeckungen teilzuhaben, aber wer würde mir das glauben? Molly sicher nicht. Nicht nach diesem Kuss.
Das Verrückte daran ist, dass ich letztendlich in meine eigene Falle getappt bin. Ich habe mich schneller und heftiger in sie verliebt, als ich je für möglich gehalten hätte, durfte aber nicht einmal daran denken, mit ihr zu schlafen, bevor sie nicht die Wahrheit kannte. Und das wiederum bedeutete, Mollys Traum wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen.
Das war mein persönliches Waterloo. Dank meines erbärmlichen Umgangs mit der Situation ist unser „Traumdate“ in Mollys Augen zu einem Mitleidsdate geworden. Und ich musste zur Kenntnis nehmen, dass ich mich in eine warmherzige, hinreißende „echte“ Frau verliebt hatte, die ihrerseits in eine Wunschvorstellung verliebt war.
Molly wollte keine Realität. Sobald sie begriffen hatte, das Peter und ich ein und derselbe waren, kamen von ihr nur negative Rückmeldungen.
Sie hat mir ihre Verachtung ins Gesicht geschleudert.
Sie hat mich vor die Tür gesetzt.
Sie hat sich geweigert, meine Blumen anzunehmen.
Sie hat aufgehört, mir E-Mails zu schreiben.
Welcher Mann würde angesichts solch eindeutiger Botschaften noch seine innersten Gefühle offenbaren?
Bis auf Weiteres scheint also Schweigen meine einzige Option zu sein.
Mollys Tagebuch. London, 6. Juni
Heute Morgen fühlte ich mich zum ersten Mal stark genug, meine E-Mails zu checken. Es war nur eine da, aber die hat mich umso mehr gefreut, denn sie war von Karli. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, jemanden zu haben, der mich wirklich versteht und dem ich alles erzählen kann.
Dass Patrick nicht geschrieben hat, ist eher eine Erleichterung. Einen Grund, mir seinetwegen Sorgen zu machen, sehe ich jedenfalls nicht. Ich bin sicher, dass er es sich auf der Insel gut gehen lässt.
An: Molly Cooper
Von: Karli Henderson
Betrifft: Bin wieder online!
Hi Molly,
tut mir leid, dass mein Schweigen so lange gedauert hat. Der letzte Monat war ziemlich verrückt, aber jetzt haben Jimbo und ich uns endlich in Cairns eingerichtet. Wir haben eine nette Wohnung gefunden und sogar schon ein paar neue Freunde gewonnen (die dich natürlich nicht ersetzen können, Molly!), sodass wir insgesamt sehr zufrieden
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