Julia Extra Band 0350
bereit, ihre Familien zu verlassen, um nach Aura zu kommen.“
Er zuckte die Achseln. „Die Kosten sind nebensächlich. Und wenn es sein muss, finde ich auch in Athen zwei Näherinnen für Sie. Ich will nur, dass der Endspurt der Vorbereitungen für Larissa so stressfrei wie möglich verläuft.“
Und außerdem willst du mich bei meiner Arbeit überwachen, dachte Belle zornig. Aber was sollte sie dagegen tun, wo er doch nur seiner Schwester helfen wollte? Ihr war Larissas hoffnungsvoller Gesichtsausdruck bei seinem Vorschlag nicht entgangen.
„Sie scheinen zu vergessen, dass ich in London auch noch ein Geschäft zu leiten habe“, meinte sie.
„Haben Sie zurzeit viele andere Aufträge?“, fragte Loukas mit einem harmlosen Lächeln, das allerdings nur seine eiserne Entschlossenheit, sich durchzusetzen, kaschierte. „Vielleicht kann eine Ihrer Angestellten während Ihrer Abwesenheit die Leitung übernehmen? Natürlich zahle ich Ihnen ein Extrahonorar für Ihr bereitwilliges Entgegenkommen.“
Belle wusste, wann sie sich geschlagen geben musste. „Ich denke, es ist möglich.“
„Ausgezeichnet. Das wäre also geregelt.“ Loukas sah sie triumphierend an. „Geben Sie mir eine Liste der Sachen, die Sie brauchen. Ich erledige dann alles.“
Sein zufriedener Ton brachte Belle auf die Palme. Sie warf ihm einen erbitterten Blick zu, den er mit einem spöttischen Lächeln quittierte. Aber es war dieses Glitzern in seinen Augen, die stumme Erinnerung daran, dass es gehörig zwischen ihnen knisterte, was sie in Aufruhr versetzte. Sie hatte mit fünf Tagen auf Aura gerechnet, und jetzt war sie verpflichtet, bis zur Hochzeit zu bleiben. Das bedeutete, sie würde in den nächsten fünf Wochen gegen die überwältigende Anziehungskraft ankämpfen müssen, die Loukas auf sie ausübte. Kein Wunder, dass ihre Hand leicht zitterte, als sie nach ihrem Champagnerglas griff und einen tiefen Schluck nahm.
Der Rest des Abends war für Belle die reine Tortur. Sie versuchte, sich zu entspannen und mit Larissa und den anderen zu plaudern. Aber die ganze Zeit über war sie sich bewusst, dass Loukas sie beobachtete. Und auch sie konnte nicht verhindern, dass sie immer wieder zu ihm herüber sah. Wenn ihre Blicke sich trafen, errötete sie und schaute hastig fort. Selbst wenn sie ihn nicht ansah, konnte sie seine Gegenwart körperlich spüren. Sie brauchte nur den intensiven Duft seines Rasierwassers zu riechen, und schon flatterten ihre Nerven.
Sie wusste nicht, wie sie mit dieser unerwarteten Reaktion auf ihn umgehen sollte. Das Ganze machte ihr Angst und war gleichzeitig wahnsinnig aufregend. Auf jeden Fall hatte sie so etwas noch nie erlebt. In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken immer lauter. Loukas war zu mächtig, zu willensstark. Und er spielte in einer ganz anderen Liga als sie. Vielleicht sollte sie von dem Auftrag zurücktreten, nach London flüchten und vergessen, dass sie Loukas Christakis je kennengelernt hatte.
Sie schaute zu Larissa, die bei ihrem Georgios stand und über irgendetwas lachte, das er gesagt hatte. Das Mädchen sah so glücklich aus. Ich kann sie einfach nicht im Stich lassen, dachte Belle schweren Herzens. Und sie konnte doch den wichtigsten Auftrag ihrer Karriere nicht zurückweisen, nur weil sie sich von Larissas Bruder angezogen fühlte! Wenn es ihr gelang, ihm die nächsten Wochen aus dem Weg zu gehen, war das Problem gelöst.
Larissa kam zu ihr. „Ich fliege heute Abend mit Georgios, Cassia und Acantha nach Athen zurück“, teilte sie ihr mit. „Gleich morgen früh bin ich wieder da.“ Sie sah Belle bekümmert an. „Es tut mir so leid, Sie hier allein zurückzulassen. Aber eigentlich sind Sie gar nicht allein – Loukas ist ja hier“, fügte sie hinzu und strahlte. „Wenn Sie irgendetwas brauchen oder Probleme haben, wird er Ihnen gerne helfen.“
„Ich bin sicher, das wird nicht nötig sein“, murmelte Belle und verschwieg, dass ihr einziges Problem Loukas selbst war. Bei der Vorstellung, eine Nacht allein mit ihm in der Villa zu verbringen, bekam sie erneut Panik. Aber sie schaffte es, den inneren Aufruhr zu verbergen. Beruhigend lächelte sie Larissa zu.
Sie wünschte allen eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer. Ein paar Minuten später hörte sie den Hubschrauber starten. Sie war zu überdreht, um sich schon ins Bett zu legen. Wie nicht anders zu erwarten, musste sie schon wieder an Loukas denken. Geschickt hatte er es so hingedreht, dass sie jetzt doch auf Aura geblieben
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