Julia Extra Band 0350
war schön, äußerlich wie innerlich. Sie war alles, was ein Mann sich wünschen konnte, und jeder Mann, der sie gehen ließ, wäre ein Narr.
Lily wachte langsam aus dem Schlaf auf. Aber wenn sie die Augen geschlossen hielt, würde sie den wunderbaren Traum noch ein Weilchen weiterträumen können. In ihrem Traum lag sie sicher und warm in Marcos Armen. Unter ihrer Hand, die sie auf seine nackte Brust gelegt hatte, konnte sie seinen Herzschlag spüren …
Sie riss die Augen auf. Sie konnte seinen Herzschlag tatsächlich spüren! Sie lag mit Marco in einem Bett! Wie war das möglich? War sie etwa zur Schlafwandlerin geworden und mitten in der Nacht ins Schlafzimmer gegangen? Sie hob den Kopf, sah Marco an … und sofort zog er den Arm zurück und stand auf, um sich den Bademantel anzuziehen.
„Es sah nicht sehr bequem aus, wie du da auf dem Sofa geschlafen hast. Deshalb habe ich dich hier herübergetragen. Dieses Bett bietet genug Platz für zwei.“ Damit verschwand er im Bad, bevor sie irgendetwas sagen konnte.
Erleichtert stellte Lily fest, dass sie vollständig angezogen war, gleichzeitig jedoch überlegte sie mit Schrecken, dass sie es wohl gewesen sein musste, die im Schlaf so nah an ihn herangerückt war, schließlich hatte sie von ihm geträumt. Warum hatte Marco keine Erklärung von ihr verlangt? Etwa weil er es gewohnt war, dass willige Frauen sich ihm anboten? Frauen, die er nicht lieben konnte, weil seine Liebe einem Mädchen galt, das für ihn verloren war? Und Lily war nur eine weitere Frau, die ihm völlig gleichgültig war?
Das Herz lag ihr schwer wie ein Stein in der Brust.
Es wurde ein arbeitsreicher Tag. Am Vormittag besichtigten sie zwei Villen, nahmen einen leichten Lunch ein und fuhren gleich weiter zum nächsten Termin. Trotz aller Geschäftigkeit gelang es Lily nicht, die Erinnerung an den goldenen Moment, als sie in Marcos Armen aufgewacht war, zu verdrängen. Sie hütete das selige Glücksgefühl wie einen Schatz. Doch ihr Schatz bestand wohl eher aus Katzengold, denn der Moment hatte Marco nichts bedeutet. Sie bedeutete Marco nichts.
Inzwischen war es später Nachmittag geworden. Sie hatten einen Kaffee auf der Terrasse eines hübschen kleinen Cafés am Seeufer eingenommen, und Marco war gerade hineingegangen, um die Rechnung an der Kasse zu begleichen. Die Tasse mit dem letzten Schluck Kaffee noch in der Hand ließ Lily den Blick über die Szenerie wandern, als sie plötzlich entsetzt die Augen aufriss.
Anton Gillman stand auf der anderen Straßenseite! Lily war davon ausgegangen, dass er zusammen mit den anderen Modeleuten die Gegend längst verlassen hätte und nach Mailand zurückgekehrt wäre. Offensichtlich hatte sie sich geirrt.
Sie sank in ihren Stuhl und machte sich so klein wie möglich, hoffte, dass er sie nicht sehen würde. Doch ihre Hoffnung wurde enttäuscht. Er entdeckte sie und steuerte prompt entschlossen auf sie zu. Welch grausamer Zufall! Lily wurde wieder zum Teenager, krank vor Angst und Ekel, weil sie wusste, was er von ihr wollte.
Jetzt stand er vor ihr und lächelte dieses widerwärtige Lächeln, das sie nie hatte vergessen können. „Lily, meine Schöne.“ Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange und triumphierte, als sie unwillkürlich zurückzuckte. „Ah, du bist also noch immer so … empfindsam. Es wird mir ein Vergnügen sein, herauszufinden, wie empfindsam du wirklich bist … wenn ich dich erst überzeugt habe, mir nachzugeben.“
Vom Inneren des Cafés aus sah Marco den großen dunkelhaarigen Mann auf Lily zugehen. Er erkannte ihn sofort wieder. Ihr Exlover. Wut und Eifersucht stürzten jäh auf ihn ein. Vor ihm standen noch immer zwei Leute in der Schlange. Ein älterer Herr, der offensichtlich nicht mehr sehr gut sehen konnte, suchte umständlich in seinem Portemonnaie nach den passenden Münzen.
Marco sah nur, wie der Mann draußen sich vorbeugte, Lily saß außerhalb seines Blickfelds. Und bei der Intensität, mit der die Gefühle in ihm explodierten, konnte er die Wahrheit nicht länger leugnen. Er war eifersüchtig. Eifersüchtig auf diesen anderen Mann, der Lilys Aufmerksamkeit für sich beanspruchte, der Rechte auf sie anmeldete. Weil … weil sie ihm mehr bedeutete, als er sich bisher eingestanden hatte?
Wie hatte das passieren können? Wann war sie ihm so wichtig geworden? Sein ganzes Leben hatte er darauf geachtet, sich emotional auf niemanden einzulassen. Wie war es Lily gelungen, unter seinen Barrieren
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