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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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darüber ihre Strickjacke. Sie hatte es gerade noch geschafft, pünktlich im Foyer zu erscheinen.
    Sie waren zur Villa Balbiannello gefahren, die als erster Anlaufpunkt auf Marcos Liste stand, und hatten eine Privatführung durch die Kunstsammlung erhalten. Danach hatten sie den Lunch in einem eleganten kleinen Restaurant eingenommen – auch wenn Lily die exzellente Pasta nicht wirklich hatte genießen können, weil sie noch immer viel zu aufgewühlt war.
    Dann waren sie zu der zweiten Villa gefahren. Hier hatte Lily den Briefwechsel der ehemaligen Besitzer der Villa mit einem englischen Aristokraten untersucht. Als dritter Sohn eines Herzogs war der Engländer seiner Gesundheit wegen nach Italien gekommen. Nach seiner Rückkehr hatte er der Tochter des italienischen Hauses nicht nur Liebesbriefe geschrieben, sondern in seinem Heim in Yorkshire auch einige Zeichnungen von ihr angefertigt und seiner Angebeteten geschickt.
    Aidan Montgomery war an Tuberkulose gestorben, bevor die beiden jungen Leute heiraten konnten. Während Lily die Dokumente studierte, fragte sie sich, ob die Wasserflecke auf dem Pergament von den Tränen der Verlobten stammten.
    Marco hatte bemerkt, wie konzentriert sie auf diese Flecke starrte. Und als sie auf seine Frage hin ihre Überlegungen aussprach, lautete sein trockener Kommentar nur, dass die Trauer um den Verlobten Teresa d’Essliers nicht davon abgehalten hatte, wenig später einen anderen zu heiraten.
    „Eine arrangierte Ehe aus kommerziellen Gründen“, hatte der Kurator daraufhin erklärt. „Ihr Vater war Bankier und hatte durch Spekulationen viel Geld verloren. Der gewählte Ehemann war Kunde der Bank – ein reicher Seidenkaufmann, der mit der Hochzeit seinen gesellschaftlichen Status aufwerten wollte.“
    „Haben wir Zeit, die Seidenwebereien in Como zu besuchen?“, wandte Lily sich jetzt an Marco, als das Boot sie über den See zu ihrem nächsten Besichtigungstermin brachte.
    Seit Jahrhunderten war Como ein Seidenzentrum. Die Blütezeit der Herstellung war zwar vorbei, da der Import von chinesischer Seide inzwischen kostengünstiger war, aber in Como verarbeitete Seide wurde noch immer weltweit geschätzt, vor allem von Inneneinrichtern und Modeschöpfern.
    „Möchten Sie eine sehen?“ Marco hielt seine Stimme bewusst nüchtern, er wollte Abstand zu ihr zu wahren.
    Bei seinem kalten Ton krümmte Lily sich innerlich, nur würde sie sich das nicht anmerken lassen. „Ja, das würde ich gerne“, antwortete sie ruhig. „Es wird nützlich für die Ausstellung sein.“ Auf seinen fragenden Blick hin führte sie aus: „Wir versuchen, auch jüngere Menschen für die Ausstellung zu begeistern. Meiner Meinung nach wird es helfen, wenn wir so viele persönliche Details wie möglich einflechten. Ich denke, Comos Seidenwirtschaft wäre gerade für Jüngere interessant. Außerdem muss ich zugeben, dass ich selbst gern einen Blick auf die Archive der Firmen werfen würde, die schon seit Jahrhunderten mit Seide zu tun haben. Zwar ist es nicht mein Spezialgebiet, aber ich habe einige Restaurationsarbeiten gesehen, und die Stoffe sind einfach wundervoll.“
    „Überrascht mich, dass Sie Comos Verbindungen zur Modewelt nicht zur Sprache bringen. Ich hätte gedacht, dass Sie das besonders interessieren müsste. Schließlich haben Sie ja selbst mit diesem Geschäft zu tun, nicht wahr?“
    „Was meinen Sie?“, fragte sie scharf. „Was soll ich damit zu tun haben?“
    „Nun, Ihre Nebenbeschäftigung – das Fotostudio“, erinnerte er mit finsterer Miene.
    Vor Erleichterung wurde ihr fast schwindlig. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte sie gedacht, er könnte etwas über ihre Vergangenheit und ihren Vater erfahren haben. „Wie ich Ihnen schon mehrere Male sagte … ich habe lediglich jemandem einen Gefallen getan.“
    „Und dieser jemand ist natürlich ein Mann.“ Warum tat er sich das an? Bevor Lily in sein Leben getreten war, hatte er so etwas wie Eifersucht nicht gekannt.
    Jetzt jedoch empfand er sie, und es saß ihm wie ein giftiger Dorn in der Seite, dass ausgerechnet Lily ein solch zerstörerisches Gefühl in ihm erweckte. Sie stand für alles, was er verachtete, es müsste eigentlich undenkbar für ihn sein, sie zu begehren, geschweige denn zu fühlen, was er für sie fühlte.
    „Ja.“ Sie konnte es schließlich nicht leugnen. Hätte sie doch nur ihrem Halbbruder nicht geholfen. Wären Marco und sie sich doch erst beim Empfang begegnet und nicht in dem schäbigen

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